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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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eine Weile über die Aschenbahn zum Rasen geblickt.
    Von dort kam nämlich der junge Pressefotograf der Bad Rittershuder Nachrichten auf einem Mofa angebraust. Er hatte wieder seine drei Apparate vor der Brust baumeln, stellte den Motor ab, und dann gähnte er erst einmal.
    „Guten Morgen allerseits“, grüßte er. „Wenn das so weitergeht, werde ich mir das Schlafen ganz abgewöhnen müssen.“
    „Keine schlechte Idee“, meinte der Chefredakteur. „Wie sind die Bilder geworden?“
    „Bitte beleidigen Sie mich nicht schon am frühen Morgen, Chef“, antwortete der junge Mann. „Natürlich ausgezeichnet. Ich hab’ bis um sechs Uhr entwickelt und kopiert. Sie liegen schon auf Ihrem Schreibtisch in der Redaktion.“
    „Besten Dank“, sagte Herr Kubatz.
    „Und was soll ich hier?“
    „Ich brauche für unsere morgige Ausgabe noch ein Foto von unserem Freund Tesu und eines von den Jungen hier“, meinte der Chefredakteur.
    „Aber die Glorreichen Sieben hatten wir doch schon einmal in der Zeitung“, erwiderte der junge Fotograf und zog ein Gesicht, als wollte er ernsthaft protestieren.
    „Auch der Präsident der USA war schon einmal in der Zeitung“, stellte Karlchen Kubatz fest. „Und man druckt ihn immer wieder ab. Die Leute können anscheinend gar nicht genug von ihm kriegen.“
    „Oder wenn ich an Charly Chaplin erinnern darf“, mischte sich Fritz Treutlein ein.
    „Ich bin ganz einfach zu müde, um mir das anzuhören“, sagte der junge Fotograf und gähnte wieder. „Also, Chef, wie hätten Sie’s denn gern?“
    Aber bevor Herr Kubatz seinen Wunsch äußern konnte, kam der Page Fridolin in seiner grünen Uniform mit den Goldknöpfen angeradelt. Er winkte schon von weitem abwechselnd mit dem linken und dann wieder mit dem rechten Arm durch die Luft. Je nachdem mit welcher Hand er gerade die Lenkstange hielt.
    Und was jetzt passierte, passierte alles sehr schnell.
    Emil Langhans mußte noch einmal das Trainingsspiel der Jugendmannschaften unterbrechen. Als er den Jungen erklärte, daß Tesu Hals über Kopf abreisen würde und daß die Glorreichen Sieben ihn unbedingt in sein Hotel begleiten müßten, hielt sich die Begeisterung begreiflicherweise in Grenzen. Aber dann gab Ulli Buchholz von der Maximilianschule dem Sohn des Apachenhäuptlings Kuguah die Hand, wünschte ihm eine gute Reise und erinnerte ihn daran, daß er ihm für seinen Sieg im Hallenschwimmbad noch eine Revanche schuldig sei.
    Eine Viertelstunde später hätte man in der völlig leeren Halle des Hotels zum Kurfürsten seelenruhig die Schlüssel aus den Fächern hinter der Portiersloge klauen und die Zimmer der Gäste plündern können.
    Alles, was Beine hatte, war nämlich hinter dem Speisesaal auf der großen Terrasse versammelt. Man hatte unter den Sonnenschirmen drei Tische zusammengerückt, und an ihnen saßen die Websters, Chefredakteur Kubatz, die Glorreichen Sieben und natürlich auch Tesu. Rundherum standen Chefportier Pelz, der junge Butler Brosius, der erste Oberkellner zusammen mit dem zweiten Oberkellner und der spindeldürre Page Fridolin. Die übrigen Ober und ein Pikkolo lehnten etwas weiter entfernt an einer Marmorsäule. Sogar ein Zimmermädchen und zwei Köche mit schneeweißen Mützen steckten ihre Köpfe neugierig aus einem Fenster.
    Sie hörten alle gespannt und teilweise mit offenem Mund zu, wie Chefredakteur Kubatz heute schon zum zweitenmal über den Fall Professor Keller genau Bericht erstattete. Damit verriet er ja kein Geheimnis, denn morgen würde ohnehin alles in der Zeitung stehen.
    „So viel Zeit muß sein“, hatte Mister Webster verkündet, als Chefredakteur Kubatz mit seiner reichhaltigen Begleitung aufgekreuzt war. Und da es zum Mittagessen noch zu früh war, hatte der Amerikaner den ersten Oberkellner gefragt, wozu er denn jetzt seine Gäste zum Abschied einladen könnte.
    „Kaffee, Kuchen, Eis mit Schlagsahne, frische Erdbeeren —“
    Mister Webster hatte sich fragend umgeblickt.
    „Eis ist eigentlich nie falsch“, war Karlchen Kubatz mit seiner Antwort den anderen zuvorgekommen. „Und Schlagsahne ist auch fast immer richtig.“
    Seitdem wurde die Erzählung von Chefredakteur Kubatz eigentlich nur unterbrochen, wenn einer der Kellner eine neue Portion Eis mit Schlagsahne servierte. Denn einerseits gab es ja für die Glorreichen Sieben nichts Neues mehr zu hören, und andererseits war das Eis mit Schlagsahne vom Hotel zum Kurfürsten weit über Bad Rittershude hinaus bekannt und sogar

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