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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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schließlich noch einige Aufsatzrocken. Rami war klar, daß diese sich in irgendeinem Antiquitätenladen gut zu Geld machen ließen, also lud er sich einen Stapel davon auf den Arm. Im Dunkeln konnte er nicht erkennen, ob sie alt oder neu waren, aber das war letztlich egal, denn Rami wußte nicht, ob für neue Aufsatzrocken mehr bezahlt wurde als für alte. Vom Spinnen mit dem Spinnrad hatte er überhaupt keine Ahnung; von anderen Dingen übrigens auch nicht sonderlich viel, mal abgesehen von seinen Kenntnissen um die »Espoo Großmauls«, von denen er wußte, daß sie in der American-Football-Liga spielten.
    Kurzum, Rami leerte noch eine Flasche Bier, pinkelte auf den Küchenfußboden und machte sich anschließend mit vierzehn Aufsatzrocken auf dem Arm davon. Er wollte die antiken Gegenstände zunächst in seine Bude schleppen. Am nächsten Tag könnte er sie dann weiterverkaufen. Rami wußte, daß es im Stadtteil Kruununhaaka einige Läden gab, die mit altem Trödel handelten und hin und wieder alte Butterfässer und Spinnräder kauften. Warum sollte er dort nicht seine gesamte Beute loswerden? Wenn er für einen Rocken bloß fünfzig Finnmark bekäme, könnte er sich mit dem Gegenwert seiner Beute tagelang besaufen. Und vielleicht könnte er sich sogar eine neue Jeans kaufen. Glücklich trat Rami mit seinen Aufsatzrocken auf die Straße.
    Wenige hundert Meter weiter tauchte ein langsam fahrendes Polizeiauto auf und kam immer näher. Ein junger Polizist kurbelte das Fenster herunter und erkundigte sich, wo der Herr denn diesen Arm voll Zeug hinzutragen gedenke? Um diese Zeit?
    Rami warf die Aufsatzrocken auf die Straßenbahnschienen und versuchte zu entkommen. Daraus wurde allerdings nichts, denn der Polizist, der am Steuer gesessen hatte, war aus dem Auto gesprungen und konnte ihn gerade noch am Hosenbund packen. Mitsamt seinen Aufsatzrocken wurde Rami in das Polizeiauto verfrachtet und zur nächsten Polizeiwache gebracht. Dort wurden ihm die Schuhe abgenommen – genau wie auf Ronkaila! – sowie der Gürtel und das leere Portemonnaie. Vierzehn Aufsatzrocken wurden gezählt.
    Der Verdächtige behauptet bei der Vernehmung, die genannten vierzehn Aufsatzrocken seien sein Eigentum, und er sei gerade im Begriff gewesen, sie zur Aufbewahrung und zum Schutz vor Dieben in seine Wohnung zu transportieren. Der Verdächtige gibt an, sich nicht mehr zu erinnern, wo er die Aufsatzrocken her hat. Weiterhin behauptet der Verdächtige, daß Finnland ein freies Land ist und ein finnischer Staatsbürger das Recht hat, mit seinen Aufsatzrocken herumzulaufen, wo und zu welcher Tageszeit es ihm paßt. Der Verdächtige verlangte, Kontakt mit seinem Anwalt aufnehmen zu dürfen. Der betreffende Jurist wurde angerufen, erklärte jedoch, er habe sich bereits hingelegt und schere sich einen feuchten Dreck um irgendeinen Verdächtigen und seine Aufsatzrocken. Es war zu bemerken, daß der betreffende Rechtsanwalt während des Telefonats in stark angetrunkenem Zustand war, wie sich aus der lallenden Sprechweise und der undeutlichen Artikulation im allgemeinen schließen ließ. Es wird folgendes festgehalten: Die der unerlaubten Entwendung von Aufsatzrocken verdächtige männliche Person namens Rami wurde um 01.36 Uhr in Polizeigewahrsam genommen.
    »Mal gespannt, was sich die Gauner in dieser Stadt als nächstes einfallen lassen«, meinte der Polizist, der Rami vernommen hatte, zu seinem wachhabenden Kollegen, der an einer Fleischpirogge kaute.
     
    In Pentele verließ Pfarrherr Salonen seinen Gesprächspartner Sampsa Ronkainen erst weit nach Mitternacht.
    »Der Friede Gottes«, sagte er, als er ging. Sampsa blieb allein in der Bibliothek zurück und fühlte sich nun sehr einsam. Seit Tagen hatte er nun das Haus schon nicht mehr verlassen, mittlerweile hatte er große Lust, mal wieder nach Helsinki zu fahren. Er mußte sich mal wieder die Beine vertreten, auch wenn er im Grunde ein Gott war. Jetzt in der Nacht könnte er vielleicht einen kurzen Abstecher in die Stadt unternehmen, niemand würde im Dunkeln vom pelzigen Sohn eines Donnergottes Notiz nehmen, wenn er mit dem Lieferwagen fuhr. Außerdem gehörte der Wagen ihm und nicht Rutja. Wie aber bekam er von Rutja die Schlüssel? Er mußte es heimlich versuchen, denn der Sohn des Donnergottes würde Sampsa nicht gehen lassen.
    Sampsa suchte einen Gnom, erläuterte ihm sein Vorhaben und beauftragte ihn, die Autoschlüsse aus Rutjas Tasche zu stibitzen. Zur Belohnung dürfe er auf einen

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