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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Kenntnisse aus zweiter Hand. Ein großer Teil davon waren Fehlinformationen, die vom Unwahrscheinlichen bis zum körperlich Unmöglichen reichten. Unsere erregten Diskussionen brachten uns keine Klarheit. Und so hatten wir alle nur den einen Wunsch, selbst tiefer in diese Geheimnisse vorzudringen.
    Und plötzlich wurde mir der Körper des hübschesten Mädchens von Aztlan angeboten – keine billige und gewöhnliche Maátitl, nicht einmal eine teure Auyanimi, sondern eine echte Prinzessin. Als Tochter des Uey-Tecútli war sie berechtigt, mit Améyatzin angesprochen zu werden, und das einfache Volk hielt sich auch daran. Alle meine Freunde hätten sich glücklich gepriesen, die Gelegenheit ohne Zögern ergriffen und den Göttern für diese Gelegenheit gedankt.
    Obwohl diese Prinzessin vier Jahre älter war als ich, ließ sich nicht leugnen, daß wir zusammen aufgewachsen waren. Ich hatte sie schon als kleines Mädchen gekannt, dem ständig die Nase lief und dessen knochige Knie oft aufgeschürft waren. Hin und wieder hatte dieses Mädchen geweint, hatte Wutausbrüche gehabt und war im allgemeinen nicht nur für mich eine wahre Plage gewesen. Später hatte sie mir gegenüber nicht gerade liebevoll die Rolle der großen Schwester gespielt und mich ständig gequält. Natürlich war die Prinzessin inzwischen damenhafter geworden, doch für mich war sie immer noch die ältere Schwester. Ich durchschaute sie, und ich kannte ihre Allüren. Deshalb besaß sie für mich auch wenig Anziehungskraft.
    Trotzdem konnte ich mir diese Gelegenheit kaum entgehen lassen. Selbst wenn sich herausstellen sollte, daß die Intimität mit meiner Cousine so langweilig, ja sogar so abstoßend sein würde wie vor langer Zeit mein flüchtiges Erlebnis mit ihrem Bruder, endlich bot sich mir die Möglichkeit, einen erwachsenen weiblichen Körper und all seine geheimen Reize kennenzulernen. Endlich würde ich herausfinden, wie die Paarung wirklich vollzogen wurde. Das hatte mir leider bisher niemand zufriedenstellend erklärt. Zu meiner Ehrenrettung sei gesagt, daß ich trotzdem zögerte und, wenn auch schwach, einen Einwand erhob: »Wieso ich? Wieso nicht Yeyac? Er ist der Älteste von uns dreien. Yeyac müßte dir mehr beibringen können als ich und …«
    »Ayya!« Sie zog eine Grimasse. »Du mußt doch gemerkt haben, daß mein Bruder ein Cuilóntli ist und daß er und seine Freunde nur Cuilónyotl machen.« Ja, das wußte ich. Inzwischen kannte ich die Worte für diese Art Männer und für das, was sie taten. Aber es überraschte mich sehr, daß ein wohlbehütetes Mädchen wie sie solche Worte kannte. Noch mehr staunte ich darüber, daß ein wohlbehütetes Mädchen so beiläufig, aber höchst verführerisch, wie Améyatl es gerade tat, ihre Bluse auszog, so daß sie einen Atemzug später bis zur Hüfte nackt vor mir stand. Doch plötzlich verwandelte sich ihre freudige Erwartung in Enttäuschung. »Hast du das mit ›nicht noch einmal‹ gemeint? Hast du mit Yeyac –? Ayya, Vetter, bist du auch ein Cuilóntli?« Ich konnte nicht sofort etwas erwidern, denn ich starrte sprachlos auf ihre prallen, runden, glatten und einladenden Brüste. Ich verschlang mit meinen Blicken die rotbraunen, aufgerichteten Spitzen, die ganz bestimmt wie Blütennektar schmecken würden. O ja, Améyatl hatte sich in der Tat verändert. Sie war dort so flach gewesen wie ich, und ihre Brustwarzen waren so wenig ausgeprägt gewesen wie meine.
    Nach einem Augenblick der Sprachlosigkeit beteuerte ich hastig: »Nein, nein, das bin ich nicht. Yeyac hat mich einmal da angefaßt wie du eben. Aber ich habe ihn abgewiesen. Mich interessiert Cuilónyotl nicht.«
    Ihre Miene hellte sich auf, und sie lächelte. »Dann wollen wir es gleich auf die richtige Art machen.« Es klang wie ein Gurren, und sie ließ den Rock zu Boden fallen.
    »Die richtige Art?« wiederholte ich wie ein Papagei und hatte plötzlich eine trockene Kehle. »Aber das ist die Art, wie kleine Kinder gemacht werden.«
    »Nur dann, wenn kleine Kinder gewollt sind«, erwiderte sie selbstsicher. »Hältst du mich etwa auch für ein kleines Kind? Ich bin eine erwachsene Frau, und ich habe von anderen erwachsenen Frauen gelernt, wie man eine Schwangerschaft vermeidet. Ich schlucke jeden Tag eine kleine Menge zerstoßene Tlatlaohuéhuetl-Wurzel.« Ich hatte keine Ahnung, was das sein sollte, doch ich glaubte ihr. Trotzdem, und ich meine, auch das spricht für mich, versuchte ich es mit einem letzten Einwand: »Du wirst

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