Der Sohn des Haeuptlings
endlich zur Überzeugung gekommen, daß es jetzt Zeit für den ewigen Frieden sei. Die Musik begleitete diese lobenswerte Einsicht so heftig, daß die Lautsprecher vibrierten. Man umarmte sich, erflehte mit erhobenen Armen den Segen Manitus. Old Shatterhand hob sein Gewehr und schoß dreimal in den Himmel. Der dritte Schuß löste sich allerdings nicht. Vermutlich weil die Patrone in der Nacht feucht gelagert worden war.
Aber da hatte längst der tosende Schlußbeifall eingesetzt, so daß diese kleine Panne gar nicht bemerkt wurde.
Theaterdirektor Friedebold wurde von allen Seiten mit Glückwünschen zugedeckt und badete für Stunden so tief in seinem Glück, daß er bei der Abendvorstellung das Fehlen der Glorreichen Sieben gar nicht bemerkte.
Zudem war es ja inzwischen Nacht geworden, und die Scheinwerfer brannten nur mit halber Stärke, weil sich auf der Bühne vor den Zuschauern ein sehr stimmungsvolles und fahles Licht verbreiten sollte. Im übrigen war das Theater auch jetzt wieder hoffnungslos überfüllt. Die Kassierer in ihren kleinen Holzbaracken rieben sich vergnügt die Hände.
Die Falle schnappt zu
Kriminalkommissar Roland schob mit Daumen und Zeigefinger ein kleines Stück Weißbrot zwischen die Gitterstäbe. Der kleine Vogel floh erschreckt auf die andere Seite des Käfigs.
„Er kennt Sie nicht“, beschwichtigte Frau Erika Bandel den Polizeibeamten.
„Oder er mag mich nicht“, stellte der Kriminalkommissar fest.
Erikas Milchbar war um diese Stunde nicht besonders gut besucht. Nur die Glorreichen Sieben standen nebeneinander zwischen den Tischen. Sie hatten sich wieder ihre braune Wasserschminke abwaschen lassen und trugen ihre übliche Kleidung.
Tesu stand mitten unter ihnen.
„Er will wirklich nichts von mir wissen“, stellte der Kriminalkommissar endgültig fest, drehte dem Kanarienvogel jetzt den Rücken zu und blickte zu den Jungen hinüber: „Jedenfalls will ich nicht das geringste Risiko, ihr Apachenkrieger.“
„Rühren Sie nicht an offene Wunden“, bemerkte Emil Langhans. Er hatte von der Kriegsbemalung noch zwei blaue Striche auf der Stirn.
„Eigentlich sollte ich euch überhaupt nach Hause schicken“, fuhr der Kriminalkommissar fort. „Aber einerseits habt ihr mir wirklich ein paar Schritte weitergeholfen, und nicht zuletzt kommt unser heutiger Plan von eurem indianischen Freund. Irgendwie habt ihr’s also verdient, daß ich euch jetzt nicht einfach abblitzen lasse.“
„Im übrigen wäscht eine Hand die andere“, bemerkte Karlchen Kubatz bescheiden.
„Nicht alle Sprichwörter stimmen“, erwiderte Herr Roland lächelnd und fragte dann: „Ihr bleibt also dabei, daß ihr mitmachen wollt? Das ist euer letztes Wort?“
„Wir haben unsere Fahrräder vor der Tür“, stellte der
Boß der Glorreichen Sieben sachlich fest und ließ seinen Kaugummi von der einen Seite auf die andere wandern.
„Und wenn ich noch in aller Bescheidenheit darauf hinweisen darf“, mischte sich wieder Karlchen Kubatz ein, „wir sind nicht so auffällig wie Ihre Funkstreifenwagen oder Ihre uniformierten Polizisten, von denen Sie sowieso nur ein paar zur Verfügung haben.“
„Ganz schön keß“, bemerkte der Kriminalkommissar. „Trotzdem muß ich dir recht geben. Hinter ein paar Jungen, die mit ihren Fahrrädern harmlos durch die Landschaft gondeln, vermutet man keine Kriminalbeamten.“
In diesem Augenblick bremste draußen ein Wagen. Assistent Specht sprang heraus, ohne die Tür hinter sich zu schließen, und kam in die Milchbar hereingestürzt.
„Es scheint tatsächlich zu funktionieren“, berichtete er außer Atem. „Köln hat durchgegeben, daß unser Herr Müller, beziehungsweise dieser Herr Westernhagen, weiterhin über die Autobahn rollt und immer noch in unsere Richtung fährt. Die Kölner Kripo hat ihm nachts in seiner Tiefgarage unbemerkt einen winzigen Sender für ihr Peilgerät in den Kofferraum gejubelt und ist ständig in einem Abstand von etwa zwei Kilometern hinter ihm her.“
„Klappt ja wie am Schnürchen“, bemerkte der Kriminalkommissar. „Und was macht Pohmann?“ Dabei versuchte er es doch zum zweitenmal, Erika Bandels Kanarienvogel mit einem Happen Weißbrot für sich zu gewinnen. Aber der kleine Kerl hüpfte davon, sobald Herr Roland näher kam, und flatterte aufgeregt mit den Flügeln.
„Pohmann ist mit seinen Skatbrüdern ein Bier trinken gegangen“, meldete Herr Specht. „Zwei Kollegen vom Spurendienst beschatten ihn.“
„Wieviel
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