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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Deshalb haben wir jetzt soviel Schießpulver und so viele Kugeln, wie wir tragen können, wenn wir von hier losziehen. Ich freue mich auch, melden zu können, daß wir noch sehr viel mehr Donnerstöcke besitzen. Die Purémpe-Frauen haben alle Waffen mitgebracht, die ihnen bei den Überfällen auf die Spanier in Neugalicien in die Hände gefallen sind. Zahlreiche Stammeskrieger aus dem Norden haben auf ihrem Weg durch das umstrittene Gebiet eine große Zahl dieser Waffen von den Vorposten des spanischen Heeres erbeutet. Wir haben jetzt beinahe hundert Donnerstöcke und ungefähr doppelt so viele Männer, die sie bedienen können. Außerdem gibt es ein großes Arsenal von Messern und Schwertern aus Stahl.«
    »Das ist alles höchst erfreulich«, sagte ich. »Hast du auch etwas weniger Erfreuliches zu berichten?«
    »Nur …. daß es um die Waffen besser bestellt ist als um die Verpflegung. Bei der Zahl von Mündern, die etwas kauen wollen, könnt Ihr Euch das sicher vorstellen. Unsere Jäger und die Versorgungstrupps haben inzwischen das letzte Tier und den letzten Vogel erlegt, alle Früchte, Nüsse und alles eßbare Grün in diesen Bergen gepflückt und die Gewässer leer gefischt. Ich mußte ihre Streifzüge einschränken, versteht Ihr, damit sie sich nicht zu weit entfernten, und die Nachricht von ihrem Treiben den falschen Leuten zu Ohren kam. Aber vielleicht solltet Ihr diesen Befehl widerrufen, Tenamáxtzin, denn unsere Rationen sind inzwischen wirklich kärglich und bestehen nur aus Wurzeln, Knollen, Fröschen und Insekten. Solche Entbehrungen sind den Kriegern zunächst natürlich zuträglich. Sie werden dadurch mager und hart, und sie brennen darauf, sich in den reichen Gebieten, in die wir eindringen werden, schadlos zu halten. Allerdings sind die Purémpe-Kriegerinnen nicht die einzigen Frauen. Eine große Zahl entflohener Sklavinnen und sogar Kinder haben ebenfalls den Weg hierher gefunden. Ich mache mich nur ungern zum Sprachrohr der Frauen, aber mir tun diese Schwächeren leid, die im Vertrauen darauf, daß wir für sie sorgen würden, zu uns gekommen sind. Ich hoffe, Herr, Ihr werdet Befehl geben, daß wir alle sofort in reichere Gegenden marschieren.«
    »Nein«, sagte ich entschieden. »Den Befehl werde ich noch nicht geben, und ich werde keinen deiner Befehle widerrufen, selbst wenn wir alle eine Zeitlang Sandalenleder kauen müssen, um zu überleben. Ich werde dir auch den Grund dafür sagen.«
    Ich berichtete ihm, was mir Bischof Quiroga anvertraut hatte, und fügte hinzu: »Das, Nochéztli, ist mein erster Befehl. Schicke schnelle Läufer mit scharfen Augen nach Westen. An jeder Straße, an jedem Weg, selbst an jedem Wildwechsel, der von Compostela in Richtung Norden führt, soll ein Mann gut versteckt Posten beziehen. Wenn der Gouverneur Coronado mit seinem Troß durchzieht, will ich genau wissen, wie viele Männer und Waffen, Pferde, Maultiere und Träger ihm folgen. Zählt auch die Traglasten und alles, was er mit sich nimmt. Wir werden ihn nicht angreifen, denn der Dummkopf tut uns einen unglaublich großen Gefallen. Wenn ich die Meldung habe, daß er und seine Männer abgezogen sind, und sie sich nach meiner Einschätzung weit genug im Norden befinden, dann, und erst dann, setzen wir uns in Bewegung. Stimmst du mir zu, Ritter Nochéztli?«
    »Natürlich, Herr«, sagte er und schüttelte verwundert den Kopf. »Welch ein erstaunliches Glück für uns, und welch ein erstaunlicher Leichtsinn von Coronado. Er öffnet uns praktisch Tür und Tor.«
    Es war unbescheiden von mir, doch ich mußte im Hochgenuß meines Erfolgs einfach erwidern: »Ich schmeichle mir, daß ich vor langer Zeit ein wenig zu diesem Glück und dem Leichtsinn beigetragen habe. Ich suchte jahrelang nach der verwundbaren Stelle der scheinbar unverwundbaren Weißen. Ich habe sie gefunden. Es ist die Habgier.«
    »Das erinnert mich daran«, sagte Nochéztli, »daß ich beinahe vergessen hätte, etwas anderes Erstaunliches zu erwähnen. Unter den Flüchtlingen, die wir aufgenommen haben, befinden sich zwei weiße Männer.«
    »Wie?« rief ich ungläubig. »Spanier, die vor ihresgleichen fliehen und die sich gegen ihresgleichen wenden?« Nochéztli zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Es scheinen ziemlich merkwürdige Spanier zu sein. Selbst die wenigen Azteca, die ein paar Worte Spanisch können, verstehen das Spanisch nicht, in dem sie mit uns zu sprechen versuchen. Die beiden reden ständig miteinander. Dabei schnattern und

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