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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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mein Bestes, die ständig eingestreuten Wörter in der ›Gänsesprache‹ wiederzugeben.
    »Verzeiht, John, der Brite«, erwiderte der Ältere. »Ich habe gerade zu Miles hier gesagt, daß wir, bei Gott, endlich eine Glückssträhne haben, wie wir es nennen, oder buena suerte. Das Unglück muß Euch wie uns irgendwie hierher zu diesen Wilden verschlagen haben. Aber Miles findet und, bei Gott, Käptn, ich finde es auch, Ihr seht nicht gerade sehr britisch aus.«
    »Was immer ›britisch‹ sein mag oder ein ›Brite‹, ich bin es nicht.«
    Ich erinnerte mich an meine Taufe und dachte: Die Kirche der Christen stiftet stets nur Verwirrung. Kein Wunder, wenn ihre Priester nicht einmal bis drei zählen können. Es muß eine besondere Strafe der Götter sein, daß sie ausgerechnet diese Christen geschickt haben, um die EINE WELT zu zerstören.
    »Ich bin ein Aztécatl, ein Indio, wie Ihr sagen würdet, und mein richtiger Name ist Téotl-Tenamáxtli.« Die beiden Männer sahen mich so verständnislos an, wie nur Weiße es können.
    »Niemand außer den Spaniern nennt mich bei dem christlichen Namen Juan Británico.« Sie schnatterten und zischten wieder miteinander, und ich verstand mehrere Male das Wort ›christlich‹. Dann wandte sich der ältere Mann erneut an mich. »Wenn ich Euch recht verstehe, dann seid Ihr zumindest ein christlicher Indio, Käptn. Aber sagt uns, seid Ihr einer der verdammten und verlogenen Papisten oder ein guter Anglikaner?«
    »Ich bin überhaupt kein Christ«, erwiderte ich gereizt. »Und hier stelle ich die Fragen. Wer seid ihr eigentlich?« Sie stellten sich vor, und jetzt war es an mir, verständnislos zu blicken. Ihre Namen konnten ebensogut der Sprache der Yaki wie der von Gänsen entstammen. Mit Sicherheit waren sie nicht spanisch. »Hier«, sagte der Ältere, »ich kann schreiben.« Er blickte sich suchend nach einem scharfkantigen Stein um, während er fortfuhr: »Ich bin Steuermann. Jawohl, das bin ich. Die Spanier nennen jemanden wie mich einen Navegador. Miles gehört auf das Vorderdeck und hat von nichts eine Ahnung.«
    Er kratzte mit dem Stein zwei Namen in die Erde vor meinen Füßen, und deshalb weiß ich genau, wie sie hießen.
    »JOB HORTOP … das bin ich, und MILES PHILIPS … das ist er.« Er hatte von Schiffen und von der See gesprochen. Deshalb fragte ich. »Steht ihr im Dienst von König Carlos?«
    »König Carlos?!« riefen beide, und der Jüngere fügte empört hinzu: »Wir dienen dem guten König Heinrich von England, Gott segne ihn! Und deshalb sind wir verdammt noch mal hier!«
    »Ihr müßt ihn entschuldigen, John, der Brite«, sagte der Ältere schnell. »Einfache Matrosen haben keine Manieren.«
    »Ich habe von England gehört«, sagte ich, denn mir war eingefallen, was Vater Vasco mir einmal erzählt hatte. »Kennt ihr vielleicht Don Tomás Moro?« Verständnislose Gesichter. »Oder sein Buch über Utopía?« Der Steuermann seufzte und sagte: »Ihr müßt entschuldigen, Käptn. Ich kann ein bißchen lesen und schreiben. Aber ich lese keine Bücher.«
    Ich seufzte ebenfalls und sagte: »Bitte erzählt mir einfach, wie es kommt, daß ihr hier seid.«
    »Jawohl, Sir. Versteht Ihr, es war so. Wir sind auf einem Hawkins-Handelsschiff unter genuesischem Patent von Bristol ausgelaufen, um eine Fracht schwarzes Elfenbein – Ihr wißt, was ich meine – von Guinea nach Hispaniola zu bringen. Wir sind bis zur Schildkröteninsel gekommen. Dort hat uns der Sturm auf ein Riff getrieben, und wir haben Schiffbruch erlitten. Ich und Miles waren die einzigen Weißen, die zusammen mit einer Menge von den Schwarzen lebend ans Ufer getrieben wurden. Die verdammten Jack Napeses, diese elenden Piraten, haben uns dann wie die Schwarzen zu Sklaven gemacht. Seither sind wir von Hand zu Hand gegangen, von Hispaniola bis Kuba und haben schließlich in einem Dock in Veracruz Werg gezupft. Als ein Haufen schwarzer Sklaven ausgebrochen ist, sind wir mit ihnen abgehauen. Wir hatten kein Ziel, aber die Schwarzen haben erfahren, daß sich in diesen Bergen Rebellen sammeln. Also sind wir hier, Käptn. Wir werden hervorragende Kämpfer gegen die Spanier sein, verdammt noch mal, wenn Ihr uns nehmt. Ich und Miles, wir werden mit Freuden jeden Hurensohn Jack Napes umbringen, den Ihr uns zeigt. Gebt uns nur zwei Entermesser.«
    Ich verstand nicht viel von alldem, bis auf das Letzte. »Wenn ihr meint, ihr wollt auf unserer Seite kämpfen, sehr gut, ihr werdet Waffen bekommen.« Nach kurzem

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