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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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nur noch vereinzelte Sklavenhütten standen. Weit und breit war kein Mensch zu sehen.
    Esteban rief stöhnend: »Halte hier an!« Wir stiegen beide vom Pferd, und der Ticitl sank keuchend und schwitzend der Länge nach zu Boden.
    Während Esteban und ich uns die schmerzenden Stellen rieben – er seinen Bauch und ich mein Hinterteil –, sagte er: »Bis hierher konnte ich für deine Sicherheit garantieren, Juan Británico. Weiter draußen sind spanische Posten. Diese Männer wissen nicht, daß sie uns freien Durchgang gewähren sollen. Deshalb müßt ihr beiden euch jetzt unauffällig zu Fuß selbst einen Weg in die Freiheit suchen. Ich kann euch nur viel Glück wünschen.«
    »Glück haben wir bisher gehabt. Und die Freiheit verdanken wir dir, Amigo. Ich hoffe, das Glück wird uns jetzt nicht verlassen, wo wir der Gefahr fast schon entronnen sind.«
    »Coronado wird keine Verfolgung anordnen, bis ich nicht wieder unversehrt vor ihm stehe. Wie ich dir gesagt habe, der Beweis ist erbracht. Der ehrgeizige Gouverneur und der habgierige Mönch wagen es nicht, meine schwarze Haut zu gefährden. Sie wollen die Reichtümer der legendären Städte. Also … «, er kletterte steif in den Sattel. »Gib mir das Messer.«
    Ich reichte es ihm, und er zerschnitt damit seine Kleider an mehreren Stellen und ritzte sich sogar die Haut auf, so daß noch mehr Blut hervorquoll. Dann gab er mir das Messer zurück. »Jetzt bindest du mit den Zügeln meine Hände am Sattelknopf fest. Du brauchst einen möglichst großen Vorsprung, und deshalb reite ich ganz langsam zum Palast zurück. Ich kann das gut mit meiner Schwäche nach den Mißhandlungen durch euch Wilde erklären.« Er schnitt eine Grimasse. »Sei froh, daß ich schwarz bin, da wird niemand merken, daß ich nicht überall blaue Flecken habe.« Dann verzog er die breiten Lippen zu einem aufmunternden Lächeln. »Mehr kann ich nicht für dich tun, Juan Británico. Sobald ich im Palast ankomme, wird Coronado alle seine Soldaten auf die Suche nach dir ausschicken, und sie werden jeden Stein umdrehen. Bis dahin müßt ihr weit, sehr weit weg sein.«
    »Keine Sorge«, erwiderte ich. »Wir befinden uns dann entweder schon im Schutz unserer tiefen Wälder oder an dem Ort, den ihr Christen Hölle nennt. Wir danken dir für deine Hilfe, für deine kühne Idee und dafür, daß du dich unseretwegen in Gefahr gebracht hast.« Ich verneigte mich vor ihm. »Amigo Esteban, ich wünsche dir viel Freude an deiner Freiheit, die du bestimmt bald erlangen wirst.«
     
     

22
     
    »Was machen wir jetzt, Tenamáxtzin?« fragte Ualiztli, der wieder zu Atem gekommen war und sich stöhnend aufsetzte.
    »Wie der Moro sagt, war die Zeit zu knapp, damit der Gouverneur seinen Wachposten hätte Befehl geben können, uns mit der Geisel ungehindert passieren zu lassen. Deshalb wissen die Soldaten nichts von unserem Kommen. Sie werden Ausschau nach Feinden halten, die in die Stadt hineinwollen, nicht hinaus. Du folgst mir einfach und machst mir alles nach.«
    Wir gingen hoch aufgerichtet, bis die letzten Behausungen des Sklavenviertels hinter uns lagen. Dann setzten wir unseren Weg geduckt und mit großer Vorsicht fort, bis ich in einiger Entfernung vor uns eine Hütte entdeckte, vor der Soldaten standen. Keiner von ihnen blickte in unsere Richtung. Wir gingen nicht näher heran, sondern schlugen einen Haken nach links. Nach einiger Zeit sahen wir eine andere Hütte und Soldaten. Sie standen an einem der Donnerrohre von der Art, die Feldschlange genannt werden. Also machten wir kehrt und schlichen auf demselben Weg zurück, bis wir uns ungefähr in der Mitte zwischen beiden Posten befanden. Zu unserem Glück erstreckte sich von hier bis zu den Bäumen am Horizont dichtes Gestrüpp. Immer noch geduckt ging ich voraus. Der Ticitl folgte mir schwer atmend nach. Wir achteten darauf, daß unsere Köpfe niedriger als die Büsche blieben, und versuchten, die Zweige nicht zu heftig zu bewegen. Mir kam es vor, als wolle die Strecke, die wir auf diese schwierige, langsame und beschwerliche Weise zurücklegten, kein Ende nehmen, und ich wußte, für Ualiztli war die Kriecherei noch sehr viel ermüdender und qualvoller als für mich. Doch endlich erreichten wir tatsächlich unbehindert die Bäume. In ihrem Schutz richtete ich mich dankbar auf, wobei alle meine Gelenke knackten. Der Ticitl ließ sich wieder einmal schnaufend und stöhnend auf die Erde fallen. Ich legte mich in seine Nähe, und wir ruhten uns lange und

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