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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Fritz Treutlein ein wenig ratlos. „Die Leute in Bad Rittershude, die sind eigentlich nur nett und verhältnismäßig ehrlich —“
    „Alles passiert eines Tages zum erstenmal“, erwiderte der Kriminalkommissar. „Und irgendwann erwischst du einmal einen deiner netten, verhältnismäßig ehrlichen Freunde dabei, wie er gerade einer Fliege die Beine ausreißt. Du hättest das nie für möglich gehalten, aber er macht es. Man sieht es den Menschen nicht an der Nasenspitze an, wozu sie unter Umständen fähig sind. Leider wirst du noch deine blauen Wunder erleben.“
    Gleichzeitig klingelte jetzt das Telefon, und auch Herr Specht kam zusammen mit Frau Bandel über die Treppe in den Wohnraum zurück.
    „Und?“ fragte Kriminalkommissar Roland.
    „Nichts fehlt, alles ist da“, berichtete die Besitzerin der Milchbar. „Kann ich jetzt endlich im Laboratorium die weißen Mäuse und die Meerschweinchen versorgen?“
    Kriminalkommissar Roland hatte inzwischen den Hörer abgenommen. „Wer spricht dort, bitte?“ Und eine Weile später sagte er: „Ich verstehe, eine Verabredung mit Herrn Professor Keller —“
    „Das kann ich Ihnen vielleicht erklären“, mischte sich Frau Bandel ein.
    „Einen Augenblick“, sagte der Kriminalkommissar ins Telefon und hielt jetzt seine Hand über das Hörermikrophon. „Ein Doktor Baerwald und ein zweiter Herr warten im Hotel zum Kurfürsten —“
    „Das müssen die beiden Kollegen sein, von denen mir Professor Keller am Telefon erzählt hat“, erklärte die Besitzerin der Milchbar. „Deshalb hat er ja seine Reise zu dem Pokalspiel abgesagt, weil er mit irgendeiner Arbeit fertig sein wollte, wenn diese Herren am Montag nachmittag kommen —“
    „Ja, wenn Sie sich bitte noch ein wenig gedulden wollen“, sagte Herr Roland ins Telefon. „Der Professor hat sich verspätet —“
    „Ich dachte schon, er ist es selbst, als das Telefon geläutet hat“, sagte Frau Bandel leise. „Immer, wenn ich eine Tür höre, glaube ich, er kommt herein und lacht uns aus, weil wir uns Sorgen machen. Das wäre doch möglich, oder nicht?“
    „Ich weiß nicht“, erwiderte der Kriminalkommissar zögernd. „Kein Kleidungsstück fehlt und kein Koffer, unter der Nachttischlampe, die noch gebrannt hat, liegt ein aufgeschlagenes Buch, und vom Schreibtisch sind alle Aufzeichnungen verschwunden.“ Der Kriminalkommissar hatte inzwischen seinen Hut genommen. „Schließlich erinnere ich ungern an den Einschuß in der Wand.“
    „Und was vermuten Sie?“ fragte Frau Bandel zaghaft.
    „Für Vermutungen ist es noch zu früh.“
    „Vielleicht eine Entführung“, meinte die Besitzerin der Milchbar. „Man liest so viel von Entführungen heutzutage.“
    „Aber der Professor hätte sich bestimmt gewehrt“, wagte Fritz Treutlein einzuwerfen. „Mit seiner Pistole war er ja nicht wehrlos. Man hätte ihn überwältigen müssen, und ein Kampf hätte bestimmt Spuren hinterlassen —“
    „Du siehst wohl viel Kriminalfilme?“ schmunzelte der Kriminalkommissar. Er wandte sich wieder Frau Bandel zu: „Wann genau am Sonntagmorgen wollte der Professor ursprünglich nach München mitfahren?“
    „Mit dem Sonderzug um sechs Uhr achtunddreißig.“
    „Und er hat in der Nacht davor abgesagt?“
    „Ja, Sonntag nacht so um zweiundzwanzig Uhr.“
    „Der Zug ist pünktlich abgefahren?“
    „Auf die Minute genau.“
    Der Kriminalkommissar überlegte eine Weile, dann fragte er seinen Assistenten: „Und weder drinnen noch draußen Fußspuren? Auch keine Eindrücke oder etwas Ähnliches auf dem Rasen?“
    „Im Haus überhaupt nichts“, antwortete Herr Specht mit seiner Fistelstimme.
    „Und draußen wäre sowieso nichts mehr übriggeblieben“, meinte Polizeimeister Kalender. „Es hat am Sonntag von morgens bis zum Nachmittag wie aus Kübeln geschüttet. Das hab’ ich schon festgestellt. Wer immer es war, und wenn es auch mehrere waren, jedenfalls haben sie Glück gehabt —“
    „Bis auf die Tatsache, daß sie geglaubt haben, der Professor säße im Zug nach München“, bemerkte der Kriminalkommissar. „Aber er war im Haus und hat sie überrascht. Dafür spricht jedenfalls die Nachttischlampe, die noch gebrannt hat. Demnach müßte der Einbruch sehr früh morgens passiert sein.“
    „Oder die Täter haben überhaupt nichts gewußt, und es war ihnen ganz egal, ob der Gelehrte im Haus sei oder nicht“, überlegte Herr Specht weiter. „Dann könnte die Tat auch schon in der Nacht erfolgt sein

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