Der Sohn des Bannsängers
Mark aus diesem Knochen saugen, nicht einmal dann, wenn du noch zehn weitere Männer dazu überreden könntest, dich zu begleiten. Meiner professionellen Einschätzung nach brauchtest du eine kleine Armee, um den Vordereingang zu stürmen, und ich glaube nicht, daß du dafür genug Geld hast.
Zu guter Letzt hat der Baron trotz seiner Ausschweifungen und abartigen Neigungen Freunde in Camrioca, einige davon in hoher Stellung. Wenn sich herumspräche, daß eine Streitmacht, wie groß sie auch sein möge, zu seinem Besitz unterwegs ist, hätte er noch genügend Zeit, um sich vorzubereiten und nicht nur seine persönlichen Gefolgsleute zu alarmieren, sondern auch die seiner Verbündeten. Daher würdest du am Ende mit deiner kleinen Streitmacht seiner kleinen Streitmacht gegenüberstehen.« Der Daumen hörte auf zu bohren, und sein stämmiger Besitzer lehnte sich zurück.
»Wir sind nicht interessiert.«
»Aber...«, wandte Buncan ein.
»Ich habe nein gesagt. Dein Vorschlag gefällt mir nicht, und ganz nebenbei gesagt«, setzte er mit einem leisen Knurren hinzu, wobei er scharfe Reißzähne enthüllte, »mache ich mir auch nicht viel aus Primaten.«
An dieser Stelle hätte sich ein älterer, klügerer Reisender einfach entfernt. Buncan war jedoch zu jung und zu enttäuscht, um sich klug zu verhalten.
»Sie sind Fremden gegenüber nicht sehr gastfreundlich.«
Die Hals- und Armmuskeln des Fuchses strafften sich, während der Luchs ein leises, kehliges Knurren von sich gab. Der Löwe versteifte sich leicht, machte jedoch keine Anstalten, sich zu erheben.
»Junger Mensch, entweder bist du sehr tapfer oder sehr dumm. Da ich groß genug bin, das eine zu bewundern und das andere zu verzeihen, laß dir gesagt sein, daß ich dich nicht anders behandelt habe als jeden anderen, der uns um unseren Beistand gebeten hätte. Das hat nichts mit Gastfreundschaft zu tun. Dabei geht es ums Geschäft, und ich habe dich behandelt wie einen Geschäftspartner.«
»Vergessen Sie mal einen Moment lang das Geld«, flehte Buncan ihn an. Der Luchs lachte scharf auf, ein Geräusch wie Sandpapier auf Samt. »Was ist mit der Tugendhaftigkeit der Schwester meines Freundes?«
»Ich weiß nicht, woher du kommst, Kleiner, aber das hier ist Camrioca.« Der Löwe vollführte eine weitausholende Geste.
»Tugendhaftigkeit wird hierzulande nicht besonders hoch geschätzt. Dafür bin ich nicht bereit, mein Leben zu riskieren, geschweige denn das anderer.«
»Man wird sie vergewaltigen.«
»Wenn du Ritterlichkeit suchst«, meinte weise der Fuchs, »schau in die Bücher und Kindergeschichten. Wenn's um Muskeln und Panzer geht, schau in deine Geldbörse. Und wenn du Gerechtigkeit willst, hoffe auf ein besseres Leben nach dem Tod.« Er kippte den Rest seines Getränks in sich hinein.
Buncan beugte sich vor. »Bitte. Wir wissen nicht, an wen wir uns sonst wenden sollen.«
Der Löwe musterte ihn scharf, legte Buncan eine schwere Tatze auf die Schulter und schob ihn sanft, aber mit Nachdruck von sich weg. »Weißt du, wo die Tür ist? Ihr Menschen: Selbst die Jungen quatschen einen zu Tode. Du hast dein Angebot gemacht; wir haben darauf geantwortet. Und jetzt geh, bevor ich mich aufrege.«
Buncan war noch nicht fertig, dann wurde ihm klar, daß er es doch war. Es würde der unglücklichen Neena nichts nützen, wenn er sich hier in dieser Taverne abschlachten ließ oder gegen die Befestigungen des Barons sinnlos Sturm lief. Tief betrübt gesellte er sich wieder zu Squill und Gugelund.
Der Händler machte ihm Platz an der Bar. Er bedachte Buncan mit einem wissenden Blick, während er mit seiner langen Zunge ein alkoholisches Getränk aus einem flachen, kurzstieligen Glas schlürfte.
»Kein Glück ge'abt, Kumpel?« fragte Squill.
»Was denkst du denn?« erwiderte Buncan mürrisch. Er rieb über die Stelle auf seinem Bauch, wo der dicke Finger des Löwen seinen Abdruck hinterlassen hatte.
Das Faultier blickte sich über die Schulter um. »Das waren Profis. Bei denen genügt ein Blick, und man weiß Bescheid. Selbst wenn sie auf dein Angebot eingegangen wären, hätten wir nicht genügend Geld gehabt, um sie zu bezahlen.«
»Wir hätten um ›Zahlungsaufschub‹ bis nach Neenas Befreiung bitten können.«
Gugelund kratzte sich zwischen den Augen. »Jetzt redest du schon ganz wie deine Otterfreunde. Mit dieser Einstellung bist du tot, ehe du auch nur das zwanzigste Lebensjahr vollendet hast.«
»Mir ist halt nichts Besseres eingefallen«, entgegnete
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