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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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    „Stimmt“, gab der Kriminalkommissar zu. „Obgleich dann das Risiko, von den Bewohnern der umliegenden Häuser gehört oder entdeckt zu werden, erheblich gewesen wäre.“ Er paffte wieder ein paar kleine weiße Rauchwolken vor sich hin. „Wie dem auch sei, jedenfalls will ich über alle umliegenden Grundstücke Bescheid wissen.“
    „Gleich gegenüber das Reihenhaus gehört zur einen Hälfte Herrn Pohmann und zur anderen einer Familie Knöppke. Über der Straße sind die Bemmelmanns, und drüben hat Doktor Semmelroth gleichzeitig Wohnung und Praxis“, erklärte Frau Bandel. „Ein Bademeister, ein Hausmeister im Gymnasium, ein Zigarrenladenbesitzer und ein Rechtsanwalt.“
    „Das hört sich ja ungeheuer friedlich an“, meinte Herr Roland. „Trotzdem nehmen wir einen nach dem anderen unter die Lupe.“
    „Eine Arbeit, die Sie sich sparen könnten“, meinte Frau Bandel. „Die waren nämlich auch alle mit im Olympiastadion.“
    „Es geht ja nicht nur um Samstag nacht oder um den gestrigen Sonntag“, erwiderte der Kriminalkommissar geduldig. „Vielleicht hat irgend jemand schon einmal früher irgendwelche merkwürdigen Beobachtungen gemacht oder was weiß ich.“ Er setzte sich jetzt seinen schicken dunklen Hut auf. „Und jetzt, Frau Bandel, lassen Sie sich nicht mehr von Ihren weißen Mäusen und Meerschweinchen abhalten, sonst krieg’ ich’s noch mit dem Tierschutzverein zu tun. Was mich betrifft, so verfüge ich mich jetzt ins Hotel zum Kurfürsten.“
    An der Tür blieb er wieder stehen.
    „Das mit den Nachbarn war kein Witz“, sagte er zu seinem Assistenten. „Besorgen Sie einen Lageplan der Häuser und Grundstücke hier in der Gegend. Und lassen Sie sich von Polizeimeister Kalender erzählen, wer hier so alles wohnt und was er über die Leute weiß. Bis nachher.“ Zu den Spurensuchern rief er noch: „Werdet nicht müde, Freunde, jeder Zentimeter ist wichtig.“
    Als er durch den Korridor zur geöffneten Haustür kam, lehnte dort mit einer Pfeife im Mund ein Mann.
    „Guten Tag, Herr Kommissar“, sagte der Mann. „Mein Name ist Kubatz, und ich bin der Chefredakteur der Bad Rittershuder Nachrichten .“
    „Sie haben mir gerade noch gefehlt“, knurrte Herr Roland und ging an dem anderen vorbei aus dem Haus.
    „Ich habe schon eine ganze Weile mitgehört“, meinte der Pressemann. Er lief dabei wie ein Hund hinter dem Kommissar her.
    „Wieso hat man Sie überhaupt hier reingelassen? Wir haben doch zwei Posten aufgestellt.“
    „Ach, wissen Sie, in einer so kleinen Stadt kennt man sich“, erwiderte Herr Kubatz. „Übrigens würde ich Sie gern in den Kurfürsten begleiten.“
    Die beiden waren jetzt fast schon an der Gartentür. „Ich wüßte nicht, wozu“, meinte der Kriminalkommissar. „Können Sie mir einen Grund nennen?“
    „Ich kenne die Stadt und ihre Menschen wie meine Hosentasche“, erwiderte der Chefredakteur. „Außerdem würde ich in meiner Zeitung vorerst nur schreiben, was in
    Ihre Untersuchung paßt. Notfalls könnte ich auch ganz den Schnabel halten.“
    „Schön, kommen Sie mit“, knurrte Kriminalkommissar Roland. „Und zeigen Sie uns mit Ihrem Wagen den kürzesten Weg.“ Ein Fahrer war bereits aus seinem Polizeimercedes geklettert und machte für den Kommissar die Wagentüre auf.
    „Wieso steigen Sie nicht gleich bei mir ein?“, fragte Herr Kubatz.
    „Da haben Sie auch wieder recht“, antwortete Kriminalkommissar Roland, bedankte sich bei seinem Chauffeur und setzte sich neben den Chefredakteur in dessen knallrotes Cabrio, was bei seiner Länge ein kleines Kunststück war.
    Als es am Karlsplatz in die Kurve und dann über die Kreuzung ging, fragte Kommissar Roland: „Läßt sich dieser Wagen nur als Rakete verwenden, oder kann er auch im üblichen Tempo fahren?“
    „Entschuldigung“, lachte Herr Kubatz, gab kurz Zwischengas, damit der Motor aufheulte und schaltete dann auf den dritten Gang zurück. „Schnelles Fahren ist bei Presseleuten leider eine Berufskrankheit.“
    „Dieses Hotel zum Kurfürsten ist das einzige Hotel in der Stadt?“ fragte Herr Roland ein paar hundert Meter weiter. „Ich meine, wenn Fremde kommen, wo wohnen sie?“
    „Wer nur wegen der Thermalquelle kommt, zieht gleich ins Kurhaus“, entgegnete Herr Kubatz. „Die übrigen Besucher müssen mehr oder weniger in den Kurfürsten. Neben ihm gibt es nur noch ein paar kleine Pensionen.“
    Kriminalkommissar Roland blieb eine ganze Weile stumm.
    Erst kurz vor dem

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