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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Walkie-Talkies haben wir?“ fragte der Kriminalkommissar.
    „Sieben“, antwortete der Kriminalassistent. „Eines davon haben die zwei von der Spurensicherung, und die anderen sind draußen im Wagen!“
    „Schön. Davon ein zweites für Sie, eins für mich, bleiben noch vier“, überlegte der Kommissar. „Ich schlage vor, daß Sie eins davon zur Reserve behalten oder für den zweiten Streifenwagen. Den Rest verteilen Sie unter den Jungen.“ Er wandte sich an die Glorreichen Sieben. „Ihr wißt doch, wie man mit den Dingern umgeht?“
    „Funksprechgeräte“, stellte der dickliche Sputnik fest. „Aber klar doch.“
    „Wir können sie ja für alle Fälle ausprobieren“, schlug Herr Specht vor.
    „Und mit den Bezeichnungen machen wir’s uns ganz einfach“, meinte der Kriminalkommissar. „Ich bin Anton eins.“
    „Ich bin Anton zwei“, fuhr Herr Specht fort. „Die Spurensicherung Anton drei, der Streifenwagen Anton vier.“
    „Käme ich mit Anton fünf“, krächzte Emil Langhans, dem sein Stimmbruch wieder einmal Kummer machte. „Karlchen wäre Anton sechs.“
    „Und so weiter“, unterbrach der Kommissar. „Schreiben wir noch genau auf, und jeder kriegt seinen Zettel.“ Er nahm einen Schluck Milch aus dem Glas, das vor ihm stand. „Aber das sind alles kleine Fische“, meinte er. „Das einzig Wichtige ist, daß sich die beiden Herren ganz sicher und unbeobachtet fühlen. Deshalb nie zu dicht ran. Lieber den Abstand größer halten und sie notfalls aus den Augen verlieren. Dann allerdings sofort dem nächsten Posten über Walkie-Talkie Bescheid geben!“ Er wandte sich jetzt wieder an seinen Assistenten: „Und sagen Sie den Spurensicherern, daß sie in fünf Minuten abgelöst werden. Ich brauch’ sie draußen. Sie wissen schon, wo. Sobald sie ein paar Jungen auf Fahrrädern sehen, sollen sie sich vorsichtig von Pohmanns Haus absetzen.“
    „Das ist ja genauso spannend wie ein Krimi“, gluckste Frau Erika Bandel.
    „Es ist einer“, meinte der Kriminalkommissar trocken. „Und Sie sind persönlich daran beteiligt.“
    „Ja, ich weiß —“ sagte Frau Bandel ganz verlegen.
    „Und im Augenblick ist Ihre Milchbar sogar so was wie ein Kommandostand“, feixte Fritz Treutlein.
    „Werden Sie mich auf dem laufenden halten?“ fragte Frau Bandel den Kommissar.
    „Aber selbstverständlich, Gnädigste“, grinste Herr Roland.
    Als die Glorreichen Sieben später zu ihren festgelegten Positionen radelten, fuhr Tesu zwischen Emil Langhans und Karlchen Kubatz. Der Lange hatte ihm das Rad seines Bruders geliehen.
    „Das hat dir wohl die Schuhe ausgezogen, wie?“ fragte Emil, als sie an der Kreuzung bei der Wielandstraße warten mußten. „Unsere Osterfestspiele und dieses sogenannte Indianerdrama, meine ich.“
    „Vieles war falsch“, erwiderte der Sohn des Apachenhäuptlings Kuguah zurückhaltend. „Zum Beispiel haben nicht die Indianer das Skalpieren erfunden, sondern die Weißen. Und zwar ein gewisser Willem Kieft, ein früherer Gouverneur von New York. Bei uns weiß das jedes Kind. Aber so ein Theaterstück ist ja doch nur wie ein Bilderbuch. Und die Leute haben ja auch ihren Spaß gehabt —“
    Karlchen übersetzte dem langen Jungen mit der dunklen Hornbrille, was Tesu so im großen und ganzen geantwortet hatte.
    „Jedenfalls hat er uns nicht ausgelacht“, bemerkte Emil schließlich.
    „Aber manchmal hätte ich schon Lust dazu gehabt“, meinte Tesu auf englisch und lächelte.
    „Paß auf“, mahnte Karlchen Kubatz vergnügt. „Er versteht schon viel mehr Deutsch als er zugibt.“
    Und jetzt lächelte Tesu zum zweitenmal.
    Gleich darauf kamen sie in die Gegend der Haselnußstraße.
    Sie trennten sich jetzt möglichst unauffällig und verteilten sich einzeln auf die schmalen Alleen und Pfade. Etwa fünf Minuten später trafen sie sich wieder hinter einem hohen Gebüsch. Und es war der pure Zufall, daß es genau dasselbe Gebüsch war, hinter dem vor vierzehn Tagen frühmorgens ein grauer VW-Golf in strömendem Regen geparkt hatte.
    Auch heute abend war der Himmel bedeckt, und die Straßenbeleuchtung brannte schon. Es war nicht ausgeschlossen, daß es später noch regnen würde. Jedenfalls war die Luft weich und für die Jahreszeit viel zu warm. Das Laub in den Bäumen fing an zu zittern.
    Kurz nach halb neun kam Pohmann aus seinem Haus. Er verschloß die Tür und nahm sein Fahrrad, das an die Wand gelehnt war.
    Die Lichter im Haus hatte er brennen lassen.
    Er verschloß das niedrige

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