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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Erde. Aber ihr werdet in einer Schlacht sterben, wie es sich jeder Krieger erhofft. Zur Befriedigung all unserer Götter werdet ihr dabei außer eurern Blut auch das der Feinde vergießen. Ich bezweifle, daß die Götter dadurch so weit besänftigt sein werden, daß sie euch das glückliche Leben der gefallenen Krieger in Tonatiucan gewähren. Doch selbst im trostlosen Nichts von Mictlan könnt ihr eine Ewigkeit daran denken, daß ihr euch wenigstens einmal im Leben wie Männer benommen habt. Wie viele melden sich?«
    Sie taten es alle ohne Ausnahme und bückten sich, um die Erde zu berühren, was bedeutete, sie küßten zum Zeichen ihrer Treue die Erde.
    »So sei es!« rief ich. »Und dir, Pfeilritter, übertrage ich den Befehl bei diesem Einsatz, wenn die Zeit gekommen ist. Bis dahin werdet ihr alle im Tempel von Coyolxaúqui unter Bewachung in Arrest genommen. Jetzt nennt dem Tequíua Nochéztli eure Namen, damit ein Schreiber sie für mich festhalten kann.«
    Den anderen Männern auf dem Platz rief ich zu: »Ich danke euch allen, nicht zuletzt für eure unerschütterliche Treue zu Aztlan. Ihr seid entlassen, bis ich euch wieder zusammenrufen lasse.«
    Als Zehenspitze und ich in den Palasthof zurückgingen, machte sie mir Vorwürfe.
    »Tenamáxtli, bis heute abend hast du Männer so vorbehaltlos und unbekümmert getötet, wie ich es tun würde. Aber plötzlich bist du völlig verändert! Du setzt dir diesen Kopfputz auf, hängst dir einen Mantel um, legst Schmuck an, und mit einem Mal trägst du eine unpassende Milde zur Schau. Ein Verehrter Statthalter sollte unberechenbarer und grausamer sein als gewöhnliche Männer, nicht sanftmütiger. Diese Verräter verdienen den Tod.«
    »Sie werden sterben«, versicherte ich ihr. »Aber auf eine Art, die meiner Sache dient.«
    »Wenn du sie öffentlich hinrichten würdest, wäre deiner Sache auch gedient. Das würde alle anderen Männer von dem Versuch abhalten, in Zukunft ein falsches Spiel zu treiben. Wenn Schmetterling und ihr Trupp Frauen hier wären, um die Hinrichtungen zu übernehmen, wäre dir der Erfolg sicher. Sie können den Männern zum Beispiel die Bäuche aufschlitzen … ich meine langsam, nicht so, daß sie daran sterben, und dann Feuerameisen hineinwerfen. Mit Sicherheit würde kein Zuschauer jemals riskieren, deinen Zorn zu erregen.«
    Ich seufzte: »Hast du nicht schon genug Menschen sterben sehen, Pakápeti? Dann sieh dir das an.« Ich wies auf das hintere Ende des Palastgebäudes, wo sich die Küche befand. Im Lichtschein einer Tür tauchte aus dem Gebäude eine Reihe Sklaven auf, die gebeugt unter der Last der Leichen auf ihren Rücken im Dunkeln verschwanden.
    »Auf meinen Befehl und sozusagen auf einen Schlag hat die Yaki-Frau alle Dienstboten im Palast getötet.«
    »Du hast mir nicht einmal erlaubt, ihr dabei behilflich zu sein!« rief Zehenspitze wütend.
    Ich seufzte wieder. »Morgen, Liebes, wird Nochéztli für mich eine Liste der Bewohner von Aztlan zusammenstellen, die wie die Krieger Yeyac bei seinen Verbrechen unterstützt oder Nutzen daraus gezogen haben. Wenn du versprichst, jetzt friedlich zu sein, verspreche ich, daß du deine zarten weiblichen Künste an zwei oder drei Leuten ausprobieren kannst.«
    Sie lächelte. »Das klingt eher nach dem alten Tenamáxtli. Aber das reicht mir nicht. Du mußt mir auch versprechen, daß ich mit dem Pfeilritter und den anderen an diesem Einsatz teilnehmen kann, von dem du gesprochen hast.«
    »Bist du tlahuéle geworden? Das ist Selbstmord! Ich weiß, es macht dir Spaß, Männer zu töten. Aber willst du unbedingt mit ihnen sterben?«
    Sie erwiderte hochmütig: »Eine Frau ist nicht verpflichtet, alle ihre Launen und Einfälle zu erklären.«
    »Ich verlange nicht, daß du diesen Einfall erklärst. Ich befehle, daß du ihn vergißt!«
    Ich ließ sie stehen, ging mit großen Schritten in den Palast und eilte die Treppe hinauf.
    Ich saß an Améyatls Bett – ich hatte die ganze Nacht bei ihr gewacht –, als sie am späten Morgen endlich die Augen aufschlug.
    »Ayyo!« rief sie. »Du bist es, Vetter! Ich fürchtete schon, ich hätte nur geträumt, daß ich gerettet worden bin.«
    »Du bist gerettet. Glücklicherweise war ich rechtzeitig hier, bevor du in der stinkenden Zelle bei lebendigem Leib verfault bist.«
    »Ayya!« seufzte sie. »Sieh mich nicht an, Tenamáxtli. Ich muß aussehen wie das Gerippe der Weinenden Frau aus der Legende.«
    »Für mich, meine liebe Cousine, siehst du aus wie immer.

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