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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Specht.
    „Sie werden noch enorme Schwierigkeiten bekommen“, drohte der Mann, der einmal Müller und dann wieder Westernhagen heißen wollte. „Ich habe einflußreiche Freunde im Ausland, und dieser Auftrag —“ Er unterbrach sich. „Jedenfalls wird es ein diplomatisches Nachspiel geben.“
    „Mir kommen gleich die Tränen“, bemerkte der Kriminalkommissar. „Aber wenn Sie wirklich so etwas Ähnliches wie ein Agent sind, dann müssen Sie Ihren Hintermännern den Vorwurf machen, daß sie zu oberflächlich orientiert waren. Der Professor hat seine wichtigen Papiere nämlich nie in seinem Haus aufbewahrt.“
    Der Mann mit den abstehenden Ohren ging förmlich in die Luft: „Kommen Sie mir schon wieder mit dieser vergammelten Brieftasche aus Krokodilleder und diesem verdammten Banksafe?“
    Jetzt mußte der Kriminalkommissar lächeln. „Das eine stimmt tatsächlich, auch wenn Sie es mir nicht glauben“, erklärte er. „Und das andere war natürlich bloß ein Trick, auf den Sie allerdings voll hereingefallen sind. Es ist deshalb begreiflich, wenn Sie auch schon durch die geringste Andeutung auf die Palme gebracht werden.“
    „Ich sage jetzt kein Wort mehr“, knurrte der Mann mit dem rötlichen Haar. „Und wenn Sie mich auf den Kopf stellen.“
    „Beides wird jetzt nicht mehr nötig sein“, meinte der Kriminalkommissar. Er gab seinem Assistenten mit einer Handbewegung zu verstehen, daß die Vernehmung beendet sei. „Wir sehen uns morgen wieder, gute Nacht“, meinte Herr Roland noch, als man den Gefangenen an ihm vorbei zum Korridor führte.
    „Schade, daß morgen Feiertag ist und keine Zeitungen erscheinen“, bemerkte Chefredakteur Kubatz.
    „Lassen Sie doch Extrablätter drucken“, meinte Polizeimeister Kalender. „Ihr Inhalt würde allerdings verflixt wenig zum Ostermontag passen“, bemerkte er noch.
    „Wo Sie recht haben, haben Sie recht“, pflichtete ihm Herr Kubatz bei. „Feiern die Bad Rittershuder Nachrichten ihren großen Tag eben erst übermorgen.“ Er rieb sich die Hände. „Und jetzt brauche ich noch Fotos von Ihnen, Herr Kommissar, und natürlich von unserer hochgeschätzten, lieben Frau Bandel.“
    „Glauben Sie, ich will mit so einem Gesicht in Ihre Zeitung?“ protestierte die Besitzerin der Milchbar. „Ich bin ja noch ganz verheult.“ Sie schniefte und tupfte sich mit dem Taschentuch über die Augen.
    „Das alles ist Ihnen doch ziemlich an die Nieren gegangen, entschuldigen Sie“, sagte der Kriminalkommissar. „Aber ich konnte ja nicht ahnen, daß der Bademeister so geständig ist. Ich dachte, daß ich Sie brauche —“
    „Was wird jetzt aus ihm?“ fragte Frau Bandel leise. „Ich meine, aus Pohmann?“
    „Das kommt auf das Gericht an“, wich der Kriminalkommissar aus. „Jedenfalls wird sich Bad Rittershude vorerst einen neuen Bademeister suchen müssen.“
    „Irgendwie tut er mir leid“, bemerkte Polizeimeister Kalender. „Wäre ihm dieser Müller, oder wie der Kerl sonst noch heißen mag, nicht über den Weg gelaufen —“
    „Und an den Professor denken Sie gar nicht?“ sagte Frau Erika Bandel. Sie steckte ihr Taschentuch jetzt endgültig in die Handtasche.
    „Tja“, meinte Herr Kalender und machte das Fenster auf.
    „Sehen Sie“, erwiderte Frau Bandel. Sie schniefte wieder.
    Draußen hörte es allmählich auf zu regnen.

In Bad Rittershude ist mehr los als in New York

    Als Bad Rittershude am nächsten Morgen erwachte, hatte es den Anschein, als sei der Himmel von einem helleren Blau als an den vorhergehenden Tagen. Die Bürgersteige und der Marktplatz waren nur auf den Schattenseiten noch naß. Ein leichter Ostwind hatte die letzte, hartnäckige Wolke vor einer halben Stunde hinter den Kränen beim Güterbahnhof verschwinden lassen.
    Die schwarze Mercedes-Limousine mit der amerikanischen Standarte auf dem rechten Kotflügel hatte zuerst Mister Webster vor dem Thermalbad am Kurpark abgesetzt und dann seine Frau im Heimatmuseum am Stadtgraben. Anschließend hatte der kraushaarige Butler in seiner dunklen Livree den jungen Mister Tesu zum Fußballplatz kutschiert, wo die Glorreichen Sieben in den Jugendmannschaften des Fußballclubs gerade ihr erstes Trainingsspiel angefangen hatten. Als sie den Sohn des Apachenhäuptlings Kuguah entdeckten, hoben sie im Vorbeilaufen den Arm oder lachten zu ihm herüber. Tesu winkte zurück und machte es sich vorerst als einziger Zuschauer auf den leeren Holzbänken bequem.
    Inzwischen fuhr der junge Herr Brosius mit

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