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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Acocótli ging mit einem Yaki in den Norden, um meine Botschaft unter dem Wüstenvolk zu verbreiten. Ich hatte bereits beschlossen, daß Ualiztli und ich nicht den beschwerlichen Weg durch die Berge nach Chicomóztotl nehmen, sondern eine leichtere und schnellere Strecke suchen würden. Wir verließen Bakúm und zogen am Fluß entlang in Richtung Westen. Wir kamen durch die Dörfer Torím, Vikám, Potám und so fort – die Namen bedeuteten in der einfallslosen Art der Yaki nur Ort, also Ort im Wald, Ort der Ratte, Ort der Pfeilspitzen, Ort der Taschenratte und ähnliches, bis wir das Küstendorf Be’ene, den Ort am Hang, erreichten. Unter anderen Umständen wäre es für zwei Fremde tödlich gewesen, diesen Weg zu nehmen, doch die Yaki wußten inzwischen natürlich alle, wer wir waren, was wir hier im Land taten und daß wir den Segen der Yo’otui von Bakúm hatten.
    Ich habe bereits erwähnt, daß die Männer der Káhita in Be’ene am Ufer des Westmeeres fischten. Die meisten Männer hatten das Dorf jedoch verlassen, um sich meinem Heer anzuschließen, und es waren gerade genug Fischer zurückgeblieben, um die Bewohner zu ernähren. Deshalb lagen eine Reihe der seetüchtigen Acáltin unbenutzt am Strand. Mit Hilfe von Gesten gelang es mir, einen dieser Einbäume und zwei Paddel auszuleihen. Ich hatte nie vor, das Gefährt zurückzugeben, und das ist auch nie geschehen. Ualiztli und ich beluden das Kanu reichlich mit Vorräten – Atóli, getrocknetes Fleisch, Fisch und Lederbeutel mit frischem Wasser. Wir verstauten sogar einen Dreizack der Fischer, damit wir unterwegs frischen Fisch fangen konnten, und einen braunen Tontopf voller Holzkohle zum Kochen unseres Fangs.
    Ich beabsichtigte, nach Aztlan zu paddeln, das nach meiner Berechnung mehr als zweihundert Lange Läufe entfernt lag, wenn man auf dem Wasser von Läufen sprechen kann. Ich brannte darauf zu erfahren, wie es Améyatl ging, und Ualiztli wollte den anderen Ärzten unbedingt von dem aus medizinischer Sicht wundersamen Todesfall berichten, dessen Zeuge er in meiner Begleitung geworden war. Von Aztlan aus wollten wir landeinwärts ziehen, um in Chicomóztotl zu Ritter Nochéztli und unserem Heer zu stoßen. Ich vermutete, daß wir etwa um die gleiche Zeit dort ankommen würden wie die Krieger der Yaki und der To’ono O’otam. Ich kannte das Westmeer so hoch im Norden an der Grenze des Yaki-Landes nicht. Ich wußte nur von Alonso de Molina, daß die Spanier es Mar de Cortés nannten, weil der Marqués del Valle das Meer, nachdem er als Herr von Neuspanien abgesetzt worden war, bei seinem müßigen Herumziehen in der EINEN WELT entdeckt hatte. Wie sich jemand zu der anmaßenden Behauptung versteigen konnte, etwas entdeckt zu haben, was es seit Anbeginn der Zeiten gab, überstieg mein Vorstellungsvermögen. Die Fischer von Be’ene erklärten mir mit unmißverständlichen Gesten, sie fischten nur in Ufernähe, weil das Meer weiter draußen wegen starker, unberechenbarer Gezeitenströmungen und launenhafter Winde gefährlich sei. Diese Mitteilung erschreckte mich nicht übermäßig, denn ich wollte mich selbstverständlich auf dem ganzen Weg nah der Brandungslinie halten. Und das taten ich und Ualiztli dann auch viele Tage und Nächte lang. Wir paddelten gemeinsam, abwechselnd schlief einer von uns, während der andere alleine weiter paddelte. Das Wetter blieb freundlich, das Meer war ruhig, und die Reise während dieser vielen Tage war mehr als angenehm. Wir fingen regelmäßig Fische, von denen manche uns beiden unbekannt waren, aber köstlich schmeckten, wenn sie über der Holzkohle gebraten wurden, die ich mit meiner Linse entzündete. Wir sahen andere Fische, sogar diese Riesen, die Yeyemichtin genannt werden. Aber selbst wenn es uns irgendwie gelungen wäre, einen zu erlegen, so hätten wir einen Topf von der Größe des Kraters auf dem Popocatépetl gebraucht, um ihn zu kochen.
    Manchmal knoteten wir unsere Mäntel so zusammen, daß wir sie hinter uns durch das Wasser ziehen konnten, um Garnelen und Krebse zu fangen. Es gab sogar fliegende Fische, die man nicht fangen mußte, weil beinahe jeden zweiten Tag einer in unserem Acáli landete. Außerdem schwammen große und kleine Schildkröten im Wasser, deren harter Panzer sie natürlich davor bewahrte, daß wir sie mit dem Speer erlegten. Ab und zu, wenn keine Menschen am Strand zu sehen waren, denen wir hätten Erklärungen abgeben müssen, gingen wir an Land, um Früchte, Nüsse und eßbare

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