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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Der Hexer blickte seinen Gast wissend an.
    »Ich bin Kaufmann, ich handele mit Gütern und mache Geschäfte.« Gugelund zeigte die Innenseiten seiner schweren, krallenbewehrten Hände. »Ich streite nicht ab, daß ich diese Angelegenheit nicht nur aufzuklären wünsche, sondern auch Profit suche. Sagen Sie mir eines: Könnte dieses Wahre unter entsprechender Anleitung zum Guten verwendet werden?«
    »Nein, niemals!« entgegnete Clodsahamp heftig. »Es vermag nur Uneinigkeit und Zwietracht zu stiften, Zerstörung und Tod. In diesem Punkt sind die alten Berichte eindeutig. Ich würde mir nicht einmal selbst zutrauen, es zu besitzen.«
    »Sie sollten mir zumindest zugestehen, anderer Meinung zu sein.« Der Händler scheute sich nicht, seinen Standpunkt zu vertreten, dachte Jon-Tom beifällig.
    »Jeder kann sich über irgendwelches Gerede seine eigene Meinung bilden«, brummte Clodsahamp. Er wühlte in einer Schublade seines Panzers, holte einen kleinen Würfel aus irgendeiner widerlichen grünen Substanz heraus, steckte ihn sich in den Mund und kaute versonnen darauf herum, während er die Schublade wieder schloß. »Von mir können Sie keine Hilfe erwarten. Ich bin zu alt, um gefährlichen Gerüchten nachzujagen.«
    »Du wirst schon seit hundertfünfzig Jahren ›alt‹ «, bemerkte Jon-Tom.
    Der Schildkröterich nickte. »Und das kannst du mir glauben, nichts wird schneller alt als das Altwerden.« Er seufzte schwer.
    »Wenn Sie meinen Rat hören wollen, Reisender, dann gehen Sie weiter Ihren Geschäften nach und vergessen Sie diesen Unsinn. Wenn es sich dabei um ein bloßes Gerücht handelt, werden Sie auf der Suche danach umkommen, und wenn es wirklich existiert, werden Sie an dem, was Sie finden, zugrunde gehen. Ich werde Ihnen für diese kleine Besprechung nichts berechnen«, setzte er mit ungewöhnlicher Großzügigkeit hinzu.
    »Desillusionierung ist schon teuer genug.«
    Nun, da er sein ganzes Pulver verschossen hatte, wußte Gugelund nichts mehr zu sagen. Clodsahamp rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. »Haben Sie eine Unterkunft für die Nacht?«
    Das Faultier hob die breiten Schultern und wirkte noch trauriger als sonst. »Ich mußte schon häufiger im Wagen bei meinem Gespann übernachten.«
    »Es ist schon spät und noch ein ganzes Stück Wegs bis Lynchbany«, murmelte der Schildkröterich. »Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen einen geeigneten Raum herrichten. Dimensionale Erweiterung. Einer meiner besseren Zaubersprüche.«
    Der Händler sah auf und nickte dankbar. »Sie sind ebenso gastfreundlich wie entmutigend. Ich nehme Ihr Angebot gern an.« Er griff nach dem Geldbeutel an seinem breiten Gürtel.
    »Ich werde dafür bezahlen...«
    »Diesmal nicht.« Clodsahamp winkte edelmütig ab. »Auch absurde Geschichten haben ihr Gutes. Man muß die Belehrung gegen die Unterhaltung aufwiegen. Das ist Ihr Glück, denn sonst hätte ich Sie zur Strafe dafür, daß Sie meinen Schlaf gestört haben, in eine Wanze verwandelt.« Das Faultier zuckte zusammen, seine schläfrigen Augen weiteten sich jäh. Jon-Tom sprang ihm eilends bei.
    »Clodsahamp hat einen einzigartigen Sinn für Humor.«
    Der Hexer enthielt sich eines Kommentars, erhob sich und schlurfte auf seinen kurzen, stämmigen Beinen zum gegenüber liegenden Durchgang. »Kommt, Reisender, wir wollen uns mal um Eure Bettstatt kümmern. Ich glaube, dem Typus nach wäre ein besonders weiches Bett angebracht. Oder vielleicht eine niedrig aufgehängte Hängematte?«
    Jon-Tom stand auf und schüttelte sein Cape hinter sich aus.
    »Es ist schon spät. Ich mache mich besser mal auf den Heimweg.«
    Für Buncan gab es keinen Grund, auch noch die letzten Abschiedsworte zu belauschen. Er machte im Dunkeln kehrt und tastete sich behutsam an der Wand entlang. Bald hatte er die Eingangstür erreicht, die er mühelos öffnen konnte. Dann huschte er hinaus auf die Lichtung, und kurze Zeit später hatte er sich im freundlichen Dunkel des schweigenden Glockenwal- des in Sicherheit gebracht. Er rannte nach Hause, in der Hoffnung, daß Talea während seiner Abwesenheit nicht in sein Zimmer geschaut hatte. Falls doch, so hatte er sich eine raffinierte und, wie er hoffte, überzeugende Ausrede zurechtgelegt. Doch selbst wenn sie ihm nun gar nicht glauben sollte, würde sie ihn zumindest nicht verdächtigen, seinem Vater und Clodsahamp nachspioniert zu haben.
    Das soeben Gehörte schwirrte ihm im Kopf herum. Zuviel, um es im Zaum zu halten, ergoß es sich in andere Hoffnungen

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