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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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versprochen hatte, Rutja bei seinem Antrag auf Namensänderung behilflich zu sein. Frau Suvaskorpi sammelte ihre Unterlagen ein und sagte, sie könnten zusammen zur Bezirksregierung gehen, um die Angelegenheit zu regeln.
    »Auf dem Hinweg besorgen wir Ihnen im Einwohnermeldeamt einen Auszug aus dem Personenstandsregister, der muß allerdings unter dem Namen Sampsa Ronkainen angefordert werden, auch wenn Sie eigentlich gar nicht Sampsa Ronkainen sind.«
    »Genau deshalb will ich ja auch meinen Namen ändern«, merkte Rutja an. »Glauben Sie mir denn mittlerweile, daß ich der Sohn des Donnergottes bin?« fragte er, als sie zu Fuß zum Einwohnermeldeamt gingen. Frau Suvaskorpi antwortete nicht, woraus Rutja schloß, daß der Blitz am gestrigen Abend womöglich seinen Zweck erfüllt hatte. Zumindest zog die Steuerprüferin die Sache ernsthaft in Erwägung.
    Auf der Bezirksregierung legten der Sohn des Donnergottes und Steuerprüferin Suvaskorpi den Namensänderungsantrag und dessen Auszug aus dem Personenstandsregister dem zuständigen Notar Mälkynen vor. Dieser war ein gut dreißigjähriger, hagerer Mann, der einen grauen Anzug trug, wie alle Beamten überall auf der Welt, und eine seriöse Wollkrawatte. Sein Körperbau war schlaksig, er bewegte sich lässig und schien sich für einen unvergleichlich witzigen Schelm zu halten. Vielleicht besaß er sogar Humor. Wer weiß, dachte Rutja. Allerdings war der Mann an sich nun nicht besonders wichtig, sondern vielmehr das, was man von ihm bekam. Zuerst mußte die Namensänderungsangelegenheit in die Wege geleitet werden, danach könnte man den Notar vielleicht zum Jünger machen. Nach Rutjas Auffassung war es gut, wenn ein paar Beamte zu seiner Jüngerschar gehörten, denn die kannten die finnischen Gesetze und die Winkelzüge der Administration.
    Jesus hatte bei der Wahl seiner Jünger seinerzeit hauptsächlich auf Fischer gesetzt, aber das hielt Rutja in seinem Fall nicht für angemessen. Die Heringsfischer im Finnischen Meerbusen mochten zwar stark im Glauben sein, aber man wußte, wie schlecht sie ihre eigenen Angelegenheiten regelten. Sie verkauften guten Speisehering als Futter für nutzlose Nerze zum Spottpreis an Pelztierfarmen – solche Leute würden kaum eine übermäßig große Hilfe bedeuten, wenn es galt, ganz Finnland und später die gesamte Welt zum wahren Glauben zu bekehren.
    Notar Mälkynen setzte eine jammervolle Miene auf und begann, sein Schicksal zu beklagen:
    »Sampsa Ronkainen! Wozu, zum Teufel, wollen Sie Ihren Namen ändern? Sie haben doch einen vorzüglichen Namen. Stellen Sie sich doch einmal vor, wie es ist, einen Namen wie den meinen zu haben: Mälkynen, Aimo Asser. Ich bin derjenige, der hier eine Namensänderung beantragen müßte, nicht Sie. Können Sie sich vorstellen, was in den Köpfen meiner Eltern vorging? ›Nennen wir den Kleinen Aimo Asser, wo der Familienname doch schon so ekelerregend ist.‹ Ätzender Humor ist das, zu dem sie sich bei meiner Taufe haben hinreißen lassen. Als Kind kriegt man wegen des Vornamens Asser mehr als genug zu hören und später in der Armee dank Mälkynen. Ich bin nicht verheiratet, und das hat nichts mit mir zu tun, sondern mit meinem Namen. Man sagt, es kommt nicht auf den Namen an, sondern auf den Mann, aber in meinem Fall trifft diese Redensart ganz und gar nicht zu.«
    »Dann ändern Sie doch Ihren Namen, wenn Sie es für notwendig ansehen, aber vermengen Sie das nicht mit unserer Angelegenheit«, versetzte Steuerprüferin Suvaskorpi.
    »Einmal bin ich in einer Bekanntschaft bereits bis zur Verlobungsstufe vorangekommen, aber als der Vater des Mädchens erfuhr, daß seine Tochter in absehbarer Zeit möglicherweise eine Frau Mälkynen wird, erhob er ein fürchterliches Gezeter und jagte mich davon. Na ja, wie auch immer. Irgendein Virtanen hat das Mädchen dann geheiratet. Ob der Schwiegervater damit wohl zufrieden ist?«
    Nach diesem Auftaktgeplänkel ging Mälkynen dazu über, sein eigentliches Amt auszuüben. Er füllte die Papiere aus und behauptete dann, es sei nicht möglich, den Familiennamen zu ändern. Dafür sei er bei der Änderung des Vornamens zu einem Kompromiß bereit.
    »Für eine Änderung des Familiennamens müßte eine Stellungnahme des Verbandes für Finnische Kultur eingeholt werden, und der befürwortet garantiert keine Namen wie ›Sohn des Donnergottes‹. Wenn Sie mir nicht glauben, könne Sie dort anrufen. Selbstverständlich kann man gegen einen negativen Bescheid der

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