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Der Sohn des Haeuptlings

Der Sohn des Haeuptlings

Titel: Der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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privaten Schwierigkeiten kam dann noch, daß ihm wohl auch das Geld ausgegangen ist. Schön, ich hab’ gewartet, und dann hab’ ich gemahnt. Ich muß ja auch Löhne bezahlen und das Material. Schließlich ist mir nichts anderes übriggeblieben als das Gericht und ein Zahlungsbefehl. Und da hat er plötzlich Geld aufgetrieben. In der Woche vor dem Pokalspiel hat er fünftausend abgestottert, und hinterher ist er mir noch einmal mit fünftausend über den Tisch gekommen. Der größte Batzen steht allerdings noch aus. Bis nach Ostern würde ich weiter stillhalten, hab’ ich ihm versprochen. Aber dann ist das nicht mehr mein Bier, dann spricht nur noch der Gerichtsvollzieher. Was bleibt mir anderes übrig?“ Er hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. „Wenn Sie mich fragen, pfeift dieser Pohmann aus dem letzten Loch, und vielleicht verhandeln Sie mit ihm, bevor sein Haus unter den Hammer kommt. Es ist anständig gebaut und gediegen —“
    „Zweimal fünftausend Mark, sagen Sie?“ fragte Kriminalkommissar Roland plötzlich in einem ganz anderen Ton. „Wann genau hat er die beiden Summen bezahlt?“
    „Jetzt hören Sie mal gut zu“, entrüstete sich Herr Doldinger. „Das klingt ja plötzlich wie ein Verhör.“
    „Ist es auch“, stellte der Kriminalkommissar trocken fest. Er steckte seine rechte Hand in die Jackentasche, holte seine Erkennungsmarke heraus und steckte sie wieder ein. Die Bewegung war glatt, schnell und wie zur zweiten Natur geworden. Herr Doldinger konnte sich vorstellen, wie dieser Mann tagaus, tagein sagte: „Polizei“ und gleichzeitig diese Bewegung machte.
    „Sie können einem aber ganz schön die Würmer aus der Nase ziehen“, meinte der Bauunternehmer mit den dünnen Haaren über der Glatze.
    „Wann genau hat Ihnen Herr Pohmann fünftausend Mark überwiesen?“ fragte Kriminalkommissar Roland zum zweitenmal. „Sie werden doch den Bankauszug oder die Überweisung haben und das Datum feststellen können?“
    „Er hat mir das Geld bar bezahlt“, erwiderte der Bauunternehmer.
    „Aha“, sagte Kriminalkommissar Roland. „Das war ja eigentlich zu erwarten.“

    Sein Assistent, der kräftige und sportliche Herr Specht, war mittlerweile mit einem Streifenwagen auf der Autobahn an die Isar unterwegs. Seit vier Tagen hatte er alle größeren Münchner Autoverleihfirmen der Reihe nach abtelefoniert. Zwei Beamte der bayerischen Fahndung hatten ihm dabei geholfen. Alle drei stellten immer dieselben Fragen und bekamen auch immer ziemlich genau dieselben Antworten.
    „Übernommen vermutlich am Samstag abend vor acht Tagen und zurückgebracht am darauffolgenden Sonntag vormittag. Wagentyp und Kennzeichen unbekannt. Das einzige, was wir wissen ist, daß in dieser Nacht und am nächsten Vormittag mit dem Fahrzeug mindestens neunhundert Kilometer zurückgelegt worden sind.“
    „War es ein großer Wagen oder Mittelklasse?
    „Keine Ahnung.“
    „Dann können wir Ihnen leider nicht helfen.“
    „Aber die gefahrene Strecke ist doch für die kurze Zeit ungewöhnlich, das müßte Ihnen doch aufgefallen sein?“
    „So ungewöhnlich ist das nun auch wieder nicht. Es gibt Typen, die sind autoverrückt und mieten ein Auto, nur um ein paar hundert Kilometer herunterzufressen.“
    Aber endlich, endlich hatten die drei Beamten doch noch Glück.
    „Ausdauer bringt Rosen“, frohlockte Kriminalassistent Specht.
    „Ja, das ist mir aufgefallen“, erinnerte sich ein gewitzter, junger Angestellter in einer der größten Autoverleihfirmen im Zentrum Münchens. „Reiner Zufall“, sagte er am Telefon. „Es war ausgemacht, daß der Wagen pünktlich um zwölf Uhr zurück ist. Ich hab’ wie auf Kohlen gesessen und auf ihn gewartet. Genau um zwölf war nämlich mein Sonntagsdienst vorbei, und ich wollte mir den Wagen unter den Nagel reißen. Das Wetter war zum Verlieben schön, und ich wollte raus an den Starnberger See. Aber der Bursche kam und kam nicht. Ich fing allmählich an zu kochen. Kurz vor zwei fährt er endlich in den Hof, ein grauer VW-Golf. Der Mann entschuldigte sich, zahlte und hatte es sehr eilig. Hoppla, dachte ich, der Kerl ist ja ganz hübsch durch die Landschaft gekurvt. Wenn’s viel war, hatte er noch einen halben Liter Benzin zurückgebracht. Ich tanke also die Kiste voll und brause los. Was meine Braut zusammengeflötet hat, weil sie zwei Stunden rumgehangen hat, wie bestellt und nicht abgeholt, muß ich Ihnen wohl nicht erzählen —“
    „Ihr Name ist Hannemann, wenn ich Sie

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