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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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es uns eine Freude, Ihnen behilflich zu sein, doch ich fürchte, abgesehen von dem, was Snaugenhutt beizusteuern hätte, würden Sie enttäuscht sein.«
    Chichurog legte den Stummel des zweiten Räucherstabs beiseite. »Du unterschätzt dich, Faultier.« Er lächelte, seine schwarze Nase zuckte. »Feldfrüchte gedeihen gut mit Dung, aber noch besser mit Blut und Knochen.«
    Schlagartig wurde Buncan klar, was mit den ursprünglichen Besitzern der ausgestellten Schädel geschehen war.

XIX
    Mit einer Geschwindigkeit, die ihm niemand zugetraut hätte, rannte Gugelund zum Ausgang und geradewegs in die Arme eines halben Dutzends Wachposten, die draußen warteten. Buncan legte die Duar bereit, während Squill und Neena zu den Waffen griffen.
    Die Meerkatzen, Ratten und Erdhörnchen waren zu schnell. Sie strömten ins Zelt und fielen über die Reisenden her, zu viele für die Otter, zu schnell für Buncan. Viz schoß zum Eingang und flog geradewegs in ein wartendes Netz. Squill gelang es, einen guten Schwerthieb anzubringen und eine übereifrige Meerkatze von der Armgrube bis zur Leiste zu spalten, dann wurde auch er von fünf oder sechs Angreifern überwältigt. Ohne Snaugenhutts Beistand waren sie im Nahkampf chancenlos, und Snaugenhutt würde bis zum nächsten Morgen indisponiert sein.
    Sie würden nicht mehr bis zum Morgen leben. In kaum einer Minute war alles vorbei.
    Das wäre nicht so schlimm gewesen, wenn sich die Otter, statt zu den Waffen zu greifen, einen Text hätten einfallen lassen. Die Duar wurde Buncan entrissen. Nicht weil die Xi-Murogg geahnt hätten, daß sie einzigartige Kräfte besaß, sondern weil sie groß und solide verarbeitet war und durchaus dazu geeignet gewesen wäre, einer ahnungslosen Meerkatze den Schädel einzuschlagen. Was der rasende Buncan auch am liebsten getan hätte, wenn man ihn nicht bereits an Händen und Füßen fachmännisch gefesselt hätte.
    Jeder, der einen Otter so gut zu fesseln verstand, daß er sich nicht mehr rühren, geschweige denn sich befreien konnte, wußte mit Stricken und Knoten umzugehen, überlegte Buncan. Wenn Squill und Neena sich nicht befreien konnten, dann brauchte er es gar nicht erst zu versuchen.
    In kürzester Zeit hatte man die Reisenden zu hilflosen Bündeln verschnürt, die sinnlos auf den Matten zappelten. Gugelund war so fest verschnürt, daß er sich nicht bewegen konnte, und Viz hatte man die Flügel an der Seite festgebunden und die Füße an den Knöcheln aneinander gefesselt.
    Die selbstsicheren Angreifer gestatteten ihnen den sehnsüchtigen Blick auf ihre Waffen und Habseligkeiten, die man in der Mitte des Zeltes achtlos auf einen Haufen geworfen hatte. Viz hing mit dem Kopf nach unten an einer Querstange und beklagte sein Schicksal.
    »Erst gefesselt, dann angerichtet?« Von seiner jämmerlichen Position aus funkelte er den nachdenklichen Chichurog wütend an.
    Der Dorfanführer zuckte zusammen. »Wir sind keine Kannibalen. Wir verzehren keine intelligenten Wesen. Glaubst du etwa, die Xi-Murogg wären unzivilisiert?«
    Squill lag bereits eine Erwiderung auf der Zunge, als Neena ihm einen vernichtenden Blick zuwarf. Unter den gegebenen Umständen bedeutete das keine sonderlich beeindruckende Drohung, doch hielt ihr Bruder trotzdem den Mund. Was nicht hieß, daß die Beschimpfungen des Otters ihre Lage hätten verschlimmern können, überlegte Buncan.
    Chichurog fuhr fort: »Man wird euch ausbluten lassen. Das ist keine unangenehme Todesart. Man wird bewußtlos und schläft ein, dann gleitet man sanft in den Tod hinüber.«
    »Ach ja?« sagte der unverbesserliche Squill, der auch nicht eine Minute lang den Mund halten konnte.
    »Wie war's dann mit 'ner kleinen Demonstration, Chef?«
    Der Dorfanführer ließ sich nicht zu einer Antwort herab.
    »Anschließend werden eure Leichen zerkleinert und zu Pulver gemahlen. Bei Vollmond wird man euch auf den Feldern der Xi- Murogg verstreuen. Dies ist ein ehrenhafter Tod. Die Bestandteile eurer Körper werden einen Beitrag leisten zur Nahrungsmittelproduktion und zum Wohlergehen neuer, junger Wesen.«
    »Sie können sagen, was Sie wollen«, zirpte der her- abbaumelnde Viz. »Egal, wie man es nennt, das ist Kannibalismus.«
    »Ist es nicht«, erwiderte Chichurog ungerührt. »Euer Tod wird neues Leben hervor bringen.«
    »Weil wir das verdammte Pech 'atten, kurz vor Vollmond auf zu tauchen«, murmelte Neena.
    Chichurog schlenderte zu ihr hinüber und blickte auf ihre festverschnürte Gestalt hinunter.

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