Der Sohn des Bannsängers
jung und in Kriegsdingen ebenso unerfahren wie auf dem Gebiet der Zauberei.« Er wischte sich eine Fellfranse vom Mund. »Und euch wird sicher auch nicht entgangen sein, daß ihr jetzt, wo die weibliche Komponente eures Bannsänger-Triumvirats indisponiert ist, vielleicht gar nicht mehr fähig seid zu zaubern. Sollte das der Fall sein, dann steht ihr beide allein gegen ein gut verteidigtes Ziel. Das ist keine Tapferkeit; das ist Selbstmord.«
»Dann müssen wir eben auf den Vorschlag des Mungos zurück greifen und über ihre Freilassung verhandeln«, sagte Buncan.
»Dazu fehlt es uns an den nötigen Mitteln«, erinnerte ihn der Händler. »Sogar dann, wenn ich den Kauf der Reitechsen stornieren würde.«
»Und wir war's, wenn wir uns reinschleichen und sie einen nach dem andern umbringen würden?« schlug Squill vor.
»Oh, das ist sehr gut.« Buncan lächelte sarkastisch. »Wir wissen nicht einmal, wen Krasvin als Leibgarde beschäftigt.«
Gugelund stieß einen langen, resignierten Seufzer aus, der zur Hälfte durch seine Nüstern entwich. »Vielleicht solltet ihr die Sache eher mir überlassen.«
Squill blickte ihn überrascht an. »Du willst doch nich etwa mit uns kommen?«
»Ich brauche eure Hilfe, um mich von der Existenz des Großen Wahren zu vergewissern. Ich kann mir nicht vorstellen, noch mal irgendwelche Leute zu treffen, die ebenso zu blinder Gefolgschaft bereit und gutgläubig sind wie ihr.«
»Mann, danke, Chef«, murmelte Squill sarkastisch.
»Ohne Neena brauchen wir gar nicht erst weiter zu reisen. Das steht mal fest«, erklärte Buncan entschlossen. Gugelund nickte betrübt.
»Ja, ja. Aber wir müssen zumindest ein paar bewaffnete Soldaten entweder mittels Überredung, Bezahlung oder durch irgendeinen Trick dazu bringen, uns zu begleiten, sonst haben wir auch nicht die geringste Chance.«
»Genau!« Squill straffte sich. »Ein paar richtig 'arte Brocken. Vielleicht können wir ja 'n paar Otter an 'euern.«
»Davor möge mich der Gott aller ehrlichen Händler bewahren«, murmelte Gugelund, allerdings so leise, daß Squill nichts davon mitbekam.
XII
Ganz allmählich begann sie, vom Grund des Teichs wieder emporzusteigen. Es war einer der schönsten Teiche, den sie jemals gesehen hatte, tief und kühl und vollkommen kreisförmig. Es gab keine Fische darin, nur dunkle, olivfarbene Pflanzenwedel mit wellenförmigen Rändern, die in der Strömung hin und her schwankten.
Sonnenschein und Luft lockten, während sie langsam in Spiralen nach oben stieg, ohne zu schwimmen, emporgetragen von einem umgekehrten Strudel. Als sie an die Oberfläche tauchte, blinzelte sie und atmete sachte ein.
Anstelle der Sonne erblickte sie eine Leuchtkugel, die von der Mitte einer mit dunklem, reichverziertem Holz geschmückten Gewölbedecke hing. Als sie den Kopf nach links drehte, sah sie ein hohes, schmales Buntglasfenster. Der unbekannte Künstler hatte mit dem vielfarbigen, kunstvoll geformten Glasmosaik eine Schlafzimmerszene dargestellt, eine Szene, die...
Auf einmal völlig wach, wälzte sie sich auf dem ausladenden, mit einem Baldachin versehenen Bett herum.
Es gab keinen erfrischenden Teich, es sei denn, man wollte das verknautschte Leinen, auf dem sie ruhte, als solchen bezeichnen. Sie war nicht einmal feucht. Jede einzelne Strähne ihres Pelzes war ausgebürstet worden, ihr Fell hatte einen zarten, seidigen Glanz. Anstelle ihrer gewohnten Shorts samt Jacke trug sie ein fußlanges, mit Perlen und Halbedelsteinen besticktes Kleid. Die Ärmel waren kurz und an den Schultern gebauscht. Ihre Füße steckten in dazu passenden Pantoffeln. In den Schwanz hatte man ihr kleine Silberglöckchen eingeflochten, und selbst die Schnurrhaare waren mit pinkfarbenem Glitzerlack eingesprüht. Sie juckten.
Am liebsten hätte sie die Edelsteine und Perlen vom Kleid abgerissen und in den erstbesten Mülleimer geworfen, doch da kein geräumiger Behälter zur Hand war, riß sie sich statt dessen die zu engen Pantoffeln herunter und musterte ihre Umgebung.
Es war das größte Bett, das sie je gesehen hatte, mit einem ausladenden, edelsteingeschmückten Baldachin und einer Reihe von Kissen, die quer übers Bett reichte. Das Bett hätte selbst das lebhafteste Paar beherbergen können, und dessen engeren Familienkreis samt Tanten, Onkeln und fernen Cousins noch dazu. Zweifellos war es seinem Besitzer ein Quell steter Freude.
Auf einmal kam ihr der Gedanke, man könnte sie hierhergebracht haben, um sie eben dieser Vergnügungen
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