Der Sohn des Haeuptlings
berühmt.
Als Herr Kubatz gerade bei der Firma für Autovermietungen in München angekommen war, huschte Mrs. Webster möglichst leise davon. „Ich muß mich um unser Gepäck kümmern“, entschuldigte sie sich und meinte zu ihrem Mann: „Du kannst mir ja nachher auf der Fahrt erzählen, was ich versäumen werde.“ Der junge Butler Alfred Brosius begleitete sie, ohne eine Aufforderung abzuwarten.
An der Stelle mit der Visitenkarte des falschen Herrn Müller kam Mrs. Webster auf Zehenspitzen zurück und flüsterte nach einigen Entschuldigungen: „Bitte, Mike, ich kann die Kofferschlüssel nicht finden.“
„Du hast sie in der linken Hand, Liebes“, flüsterte Mister Webster nachsichtig zurück.
„So was Dummes“, erwiderte seine Frau und war gleich darauf wieder verschwunden.
Eine knappe halbe Stunde später hatten die Glorreichen Sieben einschließlich Tesu genau sechsundzwanzig Portionen Eis mit Schlagsahne vertilgt, Mister Webster hatte zwei tiefschwarze Zigarren geraucht und Chefredakteur Kubatz heute schon seine fünfte Pfeife hinter sich gebracht.
„Wir müssen jetzt leider aufbrechen, meint Herr Brosius“, verkündete Mrs. Webster, als sie jetzt mit Hut und Mantel auf die Terrasse kam.
„Wir schaffen es sonst nicht mehr rechtzeitig bis zum Kontrollpunkt“, bemerkte der junge Butler mit dem Kraushaar. „Entschuldigung.“
„Mehr hätte ich im Augenblick ja auch nicht zu erzählen gehabt“, stellte Chefredakteur Kubatz fest.
„Well“, meinte Mister Webster und blickte eine Weile nachdenklich seinen Zigarrenwolken nach. „Eine eigenartige Geschichte.“ Er lehnte sich zurück und wandte sich jetzt an seine jungen Gäste.
„Tja, es tut mir leid, daß wir so ganz Knall und Fall abreisen müssen. Es kommt mir vor, als müßte ich eine Golfpartie mittendrin unterbrechen. Und so etwas grenzt beinahe schon an ein Verbrechen.“ Er stand auf. „Aber ihr seht, auch in meinem Alter hört es mit der Schule noch nicht auf. Ich habe hier bei euch sozusagen Pause gemacht. Jetzt hat es wieder geklingelt, und meine Pause ist vorbei.“
Und damit war es auch mit der Stille in der Hotelhalle vorbei.
Koffer wurden durch die gläserne Drehtür geschleppt, Mister Webster zahlte bei Chefportier Pelz seine Rechnung, und ein Zimmermädchen kam noch mit zwei zusammengerollten Oberhemden und einer Bluse angelaufen.
„Wir haben sie gerade noch in der Wäsche entdeckt“, sagte sie. „Leider sind sie aber noch nicht trocken.“
„Und jetzt kommt mal alle her zu mir!“ rief Mrs. Webster den Glorreichen Sieben zu. Sie holte aus einem Karton lauter Schokoladenosterhasen in Goldstanniol und überreichte sie jedem Jungen einzeln mit einem Handschlag. Es sah so aus, als würde die englische Königin Orden verteilen.
„Es war verdammt schwer, die Viecher zu finden“, flüsterte der junge Butler Brosius. „Aber die gnädige Frau hat mir mit der Aufkündigung ihrer Freundschaft gedroht, wenn ich sie nicht auftreibe.“
Von Emil Langhans angefangen bedankten sich alle Jungen und zauberten ein möglichst entzücktes Lächeln auf ihre Mienen, obgleich sie sich mit den gutgemeinten Geschenken in den Händen ein wenig dämlich vorkamen.
Aber als sich jetzt alle Anwesenden zu der gläsernen Drehtüre hin in Bewegung setzten, nahmen das die Glorreichen Sieben zum willkommenen Anlaß, ihre Stanniolhasen vorerst in den Sesseln der Halle zu deponieren.
„Ihr werdet uns doch hoffentlich nicht davonhüpfen“, meinte Karlchen Kubatz noch und warf ihnen eine Kußhand zu, bevor er hinter den anderen ins Freie drängte.
Draußen versicherte Mister Webster noch, daß Bad Rittershude ja nicht aus der Welt liegen würde, und Tesu fügte hinzu, daß er bestimmt eines Tages zurückkäme.
„Meine Telefonnummer hast du ja“, stellte Emil Langhans fest. „Und meine Adresse auch.“
„Wenn ich noch höflichst um ein Foto bitten dürfte“, rief Chefredakteur Kubatz in das Durcheinander. Er hatte sich innerlich einen enormen Ruck gegeben und sich selbst gesagt: „Jetzt oder nie!“
Der junge Fotograf der Bad Rittershuder Nachrichten brachte eine der drei Kameras vor seine Nase.
„Zuerst vielleicht Mister Webster und seine Frau“, schlug Herr Kubatz vor.
„Wenn wir Ihnen damit eine Freude machen“, meinte Mrs. Webster, hängte sich bei ihrem Mann ein und lächelte freundlich.
„Besten Dank“, sagte der Chefredakteur. „Es wird mir eine Ehre sein, Ihnen ein paar Abzüge und auch einige Exemplare unserer morgigen
Weitere Kostenlose Bücher