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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Rathausplatz wollte er noch wissen: „Und ganz Bad Rittershude war an diesem Sonntag tatsächlich ausgeflogen?“
    „Leer wie eine Goldgräberstadt“, versicherte der Chefredakteur.
    „Eine einmalige Gelegenheit für einen Täter“, meinte Herr Roland. „Geradezu ideal. Fragt sich nur, ob es Zufall war, oder ob das zu einem festen Plan gehört hat?“
    Hinter dem Rathausplatz wurde Herr Kubatz immer langsamer. Am Kurfürsten parkte er seinen roten Flitzer direkt vor dem Haupteingang und zur Hälfte auf dem Gehsteig. „Ganz schön, wie Sie mit den Verkehrsregeln umgehen“, meinte der Kriminalkommissar beim Aussteigen.
    „In einer so kleinen Stadt -“, wiederholte der Chefredakteur und klopfte seine Pfeife aus.
    Die beiden wartenden Herren in der Hotelhalle konnten sich als ziemlich hohe Tiere eines bedeutenden Forschungsinstituts ausweisen.
    „Doktor Baerwald“, stellte sich der eine vor.
    „Doktor Pellnitz“, der andere.
    „Ich wollte Ihnen nicht gleich am Telefon mit der Tür ins Haus fallen“, entschuldigte sich Kriminalkommissar Roland, nachdem er die Herren von dem Einbruch in der Haselnußstraße und vom vorläufigen Verschwinden des Professors unterrichtet hatte. „Es tut mir natürlich leid, daß Sie Ihre weite Reise vergeblich gemacht haben.“
    „Das Wichtigste ist im Augenblick, daß sich die Abwesenheit unseres verehrten Kollegen schon bald möglichst harmlos aufklärt“, meinte Doktor Baerwald, der ältere der beiden Wissenschaftler, schließlich.
    Eine Viertelstunde später saßen die Herren im Speisesaal des Kurfürsten bei einem etwas verspäteten Mittagessen. „Könnten Sie sich vorstellen, daß er Ihren Besuch ganz einfach vergessen hat?“ fragte der Kriminalkommissar, als der Kellner mit den Speisekarten und der Bestellung kurz danach den Tisch verließ.
    „Das halte ich nach der kurzfristigen telefonischen Anmeldung für ganz ausgeschlossen“, erwiderte Doktor Baerwald. „Wir arbeiten mit Professor Keller schon seit mehreren Jahren zusammen. Seine fast pedantische Zuverlässigkeit hat uns neben seinen außerordentlichen wissenschaftlichen Leistungen immer wieder erstaunen lassen. Und gerade jetzt, wo er mit seiner Erfindung aus dem Stadium des Experimentierens heraus war —“
    „Er wollte uns heute mit seinen neuesten Ergebnissen bekannt machen“, warf Doktor Pellnitz ein.
    „Für mich sind das die ersten Spargel in diesem Jahr“, erklärte Kriminalkommissar Roland ein paar Minuten später, als das Essen serviert wurde. Anschließend winkte er den Pagen Fridolin Paschulke zu sich und bat den Hotelportier um seinen Besuch.
    „Sie wünschen, mein Herr?“ fragte Herr Pelz zwei Minuten später mit einer leichten Verbeugung.
    „Ich werde Ihr Gästebuch für einen Tag mitnehmen“, meinte Herr Roland mit einem freundlichen Lächeln. „Bitte halten Sie es bereit, wenn ich nachher vorbeikomme. Sie tragen doch alle Besucher ein mit Adresse, Geburtsdatum und so weiter?“
    „Selbstverständlich“, antwortete der Chefportier perplex. „Aber darf ich fragen —“
    „Natürlich dürfen Sie“, unterbrach ihn Herr Roland. „Kriminalpolizei. Meine Marke zeige ich Ihnen gern, wenn ich mit den Spargeln fertig bin —“
    „Darum muß ich dann allerdings bitten“, sagte Herr Pelz eingeschnappt.
    „Jetzt lassen Sie nicht gleich den Rolladen runter“, meinte Kriminalkommissar Roland versöhnlich. „So was passiert nun mal, und bestimmt sind Sie mir behilflich, wenn ich über irgendeinen Gast eine nähere Auskunft brauche.“
    „Wie Sie belieben“, erklärte der Hotel portier ein bißchen weniger frostig. „Ich erwarte Sie dann.“
    „Um welche Art von Forschung handelt es sich überhaupt?“ fragte Herr Roland seine Tischnachbarn, als der Portier in seiner grünen Livree wieder verschwunden war.
    „Das ist gar nicht so einfach zu erklären“, überlegte Doktor Baerwald. „Hauptsächlich geht es um Nutzung von Meereswellen für Energie bis zur Stromversorgung.“
    Da er die erstaunten Gesichter von Kriminalkommissar Roland und Herrn Kubatz sah, schmunzelte er. „Das hört sich im ersten Augenblick unglaublich an, wird aber in spätestens zwanzig Jahren schon eine Selbstverständlichkeit sein —“
    „Ein Entwicklungsgebiet von allergrößter Wichtigkeit“, ergänzte Doktor Pellnitz seinen Kollegen. „Vor allem im Hinblick auf die ständig wechselnde Situation bei den erdölproduzierenden Ländern in der Zukunft möglicherweise so bedeutend wie Kernkraft- oder

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