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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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eben anders. Ich bin noch nie einem Bannsänger begegnet, weißt du, aber ich habe von ihnen gehört. Bedürfen ihre mystischen Beschwörungen nicht der musikalischen Begleitung? Jedenfalls weiß ich genau, daß dir kein Instrument zur Verfügung steht. Zumindest kein musikalisches.«
    Neena fühlte sich aufs Bett zugedrängt, das in diesem Augenblick nicht gerade ihr bevorzugter Zufluchtsort war.
    »Weißt du eigentlich, daß du ein ziemlich grober Typ bist?«
    »Oh, gewiß. Das ist integraler Bestandteil meiner Persönlichkeit. Aber ich habe gelernt, damit zu leben. Ich habe bemerkt, daß dir das Kleid gefällt. Ursprünglich wurde es für eine Nerzdame angefertigt, aber ich habe es extra für dich ändern lassen.«
    »Die Mü'e 'ättest du dir sparen können.«
    »Das war keine Mühe.«
    »Stört es dich nicht, daß ich ein Otter und kein Nerz bin?«
    »Im Gegenteil. Ich finde die Unterschiede eher reizvoll als störend. Außerdem sind meine Vorlieben ziemlich breit gefächert. Gleich als mein Auge auf dich fiel, wußte ich, daß eine Kette zwangsläufiger Ereignisse in Gang kommen würde. Dies wird nun seine Fortsetzung finden. Ich werde des Geredes allmählich überdrüssig.«
    Neena blickte verzweifelt um sich, doch da waren nur das eine hochgelegene Fenster und die eine Tür. Sie überlegte, ob sie Anlauf nehmen und durch die Buntglasscheibe springen sollte, doch das wäre idiotisch gewesen. Otter verfügten über zahlreiche körperliche Fertigkeiten, hohe Sprünge zählten jedoch nicht dazu. Wenn sie im Wasser gewesen wären, dann...
    Die Tür war bestimmt bewacht. Einen anderen Ausgang gab es nicht, nicht einmal einen offenen Kamin. Nur das Bett, mehrere Truhen voller Kleider, ein Baldachin über dem Bett, der zu zerbrechlich war, als daß er jemanden hätte tragen können, ein paar Stühle, der ovale Spiegel, der kalte Schieferboden und die beiden freistehenden Öllampen.
    Diese waren die einzigen möglichen Waffen. Nerze waren jedoch flink. Wenn sie eine Lampe auf den Nerz schleuderte und ihn verfehlte, würde ihn das kaum gnädiger stimmen. Außerdem konnte er jederzeit um Hilfe rufen.
    Sie entschied sich, es anders zu versuchen. »Bitte, guter 'err; meine Freunde und ich sind nur auf der Durchreise in diesem Teil der Welt. Sie werden nach mir suchen, wissen Sie. Einer von ihnen ist ein mächtiger Kaufmann.«
    »Der auf dem Markt um einen Preisnachlaß feilschen muß.« Als er sich ihr weiter näherte, sah sie, daß Krasvins Zähne sehr weiß und sehr scharf waren.
    Sie stieß gegen den Bettrahmen und zwängte sich seitlich daran entlang. Trotz seiner unbestreitbaren Schönheit war das Kleid eindeutig unbequem. Vielleicht war das auch Absicht.
    »Bleiben Sie mir vom Leib.«
    »Im Gegenteil, ich beabsichtige, dir recht nahe zu kommen. Vergiß nicht, daß ich weder Mühe noch Kosten gescheut habe, um dich in deine gegenwärtige Lage zu bringen. Ich werde dich erst gehen lassen, wenn wir uns wesentlich besser kennengelernt haben. Sozusagen. Und zwar mehrmals.«
    »Ich glaube, ich kenne Sie schon gut genug.« Sie zwängte sich ums Fußende des Betts, und er folgte ihr unerbittlich, ohne jedes Anzeichen von Eile, vielmehr das athletische Vorspiel sichtlich genießend. Irgendwann würde sie müde werden, und entkommen konnte sie ihm nicht. Zu dieser Einsicht gelangte jede irgendwann einmal.
    »Na komm«, lockte er sie. »Ich bin gar kein so schlechter Kerl. Aus Erfahrung kann ich dir versichern, daß die unbedeutenden Gattungsunterschiede unserer innigen Vereinigung nicht im Wege stehen werden. Hast du dich schon mal gefragt, ob das, was man sich von Nerzen erzählt, der Wahrheit entspricht?«
    »Nicht einmal im Traum«, entgegnete sie scharf.
    »Du lügst, aber das macht nichts. Du wirst Antworten auf Fragen erhalten, die du niemals gestellt hast. Wie alt bist du eigentlich?« Sie funkelte ihn voll kalter Verachtung an. »Nicht sehr alt, möchte ich wetten. Eine knospende Blüte. Köstlich.« Trotz seiner oberflächlichen Kultiviertheit tropfte ihm beinahe der Sabber aus dem Mund.
    Er hatte sie jetzt fast erreicht und streckte eine Pfote nach ihr aus.
    »Rühr mich nicht an!« Sie fuhr herum und rannte zur anderen Seite des Betts.
    Während Krasvin sich ihr zielstrebig näherte, nahm, sie die Öllampe vom Metallständer, legte den flammenden Kristallbehälter beiseite und schwenkte die Stange, auf der er zuvor gesessen hatte, wie eine Lanze. Krasvin ließ sich dadurch nicht einschüchtern.
    »Das Kleid

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