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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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sondern pries seinen Besuch auf der Toilette:
    »Es ging einwandfrei, als hätte ich den Stuhlgang mein Leben lang geübt. Keinerlei Probleme!«
    Sampsa erklärte, daß es für Rutja nun ratsam sei, sich zu waschen. Die Menschen hatten die Angewohnheit, sich morgens zu waschen, bevor sie mit ihrem Tagwerk begannen.
    Rutja war verblüfft. Waschen? Warum? Meinte Sampsa etwa, daß sich Rutja naßspritzen sollte?
    Sampsa holte ihm eine Schüssel mit warmem Wasser. Außerdem reichte er ihm ein Handtuch und das Rasierzeug. Im alten Haus gab es keinerlei Komfort, was in diesem Fall vielleicht sogar nützlich war, denn Rutja wäre kaum damit einverstanden gewesen, unvorbereitet unter die Dusche zu gehen.
    »Schmutz, was ist das?«
    Sampsa erklärte ihm, daß die Menschen mit der Zeit schmutzig wurden. Dafür gab es viele Gründe. Die Poren der menschlichen Haut sonderten einen unsichtbaren Stoff ab, den man Schweiß nannte. Er roch schlecht, weswegen er täglich abgewaschen werden mußte. Außerdem blieb im Lauf des Tages noch das ein oder andere an der menschlichen Haut haften… Staub, Schlamm, Haare, Schuppen, Ohrenschmalz, alles mögliche. Zusammen mit dem Schweiß bildete sich daraus der Schmutz.
    Rutja wusch sich, obwohl er nicht begriff, warum die Menschen schwitzen mußten.
    »Da ist Ukko Obergott wohl ein Konstruktionsfehler unterlaufen, die Menschen ekelhaften Schweiß absondern zu lassen. Unfaßbar.«
    Rutja rasierte sich. Dabei stellte er sich relativ geschickt an.
    »Ich habe mich schon gefragt, warum dir kein Bart wächst. Ich dachte, du bist als Mann wohl ein bißchen sonderbar, aber jetzt ist mir alles klar. Du rasierst ihn ab, sobald er wächst. Aber wozu? Du scherst dir doch auch nicht den Kopf kahl.«
    »Das ist eine Frage der Mode. Bisweilen ist der Vollbart in Mode, dann wieder wird von einem Gentleman verlangt, daß er sich rasiert.«
    »Merkwürdig«, wunderte sich Rutja. Er fand, daß die Menschen viele vollkommen sinnlose Angewohnheiten hatten. Kein Wunder, daß sie sonst nichts wirklich Bedeutendes zustande brachten, wenn sie andauernd aßen, sich entleerten, sich wuschen und sich auch noch einmal am Tag rasierten.
    Sampsa bot Rutja ein Deodorant an und empfahl ihm, es unter die Arme zu schmieren.
    »Nein! Parfümieren werde ich mich nicht, das wäre unnatürlich.«
    Rutja fand, Parfüm zu benutzen wäre genauso unsinnig, als wenn sich ein Mensch mit Farben anmalen würde, um schöner auszusehen.
    Sampsa eröffnete ihm, daß die Frauen genau das taten. Sie malten sich die Lippen an und die Nägel rot, und bedeckten überdies noch ihre Wangen mit rosa Puder.
    »Die Frauen bemalen sich sogar die Wimpern, glaub mir!« Rutja war fassungslos. Was sollte ihm da denn nun wieder weisgemacht werden? Daß sich die Frauen die Lippen anmalen! War so etwas nicht geradezu krankhaft? Warum mußte man die Farbe direkt auf dem Mund verteilen? Das war doch geschmacklos. Rutja fragte, ob sich die Frauen auch die anderen Stellen rot anmalten, die Geschlechtsorgane und den After vielleicht?
    Sampsa sagte, er glaube nicht, daß die Frauen so weit gingen. Er nahm ein Buch zur Hand und wollte lesen.
    Rutja interessierte sich für das Buch und bat darum, es ansehen zu dürfen.
    »Liege ich falsch, wenn ich vermute, daß diese kleinen Kleckse in den langen Reihen Buchstaben sind? Ist das ein Buch?«
    Sampsa bestätigte es. Rutja hielt in der Tat ein Buch in der Hand, und das setzte sich aus Buchstaben zusammen, die Wörter bildeten. Mehrere Wörter in einer Reihe verkörperten einen Satz, einen Gedanken. Aus denen bestand letztendlich das gesamte Buch.
    »Kann ich denn etwa lesen?« fragte Rutja begeistert. Er drehte das Buch richtig herum, fixierte die kleinen Buchstaben und fing dann an zu lesen. Am Anfang ging es langsam, aber Rutja konnte lesen, da es Sampsa ja nun mal konnte. Rutja fand es erstaunlich, daß derart kleine Zeichen Gedanken enthielten. Durch das Lesen konnte man herausbekommen, was in einem Buch geschrieben stand.
    »Eine bemerkenswerte Erfindung! Hast du dir das ausgedacht, Sampsa? Allmählich bewundere ich dich, bei uns im Himmel kann niemand lesen. Wir haben nicht einmal Bücher.«
    Sampsa erklärte ihm, das Schreiben und Drucken von Büchern sei schon vor Hunderten von Jahren erfunden worden. Sie wurden in speziellen Buchfabriken hergestellt und mit Hilfe von Maschinen gedruckt. Buchstaben gab es nur knapp dreißig, aus ihnen wurden die Wörter gemacht, aus den Wörtern die Sätze usw.
    Rutja dachte

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