Der Sohn des Haeuptlings
Sonnenenergie.“
„Am Ergebnis dieser Forschung dürften also durchaus auch andere Länder interessiert sein?“ äußerte sich jetzt Chefredakteur Kubatz. „Oder zumindest die verschiedenen Industrien. Was bedeutet, daß Spionage irgendwelcher Art nicht auszuschließen wäre —“
„Könnte im direktesten Sinne Professor Keller mit seinem Wissen und durch seine Forschungsergebnisse so etwas wie ein Geheimnisträger gewesen sein?“ ergänzte Kriminalkommissar Roland die Frage.
„Aber ganz unbedingt“, antworteten die beiden Wissenschaftler fast gleichzeitig.
„Wir haben ja deshalb einen regelrechten Kurierdienst unterhalten“, gab Doktor Pellnitz zu. „Wir standen ständig in telefonischem Kontakt, und seine jeweils neuesten Unterlagen sind laufend bei ihm abgeholt worden und kamen in unserem Institut sofort unter sicheren Verschluß.“
„Das ist allerdings neu für mich und sehr interessant“, meinte der Kriminalkommissar. „Also deshalb hat man es bei dem Einbruch ganz allein auf die Papiere und Aufzeichnungen Ihres Kollegen abgesehen.“ Er tupfte sich mit einer Serviette über die Lippen. „Sonst ist überhaupt nichts angerührt worden.“
„Und hier in der Stadt hielt man den Professor mehr oder weniger nur für eine schrullige Person“, bemerkte der Chefredakteur. „Liebenswert, gescheit, aber doch auch ein wenig verrückt.“
„Was ich nach Ihren Erklärungen jetzt nicht mehr ganz begreife“, sagte der Kriminalkommissar eine Weile später. „Wozu braucht er dieses Laboratorium mit den weißen Mäusen und Meerschweinchen —“
„Das ist ein weites Feld“, lachte Doktor Baerwald. „Aber vielleicht hilft es Ihnen, wenn ich daran erinnere, was uns zum Beispiel allein die Raketenforschung an sogenannten Abfall- und Nebenprodukten geschenkt hat. Neben dem zentralen Forschungsschwerpunkt von Professor Keller ergeben sich ganz unbeabsichtigt völlig andere und zusätzliche Auswirkungen. Wie bei einem Baum verliert sich eine Vielzahl von Ästen —“
„Besten Dank“, unterbrach Kriminalkommissar Roland den dozierenden Wissenschaftler. „Die Spargel waren übrigens ganz ausgezeichnet.“
Als er sich von den beiden Herren verabschiedet hatte, mit dem Gästebuch das Hotel zum Kurfürsten verließ und zusammen mit dem Chefredakteur der Bad Rittershuder Nachrichten zur Haselnußstraße zurückfuhr, lief ihm sein Assistent schon über den Gartenweg entgegen.
„Sie haben im Teppich auf der letzten Treppenstufe Glassplitter von einer Brille gefunden“, verkündete die aufgeregte Fistelstimme.
„Also doch“, bemerkte der Kriminalkommissar und steckte sich wieder einmal eine seiner kleinen Zigarren an. „Sonst noch was? Es sieht nicht so aus, als ob das alles wäre.“
„Wir arbeiten schon zu lange zusammen“, grinste der Mann in den zerbeulten Hosen.
Sie hatten inzwischen durch den halbdunklen Korridor den Wohnraum erreicht.
„Was machen Sie denn noch hier?“ fragte Herr Roland verwundert, als er Frau Erika Bandel in einem Sessel entdeckte.
„Und was hast du noch da zu suchen?“ fragte er gleich darauf den Frisörlehrling Fritz Treutlein.
„Niemand hat mir gesagt, daß ich gehen darf“, verteidigte sich Fritz. In Wirklichkeit war er geblieben, um den Glorreichen Sieben am Abend möglichst gründlich berichten zu können.
„An dieser Stelle hat man versucht, den Teppich zu reinigen“, bemerkte ein Beamter der Spurensicherung. „Dicht unterhalb der letzten Stufe, auf der wir die Glassplitter entdeckt haben.“
„Könnte es sich um beseitigte Blutspuren handeln?“, fragte der Kriminalkommissar.
„Jedenfalls ist es nicht auszuschließen“, antwortete der Beamte. „Wir müssen die Untersuchung im Kriminaltechnischen Institut abwarten.“
Die Männer der Spurensicherung packten ihre Geräte wieder in die mitgebrachten Koffer, und Polizeimeister Kalender saß immer noch auf dem Fensterbrett. Kriminalkommissar Roland hatte sich auf den oberen Stufen der Treppe niedergelassen, rauchte weiter an seiner kleinen Zigarre und blickte nachdenklich zwischen den kleinen weißen Rauchwolken hindurch in den Wohnraum hinunter. Herr Specht lehnte an der Wand, hatte die Hand in der Tasche und beobachtete seine Schuhspitzen.
„Ist das Ihre Methode, ein Verbrechen aufzuklären?“ fragte Frau Erika Bandel nach einer ganzen Weile in die Stille. „Vielleicht ist der Professor ermordet worden. Worauf warten Sie noch?“
Mister Webster hat plötzlich Schulferien
Als der
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