Der Sohn des Kometen
ihr Lager geführt.
»Wenigstens vierzig oder fünfzig Krieger«, murmelte einer der Beobachter neben Mythor. Es klang hoffnungslos.
»Wir sollten fliehen«, meinte ein zweiter. »Wir Marn waren nie feige. Aber das ist der sichere Tod.«
»Die Flucht ebenfalls. Sie haben Pferde. Sie können uns jederzeit einholen und stellen, wo es ihnen gefällt. Wir kennen das Gelände nicht.«
»Wir sollten unser Leben wenigstens so teuer wie möglich verkaufen.«
»Wenn es aus ist, kümmert es keinen mehr, wie teuer es verkauft wurde, am wenigsten den Toten.«
»Was schlägst du also vor?« mischte sich Mythor in das Gespräch.
»Dass wir zu ihnen gehen und mit ihnen reden.«
»Ein ungewöhnlicher Gedanke«, warf einer ein, bevor Mythor antworten konnte. »Was sollen wir ihnen sagen, das sie nicht schon wüssten?«
»Dass wir nichts mehr besitzen, was sie uns wegnehmen könnten, außer der Kraft unserer Arme und dem Stolz in unseren Herzen, und dass viele von ihnen am Leben blieben, um größere Dinge zu vollbringen, wenn sie uns in Frieden ziehen ließen.«
Stille folgte den Worten, die jeden berührten. Schließlich sagte Mythor: »Den Versuch ist es wert, aber ich glaube nicht an einen Erfolg. Sie müssen wissen, dass wir nur das nackte Leben gerettet haben. Wenn sie uns dennoch angreifen, können sie es nur darauf abgesehen haben, uns zu töten.«
»Aber weshalb nur? Töten sie nur um des Tötens willen? Wir haben ihnen keinen Anlass gegeben!«
»Vielleicht«, entgegnete Mythor. »Vielleicht ist es nur, weil wir Fremde sind, weil wir anders sind. Weil wir eine dunkle Haut haben und sie alles Dunkle fürchten. Weil wir durch ihr Land gezogen sind, ohne zu fragen. Für sie mag es tausend Gründe geben, die wir nicht kennen.«
»Vielleicht erfährt man sie, wenn man mit ihnen redet.«
Mythor nickte zustimmend. »Gut, Atran, ich rede mit ihnen.«
Atran schüttelte den Kopf. »Es ist nicht gut, wenn du es tust. Es ist gefährlich. Und wer sollte uns führen, wenn dir.«
»Aber nur so kann ich euch führen, wenn ich die Aufgaben übernehme, für die ich am besten geeignet bin«, widersprach Mythor entschieden. »Ich verstehe die Tainnianer am besten, daher.«
»Was Atran meint«, sagte der Erste Bürger des versunkenen Churkuuhl, der in Begleitung der übrigen drei Dutzend männlichen Marn herangekommen war, »ist, dass sie deine Erfahrung brauchen werden, um in diesem fremden Land zu überleben, nicht unbedingt deinen Mut, Mythor. Und was den Dialekt dieser tainnianischen Barbaren betrifft, nun, ich denke, die Verständigungsmöglichkeiten werden ausreichen, um zu klären, dass wir Frieden wollen. Ich werde daher gehen. Sie werden einen alten Mann, der ohne Waffen kommt, nicht einfach erschlagen. Und wenn sie es tun, so ist nicht viel Kraft vergeudet.«
»Ich werde dich begleiten, Etro«, sagte Atran rasch.
Mythor schüttelte den Kopf. »Ich werde ihn begleiten.«
»Aber.«
»Bin ich euer Führer?« fragte Mythor. »So will ich die Macht, selbst zu entscheiden.«
»Du hast sie, Mythor, doch.«
»Wenn sie uns töten«, unterbrach Etro, »werden die Marn ohne Führer sein.«
»Wenn sie uns töten«, sagte Mythor, »werden die Marn keinen Führer mehr brauchen.«
Damit war es entschieden. Mythor schärfte den Marn ein, unter keinen Umständen die Deckung der Felsen zu verlassen, um ihnen im Fall einer Gefahr zu Hilfe zu eilen. Vielmehr sollten sie die Tainnianer zwingen, zu ihnen zu kommen, und sie sollten sie tiefer zwischen die Klippen locken, wo die Frauen und Kinder sie von den Felsen aus mit Steinen erschlagen konnten.
*
Bevor Mythor und Etro aufbrachen, erschienen die Tainnianer jenseits des Plateaus, auf dem noch vereinzelt Trümmer Churkuuhls lagen. Nicht alle waren beritten. Sie hatten Schwerter und Spieße in den Fäusten, viele auch kleine runde Schilde.
»Sie kommen!« rief Atran aufgeregt.
Aber es gab keinen unter den Marn, der sie nicht bereits gesehen hatte. Und jedem wurde bei ihrem Anblick klar, wie gering ihre eigene Zahl war und dass es der Tod war, der auf sie zukam.
»Rasch!« rief Mythor. »Rasch, bevor sie uns keine Zeit mehr lassen für Verhandlungen!«
Er trat aus der Deckung und warf sein Messer fort, so dass es für den Gegner deutlich sichtbar sein müsste. Etro folgte ihm, ohne zu zögern.
Sie schritten mit halb erhobenen leeren Händen über die Ebene. Die Tainnianer hielten zögernd nach und nach an. Sie warteten offenbar ab, um herauszufinden, was die beiden vorhatten.
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