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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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bereits aufgegeben haben. Und du... bist hier. Bei mir.«
    Neena kostete erst vom Fisch und nippte am Wasser, nachdem sie beides ausgiebig beschnüffelt hatte. Wenn Drogen beigemischt waren, so vermochte sie sie nicht wahr zunehmen. Sie mußte es drauf ankommen lassen.
    Außerdem bestand aus der Sicht des Barons gar keine Veranlassung für derartige Feinheiten. Er konnte jederzeit schlafen und seine Wachposten so lange einander ablösen lassen, wie es nötig war, in der Gewißheit, daß die Erschöpfung sie irgendwann überwältigen würde. Während sie aßen, sah Neena, wie Bedienstete weitere Eimer Wasser anschleppten, um jedes Feuer löschen zu können, wenn Krasvin zum entscheidenden Angriff überging.
    Als sie genug getrunken hatte, goß Neena sich das restliche Wasser über den Kopf, wodurch ihr Kleid naß wurde und das Makeup verschmierte. Es erfrischte, doch sie wußte, daß die Wirkung nicht lange anhalten würde.
    Wo, beim Allerletzten Strudel, steckten bloß ihre Freunde und dieser träge, nutzlose Dummbeutel von einem Bruder? Nicht, daß sie große Aussichten gehabt hätten, erfolgreich in diese Minifestung einzudringen, aber sie würden es doch wenigstens versuchen? Neena gab sich Mühe, es sich möglichst bequem zu machen, und veränderte auf dem harten Boden die Haltung.
    Sie war entschlossen, das Unvermeidliche möglichst lange hinaus zu schieben. Wenn alles nichts half, würde sie irgendwann vielleicht zu erschöpft sein, um irgend etwas zu spüren.
    Krasvin beobachtete sie, ließ sie kaum eine Sekunde aus den Augen. Sein Hauptberater, ein ältlicher Mandrill, näherte sich ihm und wagte es, ihm ins Ohr zu flüstern.
    »Warum überwältigen wir sie nicht, Euer Lordschaft? Seht Ihr nicht, daß sie bereits ermüdet? Wie viele Bücher soll sie denn noch verbrennen, ehe wir sie uns schnappen?«
    »Du Narr.« Der mit einer Mönchskutte bekleidete Mandrill zuckte zurück. »Ein einziges Buch wäre schon zuviel. Weißt du denn nicht, wie wertvoll diese Bibliothek ist? Wie kostbar ein einziger Band in der Ordnung der Dinge ist? Wie unersetzlich das darin enthaltene Wissen und die Informationen sind, die auf seinen vielen Seiten niedergeschrieben sind? Bücher sind der bei weitem kostbarste Besitz der Gebildeten. Sie sind das Fundament der Zivilisation, das Muttergestein der Gesellschaft, der Quell all dessen, was tiefsinnig, weise und erhaben ist. Der Verlust eines einzigen Bandes verunglimpft mich, verunglimpft dich, würdigt sämtliche vernunftbegabten Wesen herab. Diese Katastrophe muß unter allen Umständen vermieden werden.«
    »Eigentlich, Euer Lordschaft, dachte ich, die Hurerei wäre Euch wichtiger als Bücher.«
    »Du überraschst mich, Byelroeth. Du weißt doch, daß diese Bibliothek mein kostbarster Besitz ist. Dies ist die bedeutendste Bibliothek nicht nur von Camrioca, sondern aller Länder im Süden wie im Osten. Allen Besuchern ist sie ein Gegenstand des Neids. Wer sie gesehen hat, kann nicht umhin, meine Hingabe an die Gelehrsamkeit und Bildung, an die große Literatur und die Wissenschaft zu bewundern.«
    »Ich bitte um Verzeihung, Euer Lordschaft, aber darf ich Sie daran erinnern, daß diese Bibliothek ausschließlich pornographische Werke enthält?«
    Der Nerz musterte seinen Ratgeber mit zusammengekniffenen Augen. »Machst du dich etwa lustig über mich, Byelroeth?«
    Der Mandrill riß die Augen auf. »Ich? Das käme mir niemals in den Sinn, Euer Lordschaft.«
    Krasvin wandte sich ab, lehnte sich zurück und faßte wieder die auf dem Laufgang sitzende Otterdame ins Auge.
    »Ignoranten. Ich bin von Ignoranten umgeben. Kein Wunder, daß eine einzige Frau von einer Gattung, die nicht gerade für ihre Gedankentiefe bekannt ist, euch alle überlisten und an der Nase herumführen konnte.«
    »Jawohl. Uns alle, Herr«, erscholl hinter ihm eine Stimme. Krasvin fuhr aufgebracht herum. »Wer hat das gesagt?«
    Verständnislose Gesichter schauten ihn an. Mehrere Männer traten unruhig von einem Bein aufs andere. Doch niemand bekannte sich zu der Bemerkung.
    Krasvin beschloß, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, willkürlich Köpfe abzuschlagen. Das hatte Zeit bis später. Im Moment brauchte er jede Pfote und jede Klaue.
    »Wer immer da gesprochen hat, in einer Beziehung hat er recht. Sie hält uns alle zum Narren.«
    »Wir sind aber nicht alle so frustriert wie Ihr, Herr«, sagte jemand anders. Krasvin stimmte in das nervöse Gelächter im Anschluß

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