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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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das er als Uhr bezeichnete, obwohl Buncan nie recht kapiert hatte, warum man es nicht einfach Zeit nannte. Es war ein tragbarer Zeitmesser. Die eine Hälfte von ihm wünschte sich, das Gerät am Arm zu tragen, damit er sagen könnte, wie spät es war, während die andere Hälfte lieber unwissend bleiben wollte. Es würde früh genug Morgen werden.
    Tut mir leid, Paps. Verzeih mir, Ma. So hob ich mir das nicht vorgestellt. Das Leben konnte ausgesprochen unkooperativ sein, dachte er.
    Jedoch nicht der Wächter. Er war wieder halb eingenickt, sein Kopf war auf die rechte Schulter herabgesunken. Buncan zerrte mit aller Kraft an seinen Handfesseln, wurde aber nur müde davon. Wenn überhaupt, schienen sich die Lederriemen noch weiter zuzuziehen und die Blutzirkulation in den Händen zu unterbinden. Die Otter waren mittlerweile ebenfalls so gut wie eingenickt, während Viz an der Stange, an der er aufgehängt war, leise pfeifend schnarchte.
    Darum überraschte es Buncan nicht wenig, als er hinter sich jemanden in ängstlichem Ton »Mach dich bereit!« flüstern hörte.
    Buncan wandte den Kopf und musterte den Händler.
    »Bereitmachen? Wozu bereitmachen?«
    »Na, zum Bannsingen natürlich. Zum Zaubern.« Er wandte sich an die Otter. »He, ihr! Squill, Neena.«
    »Hmmm... was?« Squill schaute schläfrig hoch.
    »Weck deine Schwester. Bereitet einen Banngesang vor.«
    Der Otter blinzelte und blickte kurz zum schlafenden Wächter, dann wandte er sich wieder dem Händler zu. »Was soll das, Chef? Ohne Buncans Begleitung können wir nich bannsingen.«
    »Das ist mir klar. Ich werde euch gleich alle befreien.«
    Neena war mittlerweile ebenfalls aufgewacht. »Womit denn? Mit freundlichem Zureden und guten Absichten?«
    »Seid still«, flüsterte das Faultier, »und paßt auf.«
    Gugelund saß festverschnürt da, die Klauen lederverhüllt, die Arme auf dem Rücken gefesselt. Er war weder so kräftig wie Buncan noch so geschmeidig wie die Otter. Nach außen hin wirkte er vollkommen hilflos.
    Abgesehen davon... daß er nicht so fest verschnürt war, wie seine Peiniger meinten. Vielleicht hatten sie das in ihrer Euphorie übersehen, oder aber sie waren bislang noch keinem Vertreter von Gugelunds Gattung begegnet. Faultiere hatten kräftige, deutlich sichtbare Krallen, und die hatten die Xi- Murogg unschädlich gemacht.
    An seine Zunge hatten sie allerdings nicht gedacht.
    Lang, beweglich und zum Greifen geeignet, schlängelte sie sich aus dem Mund des Händlers, der sich vorbeugte und gegen den Zeltpfosten preßte. Die Zunge kroch an seiner Brust hinunter, überquerte die Hüfte und erreichte den Hosenbund. Als sie einen der falschen Edelsteine anstupste, mit denen die Schnalle seines Schlangenhautgürtels verziert war, ertönte ein leises Klicken. Alle hielten den Atem an, denn der Wächter regte sich. Der Meerkater rieb sich über die Schnauze, zuckte mit den Schnurrhaaren, schlug jedoch nicht die Augen auf.
    Sobald der Wächter wieder zur Ruhe gekommen war, machte Gugelund sich abermals an die Arbeit. Als das Klicken diesmal ertönte, war die Vorderseite der Gürtelschnalle aufgesprungen, und dahinter befand sich ein Geheimfach, in dem die Notausrüstung des weitgereisten, erfahrenen Händlers untergebracht war: eine winzige Ampulle mit energiespendendem Konzentrat auf Honigbasis, eine Ampulle mit Gift, einige kostbare Diamanten... und eine kleine Klinge aus Metall. Bei dem Anblick fiel es den Ottern schwer, an sich zu halten.
    Der Wächter schlug nach einer Fliege und drehte dann die Schulter zum Mittelpfosten. Unter Anstrengung all seiner Kräfte tastete Gugelund mit der Zunge nach der Klinge. Das Ende dieses empfindlichen Organs schmiegte sich behutsam um den kurzen Griff. Buncan zuckte mitfühlend zusammen, doch Gugelund zögerte nicht einen Augenblick.
    Er umfaßte die Klinge und zog sie aus der geöffneten Gürtelschnalle. Neena lag näher bei ihm als Squill oder Buncan. Der Händler richtete sich wieder auf und schaukelte nach links, bis er auf die Seite fiel. Buncan sog scharf den Atem ein, doch das Faultier ließ die Klinge nicht fallen. Indem Gugelund seine Zunge bis zum äußersten streckte (was weiter war, als Buncan für möglich gehalten hätte), drückte er dem Otter das winzige Messer zwischen die Finger.
    »Laß es nicht fallen, du blöder Trottel.« Squill bäumte sich gegen seine Fesseln auf, ein Bündel purer im Zaum gehaltener Energie.
    »Sei still, Besengesicht.« Eine Pause, dann ein heiseres,

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