Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
psychotherapeutische Behandlung angedeihen zu lassen, sofern es unter Aufsicht eines zugelassenen Arztes geschah, der über eine entsprechende Ausbildung verfügte. Dieser Arzt war Onni Osmola. Die Bezeichnung Krankenhaus durfte für die Einrichtung nicht verwendet werden, das untersagte die Gesundheitsbehörde, zumindest vorläufig.
    »Nennen Sie es meinetwegen ›Haus Hysteria‹«, schlug der Vertreter der Gesundheitsbehörde arglos vor. Darauf entgegnete Mälkynen, für die Hypochonder-Abteilung sei schon an die Bezeichnung ›Hypo-Bank‹ gedacht worden. Ha ha.
    Als alle erforderlichen Dokumente beisammen waren, sah Onni Osmola seine Patientenkartei durch. Zusammen mit Rutja wählte er Patienten für die in Kürze zu eröffnende Anstalt aus. Die Renovierung war bereits so weit fortgeschritten, daß die ersten Hysteriker binnen einer Woche aufgenommen werden konnten. Nun galt es, in der Kartei fünfzehn waschechte Hysteriker für die erste Belegung zu finden.
    Im Grunde war das eine leichte Aufgabe. In Onni Osmolas Kartei befanden sich Hunderte eindeutige Hysteriker, darunter eine ziemlich große Anzahl hoffnungsloser Fälle. Genau solche Patienten wollte Rutja für sein Pflegeheim haben. Je kränker ein Mensch ist, um so dankbarer ist er, wenn er geheilt wird. Rutja war der Ansicht, die geheilten Patienten würden den neualten Glauben besonders effektiv weiterverbreiten. Sie fungierten als lebende Beweise für Ukko Obergotts wundertätige Kraft.
    »Du glaubst gar nicht, wie clever diese Verrückten sind, Rutja. Man könnte sagen, daß sich die besten Gehirne unseres Volkes in dieser Patientenkartei verbergen«, pries Onni Osmola seine Schützlinge an. »Ich habe schon oft gedacht, wenn man die Geisteskrankheiten in diesem Land ausrotten könnte – so wie einst Tuberkulose und Rachitis –, dann wäre Finnland, was Intelligenz und Kreativität anbelangt, weltweit top. Wenn diese Menschen eine ordentliche Ausbildung und genügend Motivation hätten – und wenn sie bei Verstand wären –, würde es nicht lange dauern, bis sich Finnland zu einem der führenden zivilisierten Länder der Erde entwickelt hätte.«
    Sie suchten schließlich fünfzehn mittelschwere Fälle von Hysterie aus der Kartei heraus. Onni Osmola rief die Auswahlpatienten und die Angehörigen an und vereinbarte eine Behandlung auf Ronkaila. Wie sich herausstellte, war der größte Teil der Patienten weiblichen Geschlechts.
    »Woran das wohl liegt?« überlegte Rutja. Steuerprüferin Suvaskorpi stellte eine Putzfrau und zwei Küchenhilfen für den Klinikbetrieb ein. Rutja versprach ihr, sie könne jederzeit so viele Wichtelmännchen und Gnome in den Dienst nehmen, wie es ihr gefiel. Die würden sich gewiß hervorragend zum Saubermachen und für kleine Verrichtungen eignen, einfach für alle Aufgaben, für die keine besonderen Fachkenntnisse vonnöten waren.
    »Das ist günstig für uns, weil wir Wichtelmännchen und Gnomen keinen Lohn zahlen müssen, außerdem fallen Sozial- und Rentenversicherung weg. Sie brauchen keine Abgaben an den finnischen Staat zahlen, weil sie keine sogenannten natürlichen Personen sind«, bestätigte Steuerprüferin Suvaskorpi.
    Rutja fügte hinzu, daß man die Gnome ohne weiteres auch nachts arbeiten lassen könne. Sie hatten nicht nur eine noch bessere Nachtsicht als Katzen, sondern auch jahrtausendelange Erfahrung mit Nachtschichten.
    Rutja kommandierte ein paar Gnome und Wichtelmännchen dazu ab, bei der Renovierung des alten Hauses zur Hand zu gehen. Besonders die Gnome waren auf der Baustelle eine spürbare Hilfe. Mit Vergnügen nagelten sie Paneelen an die Wände, erledigten kleine Handlangerdienste, trugen die Nagelbeutel der Zimmermänner, und wenn einem der Hammer vom Gerüst fiel, brachte ihm ein Gnom schon bald das verlorene Werkzeug wieder zurück. Die Gnome mischten Mörtel, reichten den Maurern die Backsteine an, schmierten Fugen zu… Sie waren in der Tat eine große Hilfe.
    Anfangs fremdelten die Männer von Topi Juselius gegenüber den Erdgeistern und Wichtelmännchen, behaupteten sogar, sie würden eigentlich gar nicht existieren, aber schon nach zwei Tagen hatten sie sich so an die kleinen haarigen Helfer gewöhnt, daß sie sie beim Vornamen nannten.
    »He, Mörö, bring mir mal eine Handvoll Vierzollnägel!« Und Mörö brachte sie. Oder Huru, Lärppä oder Sytö, je nachdem.
    Das alles setzte jedoch eine gewisse Geheimhaltung voraus, denn es wurde nicht für notwendig erachtet, Außenstehende, die

Weitere Kostenlose Bücher