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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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natürlich noch nicht die Marke der Waffe sagen“, meinte der Beamte. „Aber jedenfalls ist es nur ein kleines Kaliber.“
    „Und der Einschuß ist nicht schon ein paar Jahre alt ?« fragte Kommissar Roland. „Wäre ja möglich.“
    „Garantiert nicht“, erwiderte Herr Specht mit seiner Fistelstimme. „Das Geschoß ist nagelneu, sieht man auf den ersten Blick.“
    „Und rund um den Einschuß ist die Tapete genauso frisch wie der Staub und das aufgerissene Mauerwerk“, ergänzte einer der Spurensicherer, der inzwischen anstelle des Kriminalassistenten auf die Leiter geklettert war.
    Kurz darauf brachte ein Funkstreifenwagen Frau Erika Bandel und den Frisörlehrling Fritz Treutlein.
    „Sie sind leider die einzigen Zeugen“, entschuldigte sich Kommissar Roland höflich und sprang elastisch aus seinem Sessel.
    „Ich hab’ in meiner Milchbar an die Tür geschrieben, daß ich in einer Stunde zurück sei.“
    „Länger werden wir bestimmt nicht brauchen“, meinte der Kommissar unternehmungslustig. Er legte seine Hände flach aneinander und knackte mit den Fingern. „Sie sind also Frau Bandel, und das ist Herr Fritz Treutlein. Ausgezeichnet. Fangen wir gleich einmal mit der dämlichsten Frage an, die aber immer wieder gestellt werden muß: Hatte der Professor Feinde?“ Er nahm einen Zug aus seiner kleinen Zigarre und machte eine einladende Handbewegung: „Bitte setzen Sie sich doch.“
    „Der Professor Feinde?“ fragte Frau Bandel, während sie sich in einen Sessel fallen ließ. „Nicht, daß ich wüßte.“
    Polizeimeister Kalender hatte inzwischen den Frisörlehrling neben sich auf die Fensterbank gewinkt.
    „Hatte Herr Professor Keller eine Pistole?“ wollte der Kommissar jetzt wissen. Er befaßte sich vorerst nur mit der Besitzerin der Milchbar.
    „Ja, und zwar in seiner Nachttischschublade“, erwiderte Frau Bandel. „Beim Saubermachen hab’ ich sie ja oft genug gesehen. Und ich hab’ ihn auch früher einmal gefragt, weshalb er so ein Schießeisen im Haus hätte.“
    „Was sagte er da?“
    „Die Zeiten seien unsicher geworden“, erinnerte sich Frau Bandel. „Er habe zwar vom Schießen keine Ahnung, aber vielleicht würde es im Notfall schon reichen, wenn man so ein Ding zeigt oder damit in die Luft knallt.“
    „Halten Sie es für möglich, daß der alte Herr wie aus heiterem Himmel eine Reise angetreten hat?“
    „Möglich wäre es schon, und es würde auch nicht das erste Mal sein“, meinte Frau Bandel. „Was mich allerdings stutzig macht —“
    „Was macht Sie stutzig?“
    „Daß seine Sachen noch so über dem Sessel liegen, als habe er sich gerade erst schlafen gelegt. Und kein Koffer fehlt, nicht mal eine Reisetasche oder seine Ledermappe.“
    „Da sind Sie ganz sicher?“ fragte Kommissar Roland. Er saß wieder weit zurückgelehnt, die Beine übereinandergeschlagen und schwang in langsamem Rhythmus den Fuß auf und ab.
    „Ich habe mich genau umgeschaut“, meinte Frau Bändel. „Aber ich kann es ja noch einmal tun.“
    „Ja, bitte, tun Sie es noch einmal, Frau Bandel, das wäre sehr freundlich. Es ist sehr wichtig, daß wir genau Bescheid wissen. Kontrollieren Sie auch, ob ein Anzug fehlt, ein Mantel, ein Hut oder ein Regenschirm, wenn das möglich ist. Mein Assistent begleitet Sie.“
    „Bitte, Frau Bandel“, sagte Herr Specht und verschwand mit Frau Bandel über der Treppe.
    „Nun zu dir, mein Sohn“, meinte der Kriminalkommissar und drehte sich jetzt in die Richtung von Fritz Treutlein. „Du warst ja immerhin der erste Zeuge am Tatort.“
    Fritz mußte jetzt alles haargenau erzählen, vom Augenblick an, wo er zu Hause losgeradelt war bis zu seinem Zusammentreffen mit Frau Bandel und dem Auftauchen des ersten Streifenwagens.
    „Meine Stimme ist heute leider nicht ganz in Form“, entschuldigte sich der Frisörlehrling zwischendurch. „Wir haben uns gestern im Olympiastadion heiser gebrüllt.“
    „Verständlich“, schmunzelte der Kriminalkommissar. „Du kannst getrost nur flüstern, mein Gehör ist noch in Ordnung.“
    Schließlich mischte sich Polizeimeister Kalender ein und erzählte, daß der Vater des Jungen ein Frisörgeschäft hätte, in dem Fritz seine Lehre hinter sich brächte.
    „Du hast ja dem Professor öfter die Haare geschnitten“, meinte Herr Roland schließlich und zupfte seine Krawatte zurecht . „So ein klein wenig kanntest du ihn also. Hast du irgendeine Ahnung, wer hier eingebrochen ist?“
    „So was ist hier noch nie passiert“, meinte

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