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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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diesen gewaltigen Fingern kein Entkommen gab. Die Finger würden sie entweder zerquetschen oder so mühelos wie eine Blume vom Boden pflücken. Gugelund murmelte halblaut vor sich hin, die Otter hielten sich gegenseitig umarmt, Viz faßte den tapferen Entschluß, zusammen mit seinem alten Freund zugrunde zu gehen, und Buncan schloß einfach die Augen.
    Er spürte, wie ihm irgend etwas Gewaltiges behutsam den Kopf tätschelte. Als er die Augen aufschlug, sah er, daß die Hand seine Gefährten gleichermaßen liebkoste.
    Sie wurde zurückgezogen, und die Erscheinung richtete sich auf. Das nachfolgende Gebrüll ließ sich mit Mühe verstehen.
    » FREI ! ZUM ERSTEN M AL SEIT E W IGK E ITEN WIED E R FREI !« Der mit Widerhaken versehene Schwanz schlug ein Loch in den Boden, während sich die drei Köpfe des Wesens herabneigten und auf sie herunterblickten.
    »ICH, DER ICH NICHTS ANDERES GEKANNT HABE ALS DIE ZEIT, SAGE NUN, ALLE ZEIT DER WELT REICHT NICHT AUS, UM EUCH FÜR EUER LlED ZU DANKEN.«
    Squill grinste unbekümmert. »Tja, du weißt ja, wie das so is, Chef. Wir singen 'alt gern.«
    »Ja, mein Bruder is 'n richtiger Altruist.« Buncan bedachte Neena mit einem warnenden Blick. Natürlich mißachtete sie ihn.
    Soweit das Auge reichte, umarmten sich die in Freiheit gesetzten Giganten. Manchen weinten teichgroße Tränen. Andere klopften ihren so lange Zeit versteinerten Bekannten auf den Rücken, was dröhnende Schockwellen über die Ebene sandte.
    »Ich frage mich, wie viele Reisende hier wohl schon vorbeigekommen sein und sich über die Umrisse der Felsen Gedanken gemacht haben mögen«, murmelte Gugelund, »ohne zu merken, daß da nicht ihre Phantasie, sondern ihre Wahrnehmung am Werke war.«
    Da mittlerweile offensichtlich war, daß man sie nicht in Mus verwandeln würde, sah Snaugenhutt keinen Grund mehr, warum er sein Tempo nicht verlangsamen sollte. Buncan beschattete die Augen gegen die aufgehende Sonne und sprach das Schreckgespenst an.
    »Was werdet ihr nun tun, da ihr frei seid?«
    Die drei Köpfe antworteten im Chor: » NUN , WI R W E R D EN NATÜRLICH DORTHIN ZURÜCKKEHREN, WO WIR HERGEKOMMEN SIND. FALLS DIESER ORT NOCH IMMER EXISTIERT.«
    Hinter ihnen erscholl ein Gebrüll, mit dem sie überhaupt nicht mehr gerechnet hatten. »Ich werde euch alle töten. Ich fürchte mich vor gar nichts, sei es ein Gott oder ein Sterblicher!«
    Squill drehte sich im Sattel um. »Also, das 'aut mich ja glatt vom Sockel. Seht mal, wer da kommt!«
    Das Schwert herausfordernd über dem Kopf schwenkend, kam Chichurog, der Erste Reiter der Xi-Murogg, auf einer nervösen, Scheuklappen tragenden Echse herangaloppiert.
    »Illusionen!« heulte er. »Ihr habt Illusionen fabriziert, um mein Volk zu täuschen! Ihr habt ihren Verstand verwirrt, aber mich haltet ihr nicht zum Narren! Ich werde euch die Köpfe abschneiden. Ich werde euch bei lebendigem Leib über offenem Feuer braten. Ich werde...«
    Der gepanzerte Affe beugte sich vor. Ein gewaltiger Daumen senkte sich herab. Cichurog blieb kaum Zeit aufzusehen und einen kurzen Überraschungsschrei auszustoßen, dann war er nur noch ein dunkler Fleck am Boden.
    »Eine verdammt wirkungsvolle Illusion«, bemerkte Neena ernst.
    Von den übrigen Dorfbewohnern war offenbar keiner geneigt, es ihrem Anführer nachzutun. Es ließen sich keine weiteren Verfolger blicken.
    Die riesigen Wesen streckten die flußlangen Arme aus und faßten sich bei den Händen (in einem Fall auch bei den Tentakeln). Uralte Krieger aus einem vergessenen Land der Titanen, paralysierte Götter einer anderen Welt und einer anderen Zeit, was immer sie waren, sie stiegen auf einmal langsam gen Himmel empor. Ein paar anhaftende Kopfsteine und Findlinge, die letzten Überbleibsel ihrer langwährenden irdischen Gefangenschaft, fielen von ihnen ab und stürzten zu Boden, als sie durch die Wolken dem immer intensiver werdenden Sonnenschein entgegenschwebten. Währenddessen wurden sie immer kleiner, bis sie erst beinahe normalgroß und dann winzig wirkten und schließlich ganz im unermeßlichen Himmel verschwanden. Vom Gestein, das sie eingehüllt hatte, stieg immer noch Staub auf.
    Lange Zeit sagte niemand etwas. Man vernahm nur das Geräusch des sich absetzenden Staubs und Gesteins und Snaugenhutts schweren Atmens.
    »Ich frag mich, wo die wohl hergekommen sein mögen«, murmelte schließlich Buncan, nachdem sich das Nashorn wieder nach Nordwesten in Bewegung gesetzt hatte. »Gugelund?«
    Der Händler schüttelte den Kopf.

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