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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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trompetete Herr Friedebold selbstsicher. Er lehnte sich jetzt zurück, und Fritz massierte sein Gesicht mit einem Rasierwasser, das den Duft von Maiglöckchen verbreitete. „Winnetou, Old Shatterhand und Sam Hawkins holen immer noch den müdesten Hund hinter dem Ofen vor. Ich rechne mit Sensationseinnahmen. Vier Vorstellungen sind bereits für Besucher ausgebucht, die mit Omnibussen und Sonderzügen kommen.“ Er ließ sich von dem Maiglöckchenwasser noch ein paar Tropfen auf seine Hände geben und rieb sie genußvoll ineinander. „Bedenken Sie im übrigen noch, was wir an Kostümen sparen. Ein Federschmuck, ein Lendenschurz, und damit hat sich’s. Der Rest ist nackte Haut. Für eine Theaterdirektion, die mit dem Pfennig rechnen muß, sind Indianer geradezu ein Idealfall.“
    Dabei war Herr Friedebold bereits aufgestanden. Fritz hatte diskret kassiert und höflich dankend das Trinkgeld in der Tasche seines weißen Mantels verschwinden lassen.
    „Na, wir sehen uns ja bei der Abendprobe wieder“, sagte Herr Friedebold dabei.
    „Gleich nach Ladenschluß“, bestätigte Fritz Treutlein.
    Die Glorreichen Sieben und mehr als hundert Jungen der beiden Schulen wirkten nämlich bei den Freilichtspielen als Statisten mit.
    „Heute probieren wir endlich den Überfall der Apachen auf die Wigwams der Sioux“, verkündete der Theaterdirektor. „Hoffentlich gibt es da keine blutigen Köpfe.“
    Als er bereits so halb auf der Straße war und dabei die Glocke über der Tür ihren Dreiklang hören ließ, drehte er sich noch einmal um.
    „Übrigens habe ich für die Rolle des Hawkins extra einen Komiker aus Hildesheim engagiert. Ein echtes Urvieh, kann ich Ihnen sagen. Sie liegen lang vor Lachen.“
    „Das sind alles Neuigkeiten, die unsere Bürger bestimmt gern in den Bad Rittershuder Nachrichten lesen würden“, entgegnete Herr Kubatz. „Ganz abgesehen davon, daß wir mit Nachrichten im Augenblick sowieso Saure-Gurken-Zeit haben. Abgesehen von einem zehn Meter langen Wal, der sich in die Ostsee verirrt hat, passiert rein gar nichts. Sie würden mir also einen ausgesprochenen Gefallen erweisen, wenn wir uns möglichst bald in Ruhe unterhalten könnten.“
    „Die Zeit“, klagte Herr Friedebold. „Ich hab’ einfach keine Zeit. Sie läuft mir durch die Finger. Aber ich lasse von mir hören.“ Er tippte an seine Baskenmütze. „Und jetzt auf Wiedersehn, die Herren, meine Schauspieler warten auf mich.“
    Als er zwei oder drei Minuten später am Karlsplatz der Straßenbahn nachlief und schließlich im letzten Augenblick gerade noch aufspringen konnte, da kletterte im Städtischen Hallenschwimmbad gerade ein gewisser Herr Müller aus dem Wasser und blickte sich um.
    „Die Duschen sind rechts gleich um die Ecke“, meinte Bademeister Pohmann, der ihn beobachtet hatte. „Ich zeige sie Ihnen.“ Er ging voraus und drehte die Hähne auf. „Lauwarm oder heiß?“
    „Erst mal kalt“, entschied Herr Müller.
    „Erst mal kalt“, wiederholte Bademeister Pohmann, drehte den einen Hahn wieder zu und grinste dabei. „Nicht daß Sie meinen, daß ich unsere Gäste immer so bedienen kann. Aber Sie sind heute der einzige Besucher.“
    „Weil es in diesem Jahr der erste sonnige Tag ist, vermutlich“, meinte Herr Müller. Er stellte sich unter die Dusche, schnaubte ein wenig und streckte dann die Arme in die Höhe. „Drüben das Thermalbad im Kurhaus ist mir einfach zu klein. Und dann darf man da nur ganz langsam schwimmen, und ein Sprungbrett gibt’s auch nicht.“
    „Es sind ja dort meistens auch nur ältere Menschen und Kranke“, stellte der Bademeister fest. „Wie kommen Sie überhaupt zu einer Thermalkur nach Bad Rittershude?“
    Herr Müller war nämlich höchstens fünfunddreißig Jahre alt, hatte schmale Hüften, breite Schultern und kein Gramm Fett zuviel unter der Haut. Sein Haar war rot, und seine Muskelpakete waren enorm. Kommt noch dazu, daß seine Ohren ziemlich weit abstanden.
    „Ich hatte mir das alles ein wenig anders vorgestellt“, erwiderte Herr Müller, der übrigens im Hotel zum Kurfürsten wohnte und somit einer der fünf Gäste war, von denen Chefportier Pelz noch vor einer Viertelstunde gesprochen hatte.
    „Natürlich wollte ich Thermalbäder. So was soll ja für alles mögliche gut sein, und ich hab’ vom vielen Tennisspielen mit meiner rechten Schulter zu tun. Aber hier rostet man ja ein. Wenn ich mich nicht jeden Tag wenigstens einmal austoben kann, geh’ ich die Wände hoch. Deswegen bin ich

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