Der Sohn des Bannsängers
Was für Schwierigkeiten?«
Buncan versuchte sich Mund und Nase so dezent wie möglich zuzuhalten. Es hätte noch schlimmer kommen können. Snaugenhutt hätte auch ein feuerspeiender Drache sein können.
Allerdings bezweifelte er, daß das wirklich schlimmer gewesen wäre.
Er deutete auf Squill, der schweigend in der Nähe stand und allmählich erbsgrün im Gesicht wurde. »Die Schwester meines Freundes wurde von Baron Koliac Krasvin entführt.«
»Krappin, Kraken. Krasvin.« Snaugenhutt wirkte erfreut darüber, daß er den Namen endlich richtig hingekriegt hatte. Jedes einzelne Wort war ein Grunzer für sich. »Schon von ihm gehört. Er is 'n Hermelin, stimmt's?«
»Ein Nerz«, sprang Buncan ihm bei.
»Richtig, ein Nerz. Schlechter Ruf. Schlecht.« Der Kopf schwankte hin und her.
»Krasvin hält sie in seiner Besitzung gefangen. Wir müssen versuchen, sie zu retten. Dabei benötigen wir professionelle Unterstützung.« Er blickte zu Gugelund. »Man hat Sie uns wärmstens empfohlen.«
»Natürlich.« Das Nashorn schien sich leicht in die Brust zu werfen. »Schließlich bin ich der erfahrenste Kämpfer weit und breit.«
»Mit Sicherheit sind Sie der größte.« Buncan hatte das als Kompliment gemeint.
»Jau, das auch, das auch.« Speichel klebte an der schweren Unterlippe. »Vom Landsitz dieses Barons hab ich schon gehört. Schwer reinzukommen. Was meinst du, Viz?«
Ein kleiner Vogel tauchte aus einer Halsfalte des Nashorns auf. Er krallte sich zwischen den zuckenden Ohren fest und gähnte, die Flügel weit ausgebreitet. Ein winziges blaues Käppi saß auf dem gefiederten Kopf, um den zarten Hals war ein dazu passendes Halstuch geschlungen. Der Vogel erzeugte leise Schmatzlaute mit dem Schnabel, beugte sich vor und blinzelte die Besucher an.
»Ich glaube... Ich glaube, ich bin müde.« Daraufhin fiel er prompt nach hinten, streckte die Beine in die Luft und begann laut zu schnarchen, was sich eher wie das Summen einer großen Mücke anhörte.
»Der is auch besoffen«, meinte Squill voller Abscheu.
»Stört euch nicht an Viz.« Das Nashorn schnaubte leise. »Das ist mein Madenhacker. Ist schon seit Jahren dabei. Aber er verträgt keinen Alkohol. Ich hab ihm gesagt, Schnaps und Parasiten vertragen sich nicht. Dieses ganze Chitin und das grüne Zeugs und...«
Squill stürzte zu den Toiletten davon, ohne sich darum zu scheren, daß sie für erheblich größere Wesen gedacht waren als ihn.
Buncan war um Fassung bemüht. Der Madenhacker schnarchte weiter. »Wir erwarten keine Gefälligkeit. Inzwischen weiß ich's besser. Wir bezahlen bar.«
»Soviel wir können«, warf Gugelund hastig ein.
»Und wenn wir Neena gerettet haben, brauchen wir Ihre Hilfe, um von hier fortzukommen.«
»Eine Befreiungsaktion, wie?« Snaugenhutt stieß ein abgehacktes Lachen aus. »Ein nobles Ansinnen. Ist schon lange her, daß ich irgendwas Nobles getan habe. Was meinst du, Viz?« Der Madenhacker schnarchte weiter, ohne sich stören zu lassen.
»Ja, ich werde euch helfen. Wann fangen wir an?«
Buncan blinzelte. »Einfach so? Möchten Sie keine Einzelheiten wissen?«
»Was für Einzelheiten? Wirke ich etwa wie jemand, der sich mit Spitzfindigkeiten abgibt, Mensch?«
»Äh, nein.«
»Mit einem Frontalangriff werden sie nicht rechnen.« Snaugenhutt murmelte vor sich hin. »Ich hab schon eine Menge Geschichten über diesen Krasvin gehört. Hält sich für den Größten unter den Bepelzten. Wir werden ihn überrumpeln. Ihm den Schwanz ausreißen.«
»Sicher, das werden wir«, murmelte Buncan bei sich. »Wir schmuggeln dich in einem Koffer rein, lassen dich raus und den Soldaten des Barons ins Gesicht atmen.« Lauter sagte er: »Sie betrinken sich doch wohl nicht ständig so wie heute, oder?«
»Durchaus nicht.« Während das Nashorn auf seinen Säulenbeinen hin und her schwankte, kräuselte ein Lächeln sein krummes Maul. »Manchmal trinke ich auch ernsthaft.«
Buncan wandte sich zu Gugelund herum. »Vielleicht sollten wir uns anderweitig umsehen.«
»Bloß wo?« Das Faultier schniefte resigniert. »Das war die beste Empfehlung, die ich von den Einheimischen hier bekommen habe.«
»In einer anderen Taverne.« Buncan blieb hartnäckig.
»Vielleicht im Hafenviertel.«
Unsicher blinzelnd torkelte Snaugenhutt einen Schritt auf sie zu. »Stimmt was nicht? Wollt ihr nicht, daß ich euch helfe? Wollt ihr auf den Beistand des größten vierbeinigen Kriegers der ganzen Hochebene verzichten?« Sein Kopf ruckte kurz zur Seite, als
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