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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Person gesagt, Herr? Ich hätte Frau sagen sollen.«
    »Eine Frau?! Dein toter Kamerad hat gerade voll Hochmut darauf hingewiesen, daß Yeyac keinerlei Verwendung für Frauen hatte, nicht einmal als Opfer.«
    »Ich nehme an, diese Frau hat keine Verwendung für Männer, obwohl ein Mann, der Frauen mag, sie wahrscheinlich sehr hübsch und anziehend finden würde. Doch in der Kunst des Regierens, der Listen und Ränke ist sie wahrhaft unübertrefflich. Deshalb hat Yeyac bereitwillig alle ihre Ratschläge befolgt. Auf ihr Drängen hat er die erste Gesandtschaft an den spanischen Gouverneur geschickt. Ich wage zu behaupten, als wir von Eurer Rückkehr erfuhren, wäre sie am liebsten mitgekommen, wenn es ihr erlaubt gewesen wäre. Sie hält Eure Cousine Améyatl in strenger Haft.«
    »Laß mich raten«, sagte ich finster. »Dieses gerissene Weib heißt G’nda Ké.«
    »Das stimmt«, sagte der Mann überrascht. »Habt Ihr von ihr gehört, Herr? Ist der Ruf ihrer Weisheit sogar über die Grenzen von Aztlan hinaus gedrungen?«
    »Sie hat einen Ruf, soviel will ich dir verraten.« Das Gewitter war vorüber, die meisten Wolken waren weitergezogen, und Tonatiú, der heiter im Westen unterging, schenkte dem Tag noch einmal sein Licht. Ich wußte, wo wir uns befanden. Bald würden die ersten verstreuten Häuser und bestellten Felder von Aztlan vor uns liegen. Ich forderte Pakápeti mit einer Handbewegung auf, neben mir zu reiten.
    »Noch vor Einbruch der Dunkelheit wirst du dich im letzten verbliebenen Bollwerk des ehemaligen Herrschaftsbereichs der Azteca befinden. Es ist ein weniger bedeutendes, aber trotzdem stolzes und blühendes Tenochtitlan. Ich hoffe, es wird dir gefallen.« Seltsamerweise sagte sie nichts und wirkte überhaupt nicht erleichtert oder neugierig. Ich fragte: »Warum bist du so niedergeschlagen, Zehenspitze?« Es klang sehr gereizt, als sie antwortete: »Du hättest mir wenigstens erlauben können, einen der drei Männer zu töten.«
    Ich seufzte. Offenbar wurde Pakápeti eine ebenso unweibliche Frau wie die schreckliche G’nda Ké. Ich wandte mich wieder dem Krieger neben meinem rechten Steigbügel zu und fragte: »Wie heißt du?«
    »Man nennt mich Nochéztli, Herr.«
    »Sehr gut, Nochéztli. Ich will, daß du vor uns hergehst, wenn wir die Stadt erreichen. Ich nehme an, die Bewohner werden aus den Häusern kommen, um uns zu sehen. Du wirst laut immer und immer wieder verkünden, daß Yeyac verdientermaßen von den Göttern erschlagen worden ist, die seiner Verrätereien schließlich überdrüssig waren. Außerdem wirst du allen sagen, daß ich, Tenamáxtzin, der rechtmäßige Nachfolger, als Aztlans neuer Uey-Tecútli meinen Wohnsitz im Palast nehmen werde.«
    »Das werde ich tun, Tenamáxtzin. Ich habe eine Stimme, die beinahe so laut werden kann wie die von Tlaloc.«
    »Noch etwas, Nochéztli. Sobald ich im Palast bin, werde ich dieses fremdländische Kostüm ausziehen und angemessene Kleidung anlegen. Während ich damit beschäftigt bin, läßt du das gesamte Heer von Aztlan auf dem Hauptplatz der Stadt antreten.«
    »Herr, ich habe nur den Rang eines Tequiua. Ich besitze nicht die Autorität, Befehle …«
    »Hiermit übertrage ich dir diese Autorität. Deine Kameraden werden wahrscheinlich aus reiner Neugier ohnehin zusammenlaufen. Ich will, daß jeder Krieger, Azteca und Mexica, auf dem Platz ist, nicht nur die gesamte Kriegerkaste, sondern auch jeder gesunde Mann, der ein Handwerk oder Gewerbe betreibt, falls er für den Kampf ausgebildet worden ist und im Falle eines Krieges eingezogen werden kann. Sorge dafür, Nochéztli!«
    »Hm … Verzeihung, Tenamáxtzin, aber manche der Krieger, die Yeyac treu ergeben waren, werden sich bei der Nachricht vom Tode ihres Herrn möglicherweise in die Hügel zurückziehen.«
    »Wir werden sie verfolgen, wenn wir es für richtig halten. Aber glaub nicht, du könntest ebenfalls verschwinden, Nochéztli, sonst wirst du als erster gejagt, und die Art deiner Hinrichtung wird Stoff für eine Geschichte liefern, die man sich noch lange erzählt. Ich habe bei den Spaniern Dinge gelernt, die selbst die grimmigsten Rachegötter in Staunen setzen würden. Darauf küsse ich die Erde.«
    Der Mann schluckte hörbar und sagte: »Ich stehe immer zu Euren Diensten, Tenamáxtzin.«
    »Gut. Wenn sich daran nichts ändert, wirst du vielleicht doch noch alt werden. Sobald das Heer angetreten ist, zeigst du mir vom höchsten bis zum niedersten Rang jeden Mann, der sich Yeyac bei

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