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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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ihn
aufgegriffen und mich angerufen, weil er immer eine Kette mit Telefonnummer um
den Hals trug. Als ich nach Hause kam, wurde es bereits dunkel. Ich sah
Polizeiwagen durch den Ort fahren und dachte schon, da ist etwas mit Sven
passiert, aber als ich ausstieg, kamen Sarah und Sven schon den Weg entlang.
Seine Jacke war über und über mit Schlamm bedeckt. Er war immer noch verstört.
Sarah berichtete, dass er in eine Torfgrube geraten war. Sie hat ihn dort
gefunden und mit nach Hause genommen. Kurz darauf verbreitete sich die
Nachricht von den verschwundenen Radfahrerinnen im Dorf und überall wimmelte es
vor Polizei. Ich bekam Angst.«
    »Hat Sven etwas gesagt?«
    Thiele schüttelte vehement den Kopf. »Nein, Sven reagiert nicht
so. Wenn er in einer Ausnahmesituation ist, dann schweigt er beharrlich,
manchmal sogar über mehrere Tage. Ich hatte damals wirklich … Ich meine … Sven
war verschwunden und die jungen Mädchen … Sie verstehen schon. Sven ist
sanftmütig wie ein Reh, aber manchmal eben auch aufbrausend, da weiß er nicht
mehr, was er tut, verstehen Sie, Herr Trevisan. Ich habe mit mir gehadert, es
gab sogar Momente, da wollte ich selbst zur Polizei, aber ich … Er ist mein
Sohn. Auch wenn ich oft genug zweifelte, es kamen immer wieder die Gedanken,
wenn er aus Wut … weil er gekränkt war … Aber nein, ich meine, er hat bei
seinen Wutausbrüchen Kraft wie ein Berserker, einmal hat er sogar eine
Tischplatte mitten durchgeschlagen, mit der bloßen Faust. Es gab wirklich
Momente, da glaubte ich … Aber ich glaubte an das Gute in ihm und ich kam zur
Überzeugung, dass er nichts mit den verschwundenen Mädchen zu tun hat. Dann
fand man diese Kette bei ihm und nahm ihn mit. Als er wieder freikam, war er
nicht mehr derselbe, es war, als wäre die gute Seite in ihm gestorben. Ich
hatte keine Wahl, ich wurde nicht mehr mit ihm fertig. Angelika starb und ich
war alleine. Aber trotzdem dauerte es noch mehrere Monate, bis ich endlich
einen Therapieplatz für ihn bekam. Diese Zweifel, ich … Manchmal schäme ich
mich dafür, dass ich damals auch nur einen Moment daran gedacht habe, Sven
könnte … aber … Er ist kein Mörder.«
    »Ich verstehe Sie gut«, antwortete Trevisan. »Und es ist
endlich an der Zeit, dass dieser Fall aufgeklärt wird. Dieses ganze Dorf leidet
darunter, Sie, Ihr Sohn und alle, die hier wohnen. Aber ich brauche Ihre Hilfe,
damit ein für alle Mal ein Schlussstrich gezogen werden kann.«
    Thiele fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Ja, Sie
haben recht, ich werde Ihnen helfen.«
    »Könnte ich sein Zimmer sehen?«, fragte Trevisan.
    »Sicher, wir können sofort …«
    »Sagen wir am Montag«, antwortete Trevisan. »Ich würde noch
meine Kollegin mitbringen, die eine Ahnung von der Materie hat, sie ist
Polizeipsychologin und soll auch das Gespräch mit Sven führen.«
    »Wann immer Sie wollen«, antwortete Rudolf Thiele dankbar.
     
    Erklärungen

30
    »Du kannst mich mal …«, hallte die Stimme aus dem Zimmer.
Die Tür wurde aufgerissen und ein junger Mann mit Zornesröte im Gesicht stürmte
an Trevisan vorbei und streifte ihn an der Schulter.
    »Das muss ich mir von dir nicht sagen lassen, bei allem, was
ich für dich getan habe, ich bin noch immer dein Vater, vergiss das nie!«,
dröhnte eine dunkle Stimme aus dem Büro. Doch bereits bevor das letzte Wort
verklungen war, hatte der junge Mann das Gebäude verlassen. Krachend schlug die
Außentür zu.
    »Immer das gleiche Theater«, murmelte der Mann im Büro noch,
ehe Trevisan aus der Ecke hervortrat und an die offen stehende Tür klopfte.
Drinnen stand der Oberkommissar hinter seinem Schreibtisch. Seine Wut war ihm
deutlich ins Gesicht geschrieben. Der uniformierte Polizist zuckte zusammen,
ehe er sich über das Haar fuhr und Trevisan einen fragenden Blick zuwarf. »Was
wollen Sie denn?«, fragte er barsch.
    »War das Ihr Sohn?«, fragte Trevisan. »Kinder machen einem
immer Probleme. Egal ob klein oder groß.«
    Klein riss sich sichtlich zusammen, ehe er sich aufrichtete.
»Das mag wohl so sein«, antwortete er. »Weshalb sind Sie hier?«
    »Ich will mit Ihnen über das Verschwinden dieser Radfahrerinnen
vor drei Jahren in Tennweide reden«, antwortete Trevisan wahrheitsgemäß.
    »Also doch ein Presseheini, ich wusste es gleich. Ich wüsste
nicht, warum ich mit Ihnen darüber reden sollte, Herr … Herr …«
    »Trevisan. Mein Name ist Trevisan.«
    »Herr Trevisan«, wiederholte der Polizist. »Ich denke nämlich,
das

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