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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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zu bringen. Ich habe mit Bekannten und Reisegefährten darüber gesprochen, und deren Unwissenheit war eher noch größer als die meine.
    Nur einer, der sich mit den Grundbegriffen der Hexerei auskannte, schlug vor, ich solle Sie aufsuchen. Dies habe ich getan, denn seitdem ich die Geschichte dieses Soldaten gehört habe, bin ich davon besessen, und ich wünsche mir von ganzem Herzen, sie zu begreifen. In gewisser Weise war dies das ganze Vermächtnis dieses bedauernswerten Fuchses, abgesehen von dem anderen Wertgegenstand, den er noch besaß, nämlich seinem oft gebrauchten Schwert.«
    »Das Sie bei sich haben?« fragte Jon-Tom.
    Das Faultier schaute weg. »Äh, nein. Ich habe es versetzt. Schließlich bin ich Kaufmann und muß leben.«
    »Und das, was ihm begegnet ist?« fragte Clodsahamp ungeduldig.
    Gugelund wandte sich dankbar dem Hexer zu. »Er nannte es ›Das Große Wahre‹ .«
    Im Laufe der Jahre hatte Buncan den Hexer Clodsahamp schon häufiger mit dem Unglaublichen und Unerklärlichen umgehen sehen, vom Heraufbeschwören ganzer Gebäude bis zur Verwandlung von Gold in Blei (wobei der letzt genannte Zauber sich keiner allzu großen Nachfrage erfreute, vom Meister aber zu Übungszwecken häufig ausgeführt wurde). In dieser ganzen Zeit hatte er den Schildkröterich jedoch noch nie so reagieren sehen wie jetzt.
    Clodsahamp zuckte so heftig zurück, daß er den kleinen Haltezauber zerriß, der die schwere Brille auf seinem Schnabel festhielt. Grummelnd hob er sie vom Boden auf und setzte sie sorgfältig wieder auf. Jon-Tom hingegen machte lediglich ein verdutztes Gesicht.
    Als Clodsahamp sich wieder vollständig erholt hatte, sprach er langsam und mit großer Bestimmtheit. »So etwas wie das Große Wahre gibt es nicht. Das ist nichts weiter als ein in Zaubererkreisen weitverbreitetes Gerücht. Ein altes Gerücht, aber dennoch ein Gerücht. Es existiert nicht. Manche wünschten, es wäre anders, aber Wunsch und Wirklichkeit sind selten Weggenossen.«
    »Ich weiß, daß ich noch nie davon gehört habe«, meinte Jon- Tom.
    Clodsahamp warf ihm einen Blick zu. »Hast du bestimmt nicht, und das ist auch nichts, wovon man als Bannsänger so ohne weiteres zu hören bekommt. Das ist kein Thema, um eine müde Unterhaltung zu beflügeln.«
    Gugelund schien mit einer Bemerkung zu zögern, vielleicht von der heftigen Reaktion des Hexers ein wenig überrascht. »Ich weiß nicht, ob es existiert oder nicht. Ich habe lediglich die Geschichte des sterbenden Söldners wiedergegeben. Wahr oder nicht, jedenfalls hat sie ihm das Leben gekostet.«
    »Es kommt öfters vor, daß jemand, der durch Unterkühlung geschwächt ist, Halluzinationen hat«, erklärte Jon-Tom.
    Das Faultier mit seinem von Natur aus kummervollen Gesichtsausdruck und seinen stets traurigen Augen zog den Bannsänger als Adressaten vor. »Ich mag ja in thaumaturgischen Dingen unwissend sein, mein Herr, aber ich schmeichle mir, über gute Menschenkenntnis zu verfügen. Die erwirbt man als erfolgreicher Händler ganz von allein. Desgleichen habe ich noch nie die Bekanntschaft von Menschen an der Schwelle des Todes gemacht, und sei es noch so kurz. Dies eingestanden, glaube ich jedoch, daß jemand, der im Begriff steht, diese Seinsebene zu verlassen, eigentlich keinen Grund hat, einen Fremden anzulügen.«
    Jon-Tom wischte dieses Argument mit einer Handbewegung beiseite. »Na gut, dann hat dieser Juh Phit also geglaubt, er wäre etwas begegnet, das sich ›Das Große Wahre‹ nennt. Das heißt noch nicht, daß es auch tatsächlich so gewesen ist.«
    »Es steht mir selbstverständlich nicht zu, das zu bestreiten,« Die Stimme des Händlers war so weich wie sein Pelz.
    »Selbst gutwillige Leute wiederholen Unwahrheiten bisweilen so oft, bis sie sie selbst für wahr halten«, setzte Jon-Tom hinzu.
    »Grundstücksmakler zum Beispiel.«
    »Ich kann nur sagen, daß ich das letzte Vermächtnis dieses Soldaten empfangen habe und daß ich daran glaube.«
    »Etwas dermaßen Gefährliches, dermaßen Heimtückisches kann es nicht geben«, murmelte Clodsahamp. »Wenn ich mir den Schaden vorstelle, den es anrichten könnte, das Chaos, das es verursachen könnte, dann schaudere ich in meinem Panzer.«
    »Was genau besagt eigentlich dieses Gerücht?« wollte Jon- Tom wissen. Buncan draußen auf dem Korridor hörte regungslos zu und wagte kaum zu atmen.
    »Wie alle großen Gefahren ist sie zugleich simpel und kompliziert«, sah Clodsahamp sich genötigt zu erläutern. »Um sie

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