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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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abgesehen.«
    »Wie bitte?«
    »Der Wachposten vor meiner Zelle hat von meiner Stimme nichts gehalten.«
    Ualíztli sah mich wieder mit dem forschenden Blick eines Arztes an. »Seid Ihr sicher, Herr, daß Euch der Schlag auf den Kopf nicht immer noch zu schaffen macht?« Ich lachte, drehte mich um und bewunderte mein Feuer. Solange es sich auf den abgefallenen Nadeln ausbreitete, war es nicht sichtbar. Aber jetzt erfaßte es die harzgetränkten grünen Nadeln an den Kiefernästen, und sofort stieg eine Rauchwolke auf, die schnell immer höher, dichter und dunkler wurde.
    »Das müßte jemanden hierher locken«, sagte ich zufrieden.
    »Ich schlage vor, wir ziehen uns wieder in die Büsche zurück, durch die wir gekommen sind«, sagte der Ticitl. »Vielleicht sehen wir dann rechtzeitig, wer kommt.« Das taten wir. Wir kauerten im Gestrüpp und beobachteten, wie sich das Feuer durch das kleine Wäldchen fraß und sich der aufsteigende Rauch bald mit der Rauchfahne messen konnte, die über dem großen Vulkan Popocatépetl bei Tenochtitlan hängt. Die Zeit verging, die untergehende Sonne färbte die hohe Rauchwolke rotgolden und machte sie so zu einem noch auffälligeren Signal am tiefblauen Himmel. Es dauerte jedoch noch eine ganze Weile, bis wir schließlich ein Rascheln im Gebüsch um uns herum hörten. Wir hatten uns nicht unterhalten, doch als Ualíztli mich fragend ansah, legte ich warnend den Finger an die Lippen und stand leise auf, um über die Büsche hinwegzublicken.
    Es waren keine Spanier, doch ich hätte es beinahe gewünscht. Die Männer, die unser Versteck umzingelten, waren Azteca in Kriegsrüstung. Unter ihnen fiel mir der Pfeilritter Tapachini auf. Es waren Yeyacs Krieger. Einer von ihnen hatte unerfreulich scharfe Augen. Er entdeckte mich, bevor ich mich wieder ducken konnte, und stieß einen Eulenschrei aus. Der Kreis um uns wurde enger. Es half alles nichts, Ualiztli und ich ergaben uns in unser Schicksal und standen auf. Die Krieger blieben in einiger Entfernung stehen, hatten uns aber völlig umringt, so daß wir die Mitte des Kreises bildeten und Zielscheibe für alle Speere und Spieße waren, die sie auf uns richteten.
    Yeyac bahnte sich mit den Ellbogen einen Weg durch die Männer. Er war nicht allein. G’nda Ké begleitete ihn. Sie lachten beide triumphierend.
    »Nun, Vetter, wir stehen uns also wieder einmal gegenüber«, rief er, »und zwar zum letzten Mal! Coronado hat zwar gezögert, bei deiner Flucht Alarm zu schlagen, aber die gute G’nda Ké nicht. Sie hat mir sofort davon berichtet. Meine Männer und ich mußten nur abwarten und achtsam sein. Jetzt, Vetter, wollen wir dich weit von hier wegbringen, bevor die Spanier tatsächlich auftauchen. Ich will ungestört sein und viel Zeit haben, um dich langsam und mit größtem Genuß zu töten.«
    Er winkte die Krieger herbei. Doch bevor sie sich in Bewegung setzen konnten, trat einer in den Kreis. Der Mann trug als einziger eine Arkebuse. »Ich habe dich schon einmal getötet, Yeyac«, sagte Zehenspitze, »als du meinen Tenamáxtli bedroht hast. Aber du sagst es selbst: Diesmal wird es das letzte Mal sein.«
    Die andern Krieger wichen beim Knall des Donnerstocks zurück. Die Kugel traf Yeyac an der linken Schläfe. Sein Kopf löste sich in eine Fontäne aus rotem Blut und rosig-grauer Gehirnmasse auf. Er stürzte zu Boden, und kein noch so geschickter Ticitl hätte ihn jemals wieder lebendig machen können.
    Wir anderen standen alle mehrere Herzschläge lang erstarrt da. Offensichtlich hatte Pakápeti es in ihrer dick wattierten Rüstung geschafft, die ganze Zeit als Mann durchzugehen, obwohl sich ihr Leib inzwischen beachtlich wölbte. Und sie hatte die Arkebuse so lange versteckt gehalten, bis sie wirklich gebraucht wurde. Jetzt blieb ihr nur genug Zeit, mir flüchtig liebevoll und traurig zuzulächeln. Dann stürzten sich Yeyacs Männer mit empörtem Gebrüll auf sie. Der erste, der ihr nahe genug kam, hob sein Obsidianschwert zu einem gewaltigen Schlag über den Kopf. Mit einem Hieb durchtrennte er Zehenspitzes Rüstung und ihren Körper von der Brust bis zum Unterleib.
    Bevor sie jedoch blutüberströmt zu Boden sank, fielen ihre inneren Organe, die Eingeweide und noch etwas anderes heraus. Die Männer in ihrer Nähe wichen zurück, starrten entgeistert auf die Erde und riefen laut genug, daß man es über den Lärm und das zornige Geschrei der anderen hörte: ›Tequani!‹ und ›Tzipiti!‹ und ›Palanqui!‹, was bedeutet

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