Der Sohn des Donnergottes
Brüste mit den Händen anhob. Rutja setzte sich auf, um genauer sehen zu können. Zwei Brüste waren da, weibliche Zitzen. Was hatte das alles zu bedeuten? Hatte Frau Moisander etwa nicht vor, schlafen zu gehen?
Frau Moisander fing an, ihren nackten Körper hin und her zu wiegen. Rutja starrte sie verdutzt an. Sampsa hatte es versäumt, ihn vor so etwas zu warnen. Rutja dachte scharf nach – war dieses Verhalten bei Menschen üblich, wenn sie abends ins Bett gingen? Sollte Rutja vielleicht dasselbe tun wie die Moisander? Wenn das so üblich war, na bitte, warum nicht. Rutja kroch aus dem Bett, zog die Unterhose aus und schwenkte seinen Körper im selben Stil wie Frau Moisander. Das wirkte im ersten Moment lächerlich, fühlte sich aber gar nicht so übel an.
»Ohhh«, stöhnte Frau Moisander und drückte sich fest an Rutja. Die nackten Körper umschlangen sich, die Kerze warf flackernde Schatten an die Wand.
Frau Moisander blies die Kerze aus und kletterte ins Bett. Entschlossen zog sie Rutja mit sich. Der Sohn des Donnergottes dachte zufrieden, daß er richtig gehandelt hatte, endlich konnte sie schlafen.
Aber das Ritual war noch nicht zu Ende. Frau Moisander tastete nach Rutjas göttlichem Werkzeug, bewegte es rhythmisch hin und her, und als es steif war, lenkte sie es dort hin, wo es hingehörte. Ächzend und keuchend mußte der Sohn des Donnergottes dann das Schlafritual zu Ende bringen. Rutja bemerkte, daß sein Körper automatisch anfing zu zucken. Auch Frau Moisander unter ihm schien sich im selben Takt zu bewegen. Das fühlte sich gut an, am liebsten hätte er geschrieen vor Freude. Dann kam es ihm plötzlich vor, als hätte es irgendwo im Unterleib ein Leck gegeben, aber die Stimmung war immer noch ekstatisch. Nun gut, danach schien das Ritual endgültig beendet zu sein. Die Frau lag gleichmäßig atmend im Bett, und Rutja vermutete, daß jetzt der passende Moment gekommen war, um einzuschlafen.
Irgendwann mitten in der Nacht wurde Rutja von Frau Moisander geweckt. Sie flüsterte dem Sohn des Donnergottes ins Ohr:
»O Sampsa, das war göttlich! Laß uns nicht mehr streiten, laß uns gleichwertige Geschäftspartner sein. Was meinst du dazu?«
»Wenn du deine Arbeit ordentlich machst, darfst du bleiben«, versprach Rutja.
»Aber Sampsa, fängst du schon wieder an. Ich mache meine Arbeit einfach so wie immer.«
»Da gäbe es noch ein paar neue Dinge zu erledigen. Du mußt von nun an Reden für mich ins reine schreiben. Vielleicht kann man dich sogar zu einer Art Jünger ausbilden, mal sehen. In Finnland wird es zu einer großen Reformation kommen. Man wird dem christlichen Glauben abschwören und wieder anfangen, die alten Götter der Finnen zu verehren. Ich erkläre dir später, was du zu tun hast, aber jetzt schlaf erst einmal.«
Aber Frau Moisander wollte nicht mehr schlafen. »Was redest du da für dummes Zeug, Sampsa Ronkainen? Hast du den Verstand verloren?« Verärgert richtete sich Rutja im Bett auf. Er erklärte Frau Moisander, daß er eigentlich gar nicht Sampsa Ronkainen war, wie alle glaubten, sondern ein Gott. Ein echter finnischer Gott, Rutja.
»Ich bin der Sohn des Donnergottes. Merk dir das, Weib, und schlaf jetzt endlich!«
Rutjas Augen funkelten blitzblau im dunklen Zimmer. Frau Moisander zog sich erschrocken zurück, stand auf, und ihre Stimme zitterte, als sie anfing zu sprechen.
»Wie wäre es, wenn ich… in der Klinik anrufe… Nicht böse sein, aber ich werde sie bitten, dich abzuholen.«
Aber Rutja hatte keine Lust, sich Dummheiten anzuhören. In belehrendem und strengem Tonfall erläuterte er, wie es sich in Wirklichkeit verhielt: Wie im Himmel eine Versammlung abgehalten worden war und wie man ihn zu den Finnen auf die Erde geschickt hatte, um Aufschluß über die religiöse Situation zu bekommen und die Finnen wieder zum einzig wahren Glauben zu bekehren. Rutja offenbarte, daß der wirkliche Sampsa Ronkainen hellwach in Pentele saß, Bücher las und seine Rockenaufsätze reparierte. Zwar hatte er die Gestalt des Sohnes des Donnergottes angenommen und trug einen Mantel aus Bärenfell. Der wirkliche Sohn des Donnergottes jedoch lag hier höchstpersönlich in diesem Bett.
»Ich bin auf dem Rücken eines Blitzes auf die Erde gekommen, und als ich Sampsa begegnete, haben wir die Gestalt getauscht. Ich bin ein Gott in Menschengestalt, und Sampsa ist ein Mensch in Göttergestalt.«
»Hast du dir deswegen den Wolfspelz gekauft, weil du dich angeblich in einen Gott
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