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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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grollend.
    »Nirgendwohin«, keuchte sie. »Der Baron is plötzlich krank geworden, und...« Sie blickte sich zum Zimmer um. Durch die halboffene Tür sah sie, wie der erste Wachposten Krasvin auf die Beine half. Der andere taumelte gerade in den Raum und hielt sich die Seite.
    Der Orang-Utan schaute stirnrunzelnd an ihr vorbei. »Sieht so aus, als würde ihm schon geholfen.«
    »Er braucht Hilfe«, antwortete sie, »und die wirst du auch bald brauchen.« Ein blitzschneller Hieb mit dem Dolch drang unter dem Brustpanzer in den Bauch des Affen. Ein langer Arm griff nach ihr und verfehlte sie, als sie auch schon die blutige Klinge herauszog und weitereilte.
    Mit wehendem Kleid rannte sie den leeren Korridor entlang und suchte verzweifelt nach einem Ausgang. Als sie um eine Ecke bog, hätte sie beinahe zwei mit Speeren bewaffnete Ratten und einen Langur über den Haufen gerannt.
    Links von ihr war eine offene Tür. Sie lief hindurch und fand sich in einer Art Speisekammer oder einem Nebenraum der Küchen wieder. Bündel von getrocknetem Fleisch, mit Wachs versiegelte Pakete und Mehlsäcke erschwerten ihr das Durchkommen. Hinter ihr erscholl Stimmenlärm als Kontrapunkt zum Lärm der mit Stiefeln und Sandalen bekleideten Füße. Die Leibgarde war mittlerweile alarmiert.
    Sie zwängte sich durch die Tür an der anderen Seite der Kammer und gelangte in einen großen, offenen Raum, der von Öllampen und der einzelnen obligatorischen Leuchtkugel an der Decke erhellt wurde. Drei Wände des zwei Stockwerke hohen Raumes waren vollständig mit Regalen vollgestellt, in denen mehr Bücher standen, als Neena in ihrem ganzen Leben gesehen hatte, mehr Bücher, als selbst Clodsahamp besitzen mochte. Die Einbände aus Holz und Metall, aus Leder und exotischen Materialien schimmerten in der indirekten Beleuchtung.
    Ein großer Lesetisch und zwei dazu passende Stühle nahmen die Mitte des Raumes ein, während auf halber Höhe ein mit einem Geländer versehener Laufgang an den Wänden der Bibliothek entlangführte. Eine einzelne Leiter lehnte an einer Öffnung im Geländer und bot Zugang zu den oberen Regalen. Die vierte Wand bestand größtenteils aus Glas, das jetzt dunkel war, denn draußen war es Nacht.
    Zu ihrer Rechten stand eine Doppeltür offen, durch die man auf einen geräumigen Innenhof blickte. Außerdem konnte man von draußen, wo es von bewaffneten Gefolgsleuten nur so wimmelte, natürlich in die Bibliothek hinein schauen.
    Einer der Männer bemerkte sie und hob die Hand. »Da ist sie!«
    Sie blickte wild umher. Das schwere Fenster aus Facettenglas würde sich nur mühsam öffnen lassen, wenn überhaupt. Vielleicht sollte sie einen verzweifelten Sprung durchs Glas hindurch wagen... auf die Gefahr hin, daß sie dabei zerfetzt wurde.
    Als der Lärm draußen anschwoll, packte sie eine der Öllampen aus geschliffenem Kristall, vergewisserte sich, daß sie zumindest halb voll war, und hastete die Leiter zum Laufgang in der zweiten Ebene empor. Zwei Pakas traten in den Raum, bemerkten sie und stürmten ihr nach. Sie setzte die Lampe auf dem Geländer ab, legte beide Hände auf die Leiterholme und drückte. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen fiel die Leiter um, traf ihre beiden Verfolger und warf einen von ihnen zu Boden.
    Mehrere Pottos tauchten auf, machten aber keine Anstalten, die Leiter wieder aufzurichten. Ihnen folgten ein Klippdachs und drei stämmige Gürteltiere. Kurz darauf erschien der Baron in Begleitung eines Wiesels.
    »Bravo.« Sie lächelte tapfer, den Dolch fest umklammernd.
    »Was macht deine Leidenschaft? Etwas abgekühlt?«
    Er grinste zu ihr hoch, doch die Anstrengung war ihm deutlich anzusehen. »Unter anderen Umständen hätte ich unser Zusammen treffen stimulierend gefunden.«
    »Mann, was du nich sagst.« Sie schwenkte die Klinge.
    »Komm rauf zu mir, dann stimuliere ich dich noch 'n bißchen mehr.«
    »Du bist wirklich lästig. Komm jetzt runter. Sofort.«
    »Tut mir leid. Mir gefällt's 'ier oben. In der Zwischenzeit kannst du ja deinen Arsch küssen.«
    Er holte tief Luft. »Wie ich sehe, sind jetzt Stricke und Zwangsmaßnahmen angesagt. Ich hatte gehofft, du würdest meine Aufmerksamkeiten zu schätzen wissen oder sie zumindest tolerieren. Jetzt sehe ich, daß ich zu anderen Mitteln greifen muß. Das wird mein Vergnügen in keiner Weise beeinträchtigen, aber ich versichere dir, daß du es höchst unangenehm finden wirst.« Er gab seinen Männern ein Zeichen. Mittlerweile waren ein Dutzend

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