Der Sohn des Haeuptlings
seinem schwarzen Mercedes wieder zum Heimatmuseum zurück, um dort auf Mrs. Webster zu warten, bis sie von den Ruinen genug hatte und wieder ins Hotel zum Kurfürsten gebracht werden wollte.
Fast gleichzeitig als der Berliner Butler auf der einen Seite den Fußballplatz verließ, kam von der anderen Seite Chefredakteur Kubatz in seinem knallroten Cabrio angedonnert.
„Entschuldigung“, rief Paul Nachtigall auf dem Spielfeld. „Ich hab’ euch ja vorhin Bescheid gesagt.“
Der stubsnäsige Ulli Buchholz von der Maximilianschule stoppte den Ball, der gerade bei ihm gelandet war.
„Einverstanden“, meinte er gnädig. „Haut schon ab, aber laßt uns hier nicht alt werden, ihr Supermänner .“ Dabei knallte er den Ball zur Mitte, teilte die Mannschaften neu ein und ließ den Schiedsrichter wieder zum Anstoß pfeifen.
Unterdessen hatte sich Chefredakteur Kubatz neben Tesu auf der Bank niedergelassen, und die Glorreichen Sieben hockten in ihren Trainingsanzügen um die beiden herum.
„Mein Herr Sohn hat euch ja vermutlich schon gesagt, daß sich Kriminalkommissar Roland entschuldigen läßt“, hatte Herr Kubatz zuerst erklärt. „Und es ist wirklich keine faule Ausrede, wenn er jetzt nicht kommt, so wie er’s euch in der vergangenen Nacht noch beim Verabschieden versprochen hat. Aber ich war selber bis gegen zwei Uhr heute morgen dabei, wie er die beiden Täter verhört hat, und ich glaube fast, daß er in dieser Nacht kein Auge mehr zugemacht hat. Er kommt jedoch bestimmt noch einmal nach Bad Rittershude, um sich persönlich bei euch zu bedanken. Im übrigen soll ich euch berichten, was heute nacht so alles passiert ist.“ Der Chefredakteur mußte sich unter die Bank bücken, um dort seine Pfeife anzuzünden, weil der Wind sich noch nicht gelegt hatte. „Ihr hättet es euch verdient, als erste zu hören, was er in Erfahrung gebracht hat.“
Die Glorreichen Sieben hatten bisher stumm zugehört.
Jetzt sagte Emil Langhans ein wenig förmlich: „Wir wären zugegebenermaßen enttäuscht gewesen, wenn er uns vergessen hätte.“
„Hat er nicht“, stellte Herr Kubatz fest.
„Dann könntest du nach dieser Vorrede eigentlich losschießen“, schlug sein Sohn Karlchen vor. „Wir sind nämlich ziemlich gespannt.“
In der Zwischenzeit war der Zeiger auf der runden Uhr über der gläsernen Drehtür im Hotel zum Kurfürsten genau auf die achtunddreißigste Minute nach elf Uhr gesprungen.
Haargenau im selben Augenblick kam der Anruf aus Berlin.
Chefportier Pelz nahm den Hörer ab und meldete sich wie immer.
Der Page Fridolin war in der Halle gerade dabei, die vier Zierpalmen mit frischem Wasser zu versorgen.
„Ist dort jemand?“ fragte Herr Pelz, weil in seinem Hörer nur ein Frequenzgewitter von Tuten und Piepen durcheinanderknatterte.
„Darf ich höflich fragen, ob dort jemand ist?“ wiederholte Herr Pelz seine Frage.
„Hallo“, war jetzt vor dem lärmenden Hintergrund zu verstehen. „Hallo!“
„Ja, hallo“, rief der Chefportier zurück. Er legte seine Hand über das Mikrofon und bemerkte zu seinem Pagen hinüber: „Hört sich so an, wie ich mir das Gespräch mit einer Mondrakete vorstelle.“
Der spindeldürre Page Fridolin grinste höflich und spazierte mit seiner Gießkanne jetzt zu Nummer zwei. Die erste Palme hatte er bereits bedient.
„Hallo“, rief Chefportier Pelz wieder ins Telefon. Kurz darauf war er ganz ruhig und erstarrte geradezu. Von einem Augenblick zum anderen war es nämlich in seinem Telefonhörer vollkommen still geworden, und nur eine sehr tiefe Stimme war zu hören. Sie tönte so, als käme sie mit vielfachem Echo aus einem riesigen Kellergewölbe. „Mister Webster, please“, sagte die Stimme. Und um ihre Bedeutung zu unterstreichen, fügte sie noch mit amerikanischem Akzent hinzu: „Hier spricht die Alliierte Kontrollkommission von Berlin.“
„Mister Webster ist im Augenblick leider nicht —“ stotterte der Chefportier. „In this moment Mister Webster —“
„Sprechen Sie ruhig deutsch“, sagte die tiefe Stimme aus Berlin. „Können Sie Mister Webster sofort erreichen? Es ist sehr dringend.“
„Lassen Sie mich überlegen —“ antwortete Herr Pelz, der sich allmählich wieder gefaßt hatte.
„Überlegen Sie, und lassen Sie sich Zeit.“
„Sehr freundlich“, erwiderte der Chefportier. „Also Mister Webster befindet sich augenblicklich im Thermalbad. Soll ich ihn holen lassen, damit Sie ihn hier später anrufen können, oder wollen Sie die
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