Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
die Möglichkeit denken, daß der Sohn des Donnergottes volltrunken in der Gosse läge. Rutja täte gut daran, zu leben wie die Götter, wenn er nun mal ein Gott war – frei von allen irdischen Unterdrückungen und Lastern.
    Rutja erwiderte, daß er nicht glaube, daß Essen oder Trinken einen Rausch erzeugen könnten, versprach aber, in Zukunft mit dem Wein vorsichtiger zu sein.
    »Am Anfang darf man dem Wein ruhig ein wenig freizügiger zusprechen«, plapperte Frau Suvaskorpi, die selbst bereits beim vierten Glas angekommen war.
    Nach der Mahlzeit gingen Rutja und die Steuerprüferin in den Antiquitätenladen zurück. Frau Suvaskorpi betrachtete die antike Buchhaltung Ronkainens nun mit ganz neuen Augen und erklärte dann, daß sie binnen zwei Tagen alle Unterlagen in einen brauchbaren Zustand bekommen könnte.
    »Außerdem, was sollte mich dazu zwingen, meine eigene Entdeckung weiterzuerzählen? Von nun an wird Ronkainens Geschäft überhaupt nicht mehr besteuert«, beschloß sie.
    Am Nachmittag rief Notar Mälkynen an. Er hatte sein Büro wieder in Ordnung gebracht, seinen Hals verpflastert und sich eine neue Krawatte sowie einen neuen Taschenrechner gekauft. Er war wieder blendender Laune und wollte ein Jünger des Sohnes des Donnergottes und ein Glaubensbruder von Frau Suvaskorpi werden. Er behauptete, ein fleißiger und effektiver Jünger zu sein, besser als Petrus, eine spürbare Hilfe bei der Verbreitung des neuen Glaubens. Er erklärte, eine Menge Leute zu kennen, die bei Glaubensangelegenheiten von Nutzen sein könnten. Insbesondere dürfte es für den Sohn des Donnergottes sinnvoll sein, den Leiter einer großen Werbeagentur kennenzulernen. Er, Mälkynen, könne das Treffen arrangieren und außerdem Kontakte zu Zeitungsleuten und anderen Personen aus ähnlichen Bereichen herstellen.
    »Wenn sich die Finanzierung organisieren läßt, könnte man diesen neuen oder alten, oder sagen wir neu-alten Glauben mittels einer landesweiten Werbekampagne verbreiten«, erklärte Notar Mälkynen. Rutja versprach, Verbindung aufzunehmen, sobald er die Hilfe des Notars benötigte.
    Am Abend ging Frau Suvaskorpi nicht nach Hause, sondern leistete Rutja im Hinterzimmer des Antiquitätenladens Gesellschaft. Sie vollzog dieselben Aktivitäten wie Frau Moisander vor einiger Zeit, floh jedoch ganz und gar nicht, sondern nahm Rutjas Pläne, das Schlafzimmer in ein Lager für Schamanenausrüstungen umzuwandeln, absolut sachlich zur Kenntnis.

14
    In Pentele forderte der »Bruder« von Sampsa Ronkainens sogenannter Lebensgefährtin seine Schuhe zurück, um aus dem unheimlichen Geisterhaus in die Stadt zurückkehren zu können. Als Anelma nicht einwilligte, plante Rami seine Flucht. Heute Nacht, dachte er, wenn Anelma schläft, würde er sich seine Schuhe aus der Kammer holen und sich aus dem Staub machen. Aber als die Nacht kam, schlief niemand im ganzen Haus, so sehr fürchteten sich alle vor dem Spuk im alten Gebäude. Rami suchte überall nach Schuhen, die ihm passen könnten. Er probierte Anelmas Schuhwerk, das war zwar groß genug, seine Füße fanden bequem Platz, aber der Stil stellte ihn nicht zufrieden. Es handelte sich um weiße Frauenhalbschuhe mit breiter Zunge. Wenn er sie mit seinen eigenen spitzen Cowboystiefeln verglich, war der Unterschied geradezu schockierend. Erschiene er bei seinen Kumpels in der Kneipe in Anelmas Schuhen, wäre er seinen guten Ruf als anständiger Saufkumpane los. Verärgert streifte er die Treter ab und fügte sich in sein Schicksal.
    Die ganze Nacht über pichelten Sirkka und Anelma den Rotwein, der eigentlich für das Gartenfest gedacht gewesen war. Nun konnte man ihn bedenkenlos trinken, denn in ein Haus, in dem es spukte, konnte man keine Gäste einladen. Vom Rotwein ermutigt, beschlossen die Frauen morgens um fünf, im alten Haus nachzuschauen, ob dort wirklich ein Geist umging oder ob alles bloß Einbildung und Übertreibung war. Zu Recht hegten sie den Verdacht, Rami, der von den Kneipen in Helsinki träumte, könnte sich das ganze Schauermärchen ausgedacht haben.
    Die beiden Frauen nahmen eine Taschenlampe, die Rotweinflasche sowie als Schlagwaffe einen Hammer mit. Auch Ramis Schuhe trugen sie als Pfand bei sich, damit sich ihr Besitzer nicht inzwischen die Gelegenheit zunutze machte und sich davonstahl.
    Mit schwerer Zunge riefen die Frauen »Ist da wer?« Sie stießen gegen Möbel und knallten mit den Türen im Erdgeschoß, um sich Mut zu machen.
    Der Lärm schreckte Sampsa oben

Weitere Kostenlose Bücher