Der Sohn des Haeuptlings
fühlte. „Ich meine, Frau Bandel darf mir doch ein paar kleine Neuigkeiten berichten?“
„Sie nimmt mir ja nur die Arbeit ab“, bemerkte Herr Roland. „Was Sie von ihr erfahren, muß ich Ihnen nachher nicht erzählen. Und Geheimnisse gibt’s in diesem Fall ja nicht.“
„Darf ich noch an die versprochenen Fotos erinnern?“ wagte der Chefredakteur zu fragen.
„Aber schnell und schmerzlos“, bat der Kommissar. Er gab Polizeimeister Kalender ein entsprechendes Zeichen mit dem Kopf.
Daraufhin durfte der junge Fotograf der Bad Rittershuder Nachrichten zuerst in das Vernehmungszimmer von Herrn Pohmann. Der Bademeister schien es kaum zu bemerken, als ein paar Blitzlichtaufnahmen von ihm gemacht wurden.
„Der andere hebt bestimmt die Hände hoch, wenn er nur eine Kamera sieht“, prophezeite Kriminalassistent Specht.
Aber es kam völlig anders.
Als der angebliche Herr Müller den Fotografen bemerkte, schlug er auf seinem Stuhl die Beine übereinander, legte einen Arm lässig über die Lehne und lächelte wie ein Filmstar mitten in die Optik der Kamera. Später allerdings streckte er wieder die Beine aus, tat so, als hätte er plötzlich sein Gehör verloren und beantwortete alle Fragen nur wieder mit seinem Kunsthoniglächeln.
„Sie kennen Herrn Pohmann natürlich nicht?“
„Und Sie kennen auch keinen Professor Keller?“
„Von einem Einbruch bei ihm wissen Sie genausowenig?“
„Sie haben auch nicht an irgend jemanden insgesamt zehntausend Mark bezahlt?“
Der Vorrat an Feixen schien bei dem Mann mit den rötlichen Haaren und den abstehenden Ohren unerschöpflich zu sein.
„Sparen Sie sich jedes weitere Wort, Chef“, mahnte Assistent Specht. „Wir packen den feinen Herrn jetzt in einen unserer Funkwagen, bringen ihn zu uns in eine fabelhafte Einzelzelle, und morgen knalle ich ihm derartige Beweise um die Ohren, daß seine Schnürsenkel vor Schreck hin und her tanzen.“
Herr Müller, der gelegentlich auch Westernhagen hieß, feixte weiter.
„Bei Typen wie Ihnen kommt man fast auf die Idee, zu glauben, daß bei der Justiz die einzigen Irrtümer Freisprüche sind“, polterte Polizeimeister Kalender.
„Etwas möchte ich unserem Gast doch noch für einen guten Schlaf mit auf den Weg geben“, meinte der Kriminalkommissar. Er zündete sich eine neue kleine Zigarre an und ließ dabei den Häftling nicht aus den Augen.
Weil Reviervorsteher Nielsen sich inzwischen schon mit Herrn Pohmann beschäftigte, war die Tür hinter Herrn Roland dieses Mal offen geblieben, weshalb Herr Kubatz und Frau Bandel vom Korridor aus mithören konnten.
Der Kriminalkommissar paffte zwei kleine, weiße Rauchwolken in die Luft und stellte seelenruhig fest: „Sie haben zwei dumme Fehler gemacht, Sportsfreund.“
Jetzt zog der Kerl mit dem rötlichen Haar zumindest die linke Augenbraue hoch.
„Sie hätten den Leihwagen nicht selbst abholen und wieder zurückgeben dürfen“, meinte der Kriminalkommissar. Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück, faltete die Hände hinter seinem Kopf und blickte nachdenklich zur Decke. „Schon heute ist der junge Angestellte einer Autoverleihfirma aus München abgereist und wird Sie morgen identifizieren. Leider hat Ihnen diesmal weder Ihr falscher Name noch Ihr falscher Ausweis geholfen.“
Der Ganove klappte kurz seinen Mund auf und wieder zu wie ein Fisch, dem es an Luft fehlt.
„Zum zweiten“, meinte Kriminalkommissar Roland und schüttelte mißbilligend den Kopf. „Die Sache mit der Visitenkarte hätte Ihnen nun wirklich nicht passieren dürfen. Denn, was Sie vielleicht noch nicht wissen, wir haben sie auch gefunden und konnten deshalb alle Ihre Telefongespräche abhören. Unter anderem auch Ihre heutige Verabredung mit Herrn Pohmann.“ Dem Kriminalkommissar gelang es doch tatsächlich, sein Gesicht in traurige Dackelfalten zu legen. „Daß unsere Kölner Kollegen Ihre dortige Wohnung inzwischen geöffnet und durchsucht haben, wird Sie nicht verwundern.“
„Ich protestiere“, knurrte Herr Müller und war plötzlich wieder bitterböse.
„Man hat unter anderem alle Papiere gefunden, die von Pohmann bei Professor Keller geklaut worden sind, verschiedene Pässe auf verschiedene Namen, und in einem umfunktionierten Kühlschrank ein Funkgerät.“ Er putzte jetzt sorgfältig seine Brille. „Das ist vorläufig alles.“ Er blickte zu seinem Assistenten und fragte scheinheilig: „Oder hab’ ich irgend etwas vergessen.“
„Nicht daß ich wüßte“, antwortete Herr
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