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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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zuvor in meinem Leben habe ich eine solche Befreiung und geistige Erleichterung empfunden wie jetzt, da ich an Ukko Obergott glaube!«
    Zufrieden nahm Rutja seinen neuen Jünger auf. Pfarrherr Salonen teilte mit, in einem Monat pensioniert zu werden. Seit seiner Bekehrung hatte er in der Kirche nicht mehr gepredigt, selbst das Taufen hatte er dem Vikar überlassen und sich ansonsten damit begnügt, sein Archiv zu ordnen und ein paar kirchliche Bescheinigungen auszustellen. Seiner Ansicht nach wäre es nicht richtig gewesen, wenn er, der er den Glauben an seinen früheren Gott verloren hatte, damit begonnen hätte, seinen neuen Glauben in der Kirche zu predigen. Im übrigen ging diese Übergangsphase einem alten Mann ohnehin schon genug an die Substanz. Der Kampf zwischen Glaube und Unglaube, neuem und altem Glauben oder altem und neualtem Glauben hatte ihn in einen geistige Verwirrung gestürzt, die er keinem seiner Kollegen wünschte. Aber jetzt, da er zu vollkommener geistiger Gewißheit gelangt war, war er über alle Maßen glücklich! Er mußte vor der Verdammnis der Hölle keine Angst mehr haben, sondern konnte guten Mutes der Zeit entgegensehen, in der er den rauschenden Unterweltfluß hinabfuhr ins Totenreich Tuonela. Oder etwa nicht? Er durfte doch noch hoffen?
    »Keine Sorge«, versprach Rutja. »Du wirst nicht in die Hexenküche kommen, darauf gebe ich dir mein Wort.«
    Als nächstes eröffnete Rutja Sampsa, daß er seinen Namen geändert hatte. Notar Mälkynen hielt Sampsa die Namensänderungsbestätigung hin.
    »Du bist mir doch nicht böse, daß ich dich zum Rutja gemacht habe? Es kam mir irgendwie zu gekünstelt vor, als Sampsa zu leben«, erläuterte Rutja.
    Sampsa war das recht. »Schade, daß du nicht gleich auch den Familiennamen geändert hast.«
    Notar Mälkynen berichtete, daß der Sohn des Donnergottes auch das versucht hatte, die Gesellschaft für Finnische Kultur jedoch nicht geneigt gewesen war, Rutja einen so ungewöhnlichen Namen zuzusprechen. Aber so, wie es war, war es auch in Ordnung, oder etwa nicht?
    Dann stellten sich alle vor. Sivakka, Hannula, Suvaskorpi, Mälkynen, Keltajuuri, Salonen, Ronkainen. Schön, Sie kennenzulernen, wirklich sehr nett.
    Werbeleiter Keltajuuri betrachtete respektvoll Sampsas feierliche Erscheinung, die von einem schwarzen Bärenfellmantel umhüllt wurde.
    »Das nenne ich eine göttliche Gestalt! Wenn so einer in der Fernsehwerbung sagen wir Winterreifen von Goodyear präsentieren würde, hätten die Zuschauer keinen Zweifel, daß sie damit bei Schnee und Eis auf der Straße bleiben!«
    Nun sahen sich alle zusammen im Haus um. Man war sich einig, daß es mit seinen zwölf Räumen zumindest ausreichen Platz bot. Zwar waren die meisten Räume ziemlich heruntergekommen, aber wenn man die Wände mit Paneelen verkleidete, die Fußböden erneuerte und die Decken strich, würde sich das äußere Erscheinungsbild entscheidend zum Positiven verändern. Sivakka und Hannula stellten fest, daß auch Türen und Fenster erneuert werden müßten, falls man das Haus zur Pflegeeinrichtung gehobenen Stils erklären und viele Patienten darin unterbringen wolle. Auch der Außenanstrich verlangte nach Erneuerung, ebenso das Dach, das an vielen Stellen undicht war. Maurer Sivakka und Installateur Hannula meinten, die Renovierungsarbeiten würden mindestens zwei Wochen dauern und wenigstens 200.000 Finnmark kosten, vielleicht sogar mehr. Einmütig fügten sie hinzu, daß die Arbeiten nicht von zwei Männern alleine erledigt werden könnten.
    »Zehn Leute brauchen wir und mehrere LKW-Ladungen Material. Aber die Grundlagen sind gut, und die Fundamente tragen«, sagten sie.
    Mälkynen versprach, die notwendigen Umbaupläne bei einem Innenarchitekten zu besorgen, den er kannte. Sivakka und Hannula würden in Helsinki Material und Werkzeug beschaffen.
    Und die Finanzierung?
    Sampsa sagte, man könne eine Hypothek auf den Hof aufnehmen, schließlich sei er immer noch groß genug, wenn auch ein bißchen heruntergekommen.
    Rutja freute sich.
    »In diesem Fall gibt es keine Probleme. Und zum Glück habe ich deinen antiken Plunder in Helsinki verkauft. Dabei sind immerhin schon 200.000 Finnmark Anschubfinanzierung zusammengekommen.«
    Sampsa erschrak. Hatte Rutja tatsächlich den gesamten Bestand seiner geliebten und mühsam aufgestöberten antiken Gegenstände verkauft?
    »Ja, und die Moisander habe ich auch rausgeschmissen. Du bist mir doch wegen so einer Kleinigkeit nicht böse?«
    Sampsa

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