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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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heute auch hier —“
    und schwimmen Ihre fünfzig Bahnen herunter als sei s ein Pappenstiel“, ergänzte Bademeister Pohmann. „Hut ab, Sie sind ganz schön in Form!“
    „Sie können sich auch nicht beklagen“, gab Herr Müller das Kompliment zurück.
    „Bei mir gehört’s zum Beruf“, erwiderte Herr Pohmann und fügte noch hinzu: „Aber jetzt kriegen Sie langsam ‘ne Gänsehaut.“
    „Stimmt“, sagte Herr Müller lachend und drehte den Hahn für das warme Wasser auf bis es dampfte.
    Ein paar Minuten später, als er sich abtrocknete, fragte ihn der Bademeister, wie lange er sich denn schon in Bad Rittershude aufhalten würde.
    „Gerade gestern angekommen“, antwortete Herr Müller. „Und ich hab’ für drei Wochen gebucht.“ Er holte sein Hemd aus dem schmalen Garderobenschrank. „Wie ich das aushalten soll, ist mir ein Rätsel.“ Und bei diesen Worten kam ihm ganz offensichtlich eine Idee. „Sagen Sie mal“, fragte er wie aus heiterem Himmel, „sind Sie ganz allein nur aufs Schwimmen spezialisiert?“
    „Natürlich bin ich besonders als Bademeister ausgebildet“, antwortete Herr Pohmann. „Aber davor hab’ ich so ziemlich alle Sportarten bis zum Trainerdiplom durchgemacht. Und dann hat man mir auch noch das Massieren beigebracht.“
    „Was Sie nicht sagen“, staunte Herr Müller.
    „Mit Massieren verdiene ich mir heute noch regelmäßig mein Taschengeld“, bemerkte Herr Pohmann lächelnd. „Zum Beispiel läßt sich Herr Hugendubel von der Schokoladenfabrik zweimal in der Woche von mir durchkneten oder Rechtsanwalt Doktor Semmelroth und Herr Lohmeier, dem hier ziemlich alle Taxi gehören. Na ja, so fünf oder sechs im ganzen. Und am Wochenende trainiere ich die Jugendmannschaft von unserem Fußballclub.“
    „Sie sind mein Mann“, rief Herr Müller begeistert. Er balancierte gerade auf einem Bein, um in seine kaffeebraune Cordhose zu klettern. „Was halten Sie davon, wenn wir täglich zusammen eine Stunde durch den Wald traben? Allein tut man so was doch nicht, und ich würde Sie gut bezahlen. Sagen wir, sogar sehr gut.“
    „Darüber kann man reden“, meinte Herr Pohmann.
    In diesem Augenblick hätte der Bademeister bestimmt Stein und Bein darauf geschworen, daß Herr Müller den Einfall zu seinem großzügigen Vorschlag genau in dieser Sekunde hatte, als er mit dem linken Bein in seine Hose schlüpfte. Aber leider stimmte das nicht.
    Vielmehr gehörte dieses scheinbar überraschende Angebot zu einem ganz genau überlegten Plan und der Besuch des muskulösen Herrn mit den roten Haaren und den abstehenden Ohren im Städtischen Hallenschwimmbad war keinesfalls so zufällig gewesen, wie es den Anschein hatte.
    Überhaupt war der ganze Aufenthalt dieses Herrn Müller in Bad Rittershude von langer Hand vorbereitet, wie man so sagt, wozu auch seine Einquartierung im Hotel zum Kurfürsten gehörte.
    Aber von all dem hatte Bademeister Pohmann vorerst nicht die blässeste Ahnung.

Eine Sensation wird perfekt

    Die Freilichtbühne lag nicht weit hinter der Endstation der Straßenbahnlinie 6, dicht am Stadtgraben und in den ersten Hügeln des Zobelbergs.
    Hier gab es mitten im Wald eine fast kreisrunde und ziemlich große Lichtung, die zur Hälfte eine flache Wiese war und dann allmählich anstieg, bis steile Felsen und dichter Baumwuchs sie begrenzten.
    „Geradezu wie für ein Theater im Freien geschaffen“, stellte der Städtische Kunstverein eines Tages fest. Aber es dauerte noch fast drei Jahre, bis der Gemeinderat tatsächlich den Entschluß faßte, die Naturbühne auszubauen und in das Wiesengelände mehr als zweihundert Bankreihen zu zementieren.
    Seitdem fanden hier in der Zeit um Ostern alljährlich die Bad Rittershuder Waldfestspiele statt. Und es erwies sich ziemlich schnell, daß man mitten in eine Marktlücke gestoßen war. Denn offensichtlich langweilte sich eine ganze Menge Menschen während der vielen Feiertage. Das übliche Eiersuchen war meistens schon kurz nach dem Sonntagsfrühstück erledigt, und danach stellte sich in vielen Familien die Frage, wie man die Langeweile totschlagen könnte. So gab es dann in der Stadt und in der näheren Umgebung bereits für die ersten Vorstellungen genügend Besucher, die sich lediglich die Zeit um die Ohren schlagen wollten. Aber auch Neugierige kamen und ein kleinerer Teil von Unentwegten, die sich einen Kunstgenuß erhofften.
    Und irgendwie fanden alle ihren Spaß an der Sache.
    Man saß in der frischen Luft, konnte zwischendurch

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