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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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hysterisch. Sie schnappte sich einen Rockenaufsatz von der Wand und versuchte, damit ihren Chef zu schlagen. Rutja wich zurück, und in diesem Augenblick betrat ein junger Bursche mit den Tüten des Bekleidungsgeschäfts den Laden.
    »Hier wären die alten Kleider von Herrn Geschäftsführer Ronkainen. Würden Sie das bitte quittieren?«
    Rutja unterschrieb die Quittung, und nachdem der Bursche verschwunden war, verließ er ebenfalls das Geschäft. Er mochte sich nicht ausgerechnet jetzt mit Frauen herumschlagen, lieber machte er einen Spaziergang durch die Stadt und überlegte sich, wie er seinen eigenen Glauben im Volk verbreiten konnte.
    Frau Moisander blieb alleine im Laden zurück. Sie war vollkommen erschüttert. Sampsa schien es ernst zu meinen. Aber so eine Behandlung würde sie sich nicht gefallen lassen. Niemals!
    Sie überlegte, was sie tun konnte. Vielleicht sollte sie tatsächlich schmutzige Geschichten vom lüsternen Antiquitätenhändler, der eine unschuldige Alleinerziehende mißbrauchte, in Umlauf setzen? Doch wer würde von der Geschichte Notiz nehmen, die sie zur Unterstützung ihrer Behauptung vorzutragen hatte?
    Niemand. Selbst ihre Nervenzusammenbrüche hatten ihre Ursache in ihrer eigenen Gemütsverfassung, es hatte keinen Zweck, sie in diesem Zusammenhang zu erwähnen. Sampsa hatte absolut nichts Furchterregendes an sich.
    Sampsa Ronkainen hatte sich verändert, er war wie ausgewechselt, ein neuer Mensch gewissermaßen. Sein schüchternes und beschwichtigendes Auftreten war wie weggeblasen. Frau Moisander konnte nicht recht begreifen, warum. Sampsa war ihr entglitten. Noch vor wenigen Tagen war er der absolute Einfaltspinsel gewesen und hatte getan, was immer man ihm befohlen hatte, aber jetzt war er entschlossen und kalt, gerade so, als befände sich in Sampsa Ronkainens äußerer Gestalt ein völlig anderer Charakter.
    Das einzige, was Sampsa vielleicht wieder zur Vernunft bringen konnte, war ein kleiner Hinweis für den Steuerprüfer. Frau Moisander wußte, daß die Geschäftskonten keiner Überprüfung standhielten, dafür hatte sie selbst in den letzten Jahren viel zuviel Unordnung hineingebracht. Der Arbeitgeberanteil der Sozialabgaben war im Rückstand, außerdem hatten sie seit vielen Monaten keine Steuervorauszahlung geleistet. Hinzu kam, daß längst nicht alle Kontobewegungen in die Buchhaltung übernommen worden waren. So etwas war beim Handel mit Antiquitäten genauso üblich wie gesetzeswidrig.
    Frau Moisander fing an, auf den alten Möbeln Staub zu wischen. Das war eine unangenehme und erniedrigende Arbeit, in ihrem Innern loderten die schwarz-qualmenden Flammen der Rachsucht. Plötzlich faßte sie einen Entschluß: Sie warf das Staubtuch weit von sich, nahm das Telefonbuch zur Hand und rief beim Finanzamt an. Auf ihrem Gesicht lag ein harter, von Rachegelüsten verzerrter Ausdruck.
    Unglücklicherweise war die Steuerprüferin Suvaskorpi, die Frau, die sich schon einmal nach Sampsa Ronkainen und seinen Geschäften erkundigt hatte, gerade in diesem Moment nicht im Hause. Wütend legte Frau Moisander auf. Sie fuhr mit dem Saubermachen fort, dachte aber die ganze Zeit darüber nach, wie aus der schwierigen Situation herauszukommen war. Sollte es Sampsa tatsächlich fertigbringen, ihr zu kündigen, wohin sollte sie dann gehen? Sie wäre dann arbeitslos, und selbst wenn sie wieder Arbeit fände, dann nur eine anstrengende mit geregelten Arbeitszeiten, dann würde sie ihre Tage nicht mehr sorglos und bequem in einem leeren Antiquitätenladen verbringen können.
    Rutja ging die Merimiehenkatu entlang zum kleinen Punanotkopark. Dort schraubte sich die Johanneskirche in schwindelerregende Höhen empor. Der Sohn des Donnergottes fragte ein Mädchen, das im Park Laub zusammenrechte, um was für ein Gebäude es sich handelte. Ob das eine Kirche sei?
    »Ich weiß nicht genau, irgendeine Kirche wird es schon sein«, antwortete das Mädchen, wobei sie ihren Blick auf die Kirche richtete. Rutja frage, welchem Gott darin gehuldigt werde, ob das Mädchen vielleicht dazu etwas sagen könne.
    »Puh. Die singen da halt irgendwas. Keine Ahnung.« Rutja ließ sie in Ruhe. Es sah so aus, als sei die Jugend nicht sonderlich religiös, wenn sogar den Putzfrauen im benachbarten Park die Kirche egal war. Rutja beschloß, in den Antiquitätenladen zurückzukehren. Ob sich Frau Moisander schon an die Arbeit gemacht hatte? Rutja fühlte sich ein bißchen schlapp, Frau Moisander sollte ihm im Hinterzimmer des

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