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Der Sohn des Bannsängers

Der Sohn des Bannsängers

Titel: Der Sohn des Bannsängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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die den Gästen jeweils eine Lagerstatt aus dickem, mit Moos vermischtem Stroh boten. Zur Linken sah man die Toiletten.
    Vier Pferde, zwei männliche und zwei weibliche, standen bei einem der Trinksterne, taten sich am Wasser gütlich und schwatzten. Sie trugen maßgeschneiderte Decken und Zaumzeug, Mähne und Schweif der Stuten waren außerdem kunstvoll frisiert. Die Hufe der einen waren mit blauem Glitzerlack bemalt. Einer der Hengste blickte kurz zu den drei Zweibeinern hinüber, dann fuhr er mit seiner Unterhaltung fort.
    Im nächstgelegenen Stall logierten zwei Merinoschafe, die sich bereits anschickten, sich zur Nachtruhe zu begeben. Das eine war ab den Vorderbeinen nackt, da es offenbar kürzlich seine Wolle veräußert hatte.
    Gugelund führte sie zum mittleren Stall. Eine stämmige Bardame von der Gattung der Zibetkatzen kam auf sie zu, in der Hand einen leeren Trinkeimer. Buncan roch den scharfen Bodensatz, als sie an ihnen vorbeikam, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
    Der Geruch wurde rasch vom Gestank der Ställe überdeckt, in denen es nach billigem Schnaps, Urin und Moschus roch. Daß Buncan den Gestank überhaupt aushielt, war der gigantischen, tiefvernarbten grauen Gestalt an der Hinterseite des Stalles zu verdanken. Das Wesen schien ihnen das Hinterteil zuzuwenden, doch Buncan war sich da nicht ganz sicher.
    »Ich glaube, das ist er«, sagte Gugelund. »Die Beschreibung des Barkeepers paßt auf ihn.«
    »Man könnte ihn auch kaum mit einem der schlafenden Schafe verwechseln«, meinte Squill.
    »Ein Nashorn. Bis jetzt bin ich noch keinem Vertreter dieser Gattung begegnet. Sie sind größer, als ich dachte.« Der faszinierte Buncan verlangsamte seine Schritte, als sie sich dem Eingang des Stalles näherten. »Dieser Rücken ist jedenfalls groß genug, um uns alle vier zu tragen.« Er ließ die Narben und Runzeln in den grauen Hautschwarten auf sich wirken. »Wirkt irgendwie... alt.«
    »Nich alt, Kumpel, e'er mitgenommen«, verbesserte Squill seinen Gefährten. »Ich meine, dieser Bursche 'at mächtig was einstecken müssen, verstehste?« Der Otter schnüffelte anzüglich. »Der 'at viel mitgemacht, von Kämpfen red ich nich.«
    »Er wirkt ein bißchen lädiert.« Gugelund musterte nachdenklich die Kehrseite ihres erhofften Retters.
    »Scheiße, kann man wohl sagen.« Squill trat vorsichtig einen Schritt von dem gewaltigen und eindeutig schwankenden Hinterteil zurück. »Der is völlig beduselt, is er. Stockbesoffen, total voll, blau bis zum Geht-nicht-mehr. Völlig 'inüber.« Der Otter rümpfte die Nase. »Außerdem is der Schnapsgestank schlimmer als sein Körpergeruch.«
    Daraufhin schwenkte der riesige Kopf herum, und unter einem schlaffen, hochmütigen Lid hervor betrachtete sie ein einzelnes Auge. Ein Horn, das so lang war wie Buncans Arm, saß auf der hin und her pendelnden Schnauze, dahinter noch ein zweites kleineres. Diese furchteinflößenden Keratinwaffen waren dunkel gefleckt.
    Gugelund näherte sich ihm zögernd. »Sind Sie der Krieger, der Snaugenhutt genannt wird?«
    Die Antwort schien nicht aus der Kehle des Wesens zu kommen, sondern aus dessen Bauch. Das begleitende Aroma war überwältigend.
    »Was?«
    Obwohl der Gestank kaum auszuhalten war, wagte Gugelund sich einen weiteren Schritt vor. »Snaugenhutt. Sind Sie der Krieger...?«
    »Ah, ja.« Die Stimme des Nashorns erinnerte Buncan an die Geräusche der Abwasserkanäle, die unter Lynchbany hindurchführten. »Schätze, ich bin's.« Der riesige gehörnte Schädel ruckte auf und ab, und das Auge blinzelte träge. »Kenne ich dich?«
    Während der Händler zur Antwort ansetzte, entwich dem offenen Mund ein Rülpser so gewaltigen Ausmaßes, daß er noch in einiger Entfernung als seismische Erschütterung wahrnehmbar sein mußte. Begleitet wurde er von einer nebligen Wolke derart übler Ausdünstungen, daß Buncan die Augen tränten. Er taumelte mehrere Schritte zurück und wedelte sich hektisch frische Luft zu. Wie Gugelund das aushielt, war ihm schleierhaft.
    Als sich der Dampf verteilte, sah Buncan, daß das Nashorn ihnen das Gesicht zugewandt hatte. Lange, verdreckte Haare entsprossen den unglaublich schmutzigen Tiefen seiner muschelähnlichen Ohren.
    Buncan nahm es auf sich, Gugelund bei zu springen. »Nein, Sie kennen uns nicht, aber wir haben von Ihnen gehört. Wir stecken in ernsthaften Schwierigkeiten und brauchen Ihre Hilfe. Wir möchten Sie engagieren.«
    Der schwere Kopf schwenkte zu ihm herum.
    »Schwierigkeiten, wie?

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