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Der Sohn des Azteken

Der Sohn des Azteken

Titel: Der Sohn des Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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»Könntest du eine bauen, wenn ich dir Abbildungen der Teile zeige, die notwendig sind, damit sie funktioniert?«
    »Wie kannst du das? Kein Indio darf sich auch nur in die Nähe der Waffen und Rüstungen des weißen Mannes wagen.«
    »Sieh dir das an.«
    Ich zeigte ihm das Papier mit meinen Zeichnungen und beendete auf der Stelle mit Holzkohle ein paar Teile, die unfertig geblieben waren, weil Alonso mich gestört hatte. Ich erklärte Pochotl, was die Bilder bedeuteten und wie die verschiedenen Teile zusammenwirkten, damit eine Arkebuse zu einer tödlichen Waffe wurde. Pochotl murmelte: »Hm, es wäre nicht unmöglich, die Teile zu formen und zu schmieden und sie so zusammenzubauen, wie du es beschreibst. Aber das ist eine Arbeit für einen gewöhnlichen Schmied, nicht für einen Goldschmied … bis auf diese merkwürdigen Dinge, die du ›Federn‹ nennst.«
    »Richtig, bis auf die Federn. Deshalb komme ich zu dir.«
    »Angenommen, es wäre mir möglich, das nötige Eisen und den Stahl zu beschaffen …« Er schüttelte den Kopf. »Kannst du mir dann aber sagen, warum ich meine Zeit mit etwas so Verrücktem und Kompliziertem verschwenden sollte?«
    »Zeit verschwenden? « fragte ich sarkastisch. »Was fängst du mit deiner Zeit an, wenn du nicht gerade ißt und schläfst?«
    »Ich habe dir schon oft gesagt, daß ich mit deiner lächerlichen Rebellion nichts zu tun haben will. Wenn ich für dich eine unerlaubte Waffe herstellen würde, wäre ich in deinen Tlahuéle-Wahnsinn verwickelt und ich würde mit der Kette um den Hals neben dir am Pfahl brennen]«
    »Ich werde alles auf mich nehmen und allein an den Pfahl gehen«, versicherte ich ihm. »Angenommen, ich biete dir als Bezahlung für die Arkebuse eine Belohnung, der du nicht widerstehen kannst?« Er erwiderte nichts, sondern starrte mich nur finster an. »Die Christen suchen einen Goldschmiedemeister, der für ihre Kathedrale zahlreiche Gegenstände aus Gold, Silber und Edelsteinen anfertigt.« Pochotls Augen blickten nicht mehr finster, sondern begannen plötzlich zu leuchten. »Platten, Becher und andere Gefäße, auch Gegenstände, die ich dir nicht beschreiben kann, die aber alle reich verziert sein müssen. Verstehst du, wertvolle und schöne Dinge. Der Mann, der sie anfertigt, wird der Nachwelt ein Erbe hinterlassen.« Ich lachte bitter und fügte hinzu: »Einer fremden Nachwelt natürlich …«
    »Kunst ist Kunst!« rief Pochotl. »Selbst im Dienste eines fremden Volkes und einer fremden Religion bleibt ein Kunstwerk ein Kunstwerk.«
    »Zweifellos«, sagte ich zufrieden. »Wie du selbst bemerkt hast, bin ich in gewisser Weise ein Liebling des christlichen Klerus. Sollte ich für einen bestimmten unvergleichlichen Goldschmied ein gutes Wort einlegen …«
    »Würdest du das tun? Yyo, ayyo, Cuati Tenamáxtli, würdest du das tun?«
    »Ich glaube, wenn ich es täte, könnte der Künstler sicher sein, den Auftrag zu bekommen. Als Gegenleistung würde ich nur verlangen, daß er seine freie Zeit für die Herstellung meiner Arkebuse verschwendet .« Pochotl griff nach dem Papier mit meinen Zeichnungen. »Ich muß es mir genau ansehen …« Er begann zu murmeln: »Ich müßte zuerst einen Weg finden, an das Metall heranzukommen …« Schließlich sagte er stirnrunzelnd: »Bei deiner Erklärung der Wirkungsweise dieser Arkebuse, Tenamáxtli, hast du darauf hingewiesen, daß das geheimnisvolle Schießpulver, die sogenannte Pólvora, ein unverzichtbarer Bestandteil ist. Was nützt es, wenn ich die Waffe baue, solange du kein Pulver besitzt?«
    »Ich habe ein klein wenig«, erwiderte ich. »Und ich glaube, ich werde seine Zusammensetzung entschlüsseln. Wenn du mit der Waffe fertig bist, Pochotl, hoffe ich, Pulver im Überfluß zu haben. Der junge Soldat hat mir unüberlegt einen Hinweis gegeben, der sich als hilfreich erweisen könnte.«
    »Der Hinweis war«, sagte ich später zu Netzlin und Citláli, »daß Frauen eine Zutat zu dieser Pulvermischung beisteuern. Er hat von einer sehr intimen Zutat gesprochen.«
    Citláli bekam große Augen. Wir kauerten alle drei auf dem Lehmboden ihres kleinen Hauses und betrachteten die Prise Pulver, die ich behutsam auf ein Stück Rindenbastpapier geschüttet hatte.
    »Wie ihr seht«, fuhr ich fort, »scheint es so, als sei das Pulver grau. Doch durch behutsames Verteilen mit der Spitze einer kleinen Feder ist es mir gelungen, die winzigen Körnchen voneinander zu trennen. Soweit ich erkennen kann, besteht das Gemisch nur aus

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