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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Nummer vom Kurhaus, wo Sie ihn persönlich sofort erreichen?“
    „Darf ich um die Nummer vom Kurhaus bitten?“ sagte die tiefe Stimme freundlich.
    Kaum ein paar Minuten später wurde Mister Webster im Thermalbad aus dem sprudelnden Wasser geholt.
    Eine Art Krankenschwester kam angelaufen, bückte sich über den Rand des Beckens und sagte: „Ein Gespräch für Sie.“ Es war nicht schwer für sie gewesen, Mister Webster ausfindig zu machen. Außer ihm segelten an diesem Feiertagsmorgen nur noch zwei Damen mit bunt geblümten Badeanzügen um die Thermalquelle herum.
    Den einzigen Telefonapparat gab es am Eingang bei der Kasse.
    Mister Webster hatte sich noch im Gehen ein Badetuch umgebunden und nahm den Hörer auf, der neben der Liste mit den Badepreisen lag. „Webster“, meldete er sich. Er hörte einen Augenblick zu und meinte dann: „Besten Dank, auch Ihnen fröhliche Ostern, Harrison. Aber nur um mir das zu wünschen, rufen Sie mich nicht an, vermute ich.“
    „Ich kann Ihnen die erfreuliche Mitteilung machen, daß sich Ihr französischer Kollege überraschend schnell erholt hat“, verkündete Colonel Harrison durchs Telefon. „Was die Russen veranlaßt hat, die Kommission schon für morgen vormittag einzuberufen. Dürfen wir Sie heute abend noch erwarten, Sir?“
    „Wenn Sie mich sehen könnten, würden Sie das bezweifeln“, erwiderte Mister Webster.
    „Was bedeutet das, wenn ich mir die Frage erlauben darf?“
    „Das bedeutet, daß ich auf dem besten Weg bin, es meinem verehrten französischen Kollegen nachzumachen“, knurrte Mister Webster. „Ich stehe hier halbnackt, total durchnäßt, direkt an einer Tür, durch die es zieht wie Hechtsuppe, und um meine Füße herum bildet sich allmählich ein Doppelgänger des Michigansees. Jetzt hole ich mir meinerseits die Grippe und haue mich dann ins Bett, solange es mir Spaß macht. Dann soll die verdammte Kommission gefälligst einmal auf mich warten.“
    „Unter diesen Umständen bin ich daran interessiert, unser Gespräch schleunigst abzuschließen“, beeilte sich Colonel Harrison aus Berlin zu antworten. „Wann werden Sie also abreisen?“
    „Sagen wir in zwei Stunden“, murmelte Mister Webster. „Früher geht’s wirklich nicht.“
    „Wir werden Sie am Kontrollpunkt erwarten. Gute Fahrt, Sir.“
    „Hol Sie der Teufel, Harrison“, grollte Mister Webster und knallte den Hörer auf den Apparat.
    „Wohl kein erfreulicher Anruf?“ fragte die Kassiererin. Sie kicherte dabei österlich vergnügt und strickte weiter an einem kornblumenblauen Wollstrumpf.
    „Ich hab’ schon mehr gelacht“, erwiderte der Amerikaner. „Würden Sie vielleicht die Güte haben, das Hotel zum Kurfürsten anzurufen, während ich mich in Ihrem Thermalwasser wieder aufwärme? Mein Wagen soll mich abholen, und der Chefportier soll alles zur Abreise zusammentrommeln. Er weiß dann schon, was ich meine.“
    Und Herr Pelz zeigte sich der Aufgabe, die so plötzlich auf ihn zukam, gewachsen. „Du stellst sofort diese drollige Gießkanne in die Ecke“, befahl er dem Pagen Fridolin Paschulke. „Anschließend radelst du mit affenartiger Geschwindigkeit zum Fußballplatz und holst diesen jungen Indianerhäuptling hierher. Los, ich möchte nur noch deine Absätze sehen!“ Anschließend telefonierte der Chefportier mit dem Heimatmuseum und ließ einen gewissen Herrn Alfred Brosius an den Apparat rufen. „So ein kräftiger, junger Mann mit blonden Kraushaaren und in einer dunklen Livree, wenn Sie verstehen, was ich meine. Aber bitte, dalli, es brennt.“ Man stellte am anderen Ende der Leitung eine Frage. „Natürlich warte ich“, antwortete Herr Pelz und schüttelte den Kopf.
    Auf dem Fußballplatz des FC Bad Rittershude hatte Chefredakteur Kubatz inzwischen schon zum zweitenmal die Asche aus seiner Pfeife geschüttelt und stopfte sie sich nun zum dritten Male mit frischem Tabak voll. Er war mit seinem Bericht gerade fertig geworden und hatte auch alle Fragen beantwortet.
    „Die Pistole des Professors hat man auch gefunden?“ wollte Fritz Treutlein schließlich noch wissen. „Sie ist in einem Cellophanbeutel sofort zur Untersuchung ins Kriminaltechnische Institut gebracht worden“, erwiderte Herr Kubatz. „Einerseits wegen möglicher Fingerabdrücke —“
    und dann wird man ja auch feststellen, ob ihre Munition mit dem Einschuß in der Wohnung des Professors übereinstimmt“, ergänzte Hans Pigge.
    „Genauso ist es“, sagte der Chefredakteur. Dabei hatte er schon

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