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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Ausgabe der Bad Rittershuder Nachrichten nach Berlin zu schicken.“
    „Was dann die erste Veröffentlichung über mich in Europa wäre“, lachte Mister Webster. „Das Außenministerium wird sich wundern.“
    „Und jetzt natürlich auch noch Tesu“, bat der Chefredakteur.
    „Und zwar mit seinem Kopfputz“, schlug Fritz Treutlein vor, ohne sich viel dabei zu denken.
    „Der ist schon verpackt“, stellte der junge Herr Brosius fest. „Und langsam brennt mir der Boden unter den Schuhen, Herrschaften.“
    Aber da alle Glorreichen Sieben förmlich darum bettelten, öffnete der kraushaarige Butler den Kofferraum der großen, schwarzen Limousine in Windeseile, holte einen Koffer heraus. Der Federschmuck lag ganz oben.
    „Also bitte“, sagte der junge Pressefotograf.
    Doch jetzt erklärte Tesu, daß er sich leider mit seinem Kopfschmuck nicht knipsen ließe. Karlchen Kubatz mußte wieder einmal sein bestes Englisch zusammenkramen und übersetzte schließlich, daß sich der Sohn des Apachenhäuptlings wie ein Clown und fast wie ein Verräter vorkäme, wenn er sich in seiner modernen Kleidung, sozusagen nur aus Jux und für eine Zeitung, den Kopfputz seines Stammes aufsetzen würde. Aber er habe nichts dagegen, wenn die anderen Jungen sich damit fotografieren ließen.
    „Das sehen wir ein, und wir finden es sogar enorm“, stellte Emil Langhans nach einer Weile fest. „Andererseits nehmen wir dein Angebot an.“
    Die Glorreichen Sieben gruppierten sich also rund um Tesu herum, und dann wanderte sein Federschmuck wie ein Wanderpokal von einem Kopf zum anderen.
    Und jedesmal sagte der junge Zeitungsfotograf: „Achtung!“ Er knipste zur Sicherheit gleich zweimal hintereinander und meinte anschließend: „Jetzt der Nächste.“ Bis zuletzt Karlchen Kubatz an der Reihe war.
    Aber nun hatte es der kraushaarige Herr Brosius so eilig, daß er eigenhändig dem kleinen Jungen mit dem Bürstenhaarschnitt den Federschmuck vom Kopf nahm, ihn wieder einpackte und kurz darauf den Kofferraum verschloß.
    Die Websters saßen bereits im Fond des Wagens.
    „Bitte, Mister Tesu“, drängelte Herr Brosius, und nachdem der Sohn des Apachenhäuptlings Kuguah allen die Hand zum Abschied gegeben hatte, setzte er sich neben den Butler mit der dunklen Livree auf den Beifahrersitz.
    „Gestatten Sie, daß ich losfahre?“ fragte Herr Brosius.
    „Es muß wohl sein“, meinte Mister Webster.
    „Schade“, fügte Mrs. Webster hinzu und öffnete mit dem Druck auf einen kleinen Schalter elektrisch die Fenster des Wagens.
    „Gute Reise“, sagte Chefportier Pelz und verbeugte sich.
    „Gute Reise“, wünschte auch der Page Fridolin und verbeugte sich gleichfalls.
    Auch der Chefredakteur Kubatz entledigte sich noch seiner Wünsche. Das halbe Hotelpersonal stand am Bordstein und winkte.
    Nur die Glorreichen Sieben waren plötzlich verschwunden.
    „Das versteh’ ich nicht“, meinte Tesu, als der schwere Mercedes anfuhr.
    „Vielleicht gehen ihnen Abschiede zu sehr an die Nieren“, vermutete Mrs. Webster. „Jungen können sehr sensibel sein, auch wenn man es ihnen nicht an der Nasenspitze ansieht.“
    „Ich weiß nicht recht“, murmelte Mister Webster. „So wie ich die Burschen inzwischen schon kenne, steckt da irgend etwas dahinter.“
    Und natürlich steckte etwas dahinter.
    Als die schwarze Limousine mit der amerikanischen Standarte auf dem rechten Kotflügel zum Rathausplatz einbog, schossen die Glorreichen Sieben auf ihren Fahrrädern plötzlich aus der Ahornstraße heraus und nahmen den Mercedes in ihre Mitte. Sie grinsten wie die Schneekönige und spielten Polizeischutz. Emil Langhans und Fritz Treutlein hatten sich nebeneinander vor den Kühler geschoben, Karlchen Kubatz radelte direkt neben dem Fenster von Tesu, und die anderen flankierten die Web-sters oder fuhren dahinter. Erst an der Lagerhalle, wo die Landstraße zur Autobahn abbog, hob Paul Nachtigall den rechten Arm in die Luft. Daraufhin lösten sich die Glorreichen Sieben aus ihrer Formation. Sie sammelten sich zu einem Pulk, fuhren noch eine Weile hinter der schwarzen Limousine her und läuteten mit ihren Fahrradklingeln, so laut es eben ging.
    Aus dem Wagen winkten die Websters und der Sohn des Apachenhäuptlings Kuguah lachend zurück. Gleichzeitig drückte der junge Butler namens Brosius dreimal hintereinander auf seine Hupe.
    „Prima Jungen“, bemerkte Mrs. Webster, als sie den Kopf wieder zurückdrehte und sich bequem in ihren Sitz zurückfallen

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