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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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übereinander, damit es weich ist. Wenn Améyatl eingeschlafen ist, kommst du zu mir nach unten.«
    »Es ist mir eine Ehre«, sagte Zehenspitze, »der Dame Améyatl zu dienen.«
    Meine Cousine beugte sich vor und küßte mich auf die Wange, aber nur flüchtig, um mich nicht durch den Gestank ihres Körpers oder ihren schlechten Atem abzustoßen, und ging mit Zehenspitze hinaus. Ich wandte mich wieder G’nda Ké zu.
    »Ich habe bereits zwei Palastwachen erschlagen. Ich nehme an, alle anderen, die im Augenblick hier beschäftigt sind, haben dem Betrüger Yeyac während seiner Herrschaft ebenfalls widerspruchslos gedient.«
    »Das stimmt. Eine Reihe Dienstboten hat das entschieden abgelehnt, aber sie haben sich schon lange andere Stellungen gesucht.«
    »Dann befehle ich dir, diese treuen Diener ausfindig zu machen und zurückbringen zu lassen. Außerdem befehle ich dir, die derzeitige Dienerschaft ausnahmslos zu beseitigen. Ich kann mir nicht selbst die Mühe machen, so viele Diener zu erschlagen. Ich bin sicher, als Schlange kennst du ein Gift, das sie alle im Handumdrehen töten wird.«
    »Aber selbstverständlich«, erwiderte sie so gelassen, als hätte ich sie um einen Beruhigungssaft gebeten. »Gut. Du wartest, bis Améyatl richtig gegessen hat.« Ich durchbohrte sie mit meinen Blicken. »Das wird bestimmt die erste ordentliche Mahlzeit sein, die sie seit ihrer Gefangennahme bekommen hat.« Sie lächelte nur unschuldig. »Wenn sich die Dienerschaft zum Abendessen versammelt, sorgst du dafür, daß das Atóli mit einer gehörigen Portion von deinem Gift gewürzt ist. Nachdem sie tot sind, wird Pakápeti die Küche übernehmen, bis wir zuverlässige Diener und Sklaven gefunden haben.«
    »Wie du befiehlst. Möchtest du, daß die Diener qualvoll oder friedlich sterben, ich meine, schnell oder langsam?«
    »Es kümmert mich einen Dreck, wie sie sterben. Sorge nur dafür, daß sie tot sind.«
    »Dann beschließt G’nda Ké, gnädig zu sein, denn sie ist von Natur aus gütig. Sie wird Tlapatl-Kraut in das Essen mischen. Die Leute werden mit Wahnvorstellungen sterben. Sie werden im Delirium prächtige Farben und wundervolle Trugbilder sehen, bis sie die Augen für immer schließen. Aber Tenamáxtli, sag G’nda Ké, muß auch sie an diesem letzten, tödlichen Mahl teilnehmen?«
    »Nein. Ich habe noch Verwendung für dich. Es sei denn, Améyatzin entscheidet anders, wenn sie wieder bei Kräften ist. Sie wird vielleicht verlangen, daß ich dich beseitige. Wenn sie das will, wird es bestimmt auf eine sehr einfallsreiche und nicht sehr gnädige Weise geschehen.«
    »Du darfst G’nda Ké nicht für die Mißhandlung deiner Cousine verantwortlich machen«, erwiderte sie, als sie mir in die Gemächer folgte, die zuerst Mixtzin und dann Yeyac gehört hatten. »Ihr eigener Bruder hat bestimmt, daß sie auf so unmenschliche Weise eingesperrt wurde, G’nda Ké hatte nur den Befehl, die verschlossene Tür zu bewachen. Selbst G’nda Ké durfte sich nicht über seine Anordnungen hinwegsetzen.«
    »Du lügst, Weib! Du lügst öfter und gedankenloser, als du deine vielen Sandalen wechselst.« Ich gab einem der Diener, die sich in der Nähe aufhielten, Anweisung, auf der Stelle glühende Holzkohle und Eimer mit frischem Wasser in das Dampfbad zu bringen.
    Während ich meine spanischen Kleider ablegte, sagte ich zu der Yaki-Frau: »Mit deinen Giften und deiner Zauberei, ayya, selbst mit deinem Schlangenblick hättest du Yeyac jederzeit töten können. Ich weiß, du hast deine böse Magie benutzt, um ihn bei seinem Bündnis mit den Spaniern zu unterstützen.«
    »Nichts als Unsinn, lieber Tenamáxtli!« Sie lachte fröhlich. »Das war nur der übliche Unsinn, den G’nda Ké anstellt. Sie hetzt mit Vergnügen Männer gegeneinander auf. Das war reiner Zeitvertreib, bis du und sie wieder Zusammensein würden, um wirklich alles zu zerstören.«
    »Zusammensein!« schnaubte ich. »Ich würde mich lieber mit Mictlanciuatl, der schrecklichen Göttin der Unterwelt, zusammentun.«
    »Jetzt sagst du die Unwahrheit. Sieh dich an.« Ich war inzwischen nackt und wartete ungeduldig auf die Meldung des Dieners, daß mein Dampfbad bereit sei. »Du freust dich, wieder mit G’nda Ké zusammenzusein. Du stellst prahlerisch und verführerisch deinen nackten Körper zur Schau. Und du siehst gut aus. Du führst sie bewußt in Versuchung.«
    »Für mich bist du bedeutungslos und unwichtig. Was du siehst und was du denkst, interessiert mich nicht mehr, als

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