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Der Sohn des Kometen

Der Sohn des Kometen

Titel: Der Sohn des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Hämmern der Schmiede und Schiffbauer hörte selbst nachts nicht auf.
    Aber es wurde mit jedem Tag schwerer, so viele Menschen auf so engem Raum zu versorgen. Die Stadt platzte aus allen Mauern. Und es war auch nicht leicht, sie alle sinnvoll zu beschäftigen, wenn er auch die meisten, sobald sie die Tage ihrer kriegerischen Ausbildung hinter sich hatten, zur Beschaffung von Nahrung und zu ausgedehnten Patrouillenritten einsetzte. Zum Bau neuer Mauern und zur Verstärkung der alten.
    Doch wusste er, dass er sich mit dieser großen Anzahl von Verteidigern nicht in der Stadt verkriechen durfte. Er müsste versuchen, ihre Hauptkraft noch auf dem Wasser zu brechen, sonst mochte es wohl geschehen, dass sie seine Festung umgingen und ihn in aller Ruhe aushungerten.
    Und seine Flotte, obwohl sie stetig wuchs, seit der Frühlingswind das Eis in der Bucht gebrochen hatte, war Elvinons wunder Punkt.
    Weder Krude noch sein Vater oder die Herzöge vor ihm hatten eine große Flotte unterhalten, denn das Meer der Spinnen war unpassierbar. Und ein Feind, der vom Ozean herkam, müsste erst die Straße der Nebel passieren - für Fremde ein Unterfangen, das in seinen Auswirkungen einer Seeschlacht gleichkommen konnte. Ambor und Akinborg hatten schon seit alten Tagen Schwierigkeiten mit dem Herzogtum Caer, so dass sie gar nicht dazu kamen, Eroberungszüge nach Süden zu kultivieren. Akinlay, das wohl eine Flotte besaß und auch nicht abgeneigt war, sich mit Elvinon anzulegen, konnte auch den bequemeren und wetterunabhängigen Landweg wählen. Es war nie wirklich notwendig gewesen, eine Kriegsflotte zu besitzen.
    Aber nun standen die Caer in Akinborg und Ambor.
    Zu Beginn von Krudes Regentschaft in Elvinon war Caer eine der sieben Provinzen Tainnias gewesen, mit Herzog Murdon von Caer an der Spitze, bis er von den Priestern entmachtet wurde. Es war ein Triumph der Schattenkräfte, denn die Priester huldigten seit alten Tagen der Magie und der Schattenwelt. Mit ihrer Hilfe gelang es ihnen bald, ihre Macht auszudehnen und fast die gesamte tainnianische Insel zu erobern. Was ihre Krieger nicht vermochten, taten ihre Dämonen.
    So war es auch jetzt, dass Herzog Krude nicht so sehr die Kriegerscharen fürchtete, die auf den schwarzen Caer-Schiffen nach Elvinon kommen würden, sondern jene Kräfte, vor denen auch Mut nicht schützte - die unheiligen Kräfte der Zauberei.
    *
    »Vater, du hörst mir gar nicht zu. Ich sagte, ich glaube, ich habe ihn gefunden!« wiederholte Nyala ungeduldig.
    Herzog Krude wandte sich seufzend vom Anblick der Straße der Nebel ab. »Ja, Kind. Verzeih. Aber der bevorstehende Untergang von Elvinon beschäftigt mich mehr und mehr. Vielleicht solltest du die Stadt verlassen.« »Das werde ich auch«, unterbrach sie ihn heftig.
    »Um wieder diese Gruft aufzusuchen, ich weiß, aber die Wachen haben meinen Befehl, auch dich nicht in die Nähe zu lassen.« Er winkte ab, als sie heftig etwas erwidern wollte. »Ich weiß natürlich, dass du trotzdem Mittel und Wege finden wirst, deine Spinnereien in die Tat umzusetzen. Das ist ja das Erfreuliche an deinem Charakter, deine Phantasie und deine Tatkraft. Und nun hör mir zu und versuche Tatsachen als das zu sehen, was sie sind: Einmal stehen meine Wachen seit vielen Tagen an der Gruft, und ihres Wissens hat niemand sie betreten oder verlassen, auch dein Held nicht.«
    Er winkte erneut ab, als sie zu einer Entgegnung ansetzte.
    »Lass mich meinen Teil vorbringen, Tochter! Zum zweiten, wenn die Götter in der Tat einen Helden schicken, der Licht in unser düsteres Dasein bringen soll, so sicher nicht solch einen Halbwilden aus dem Süden, wie du ihn angeschleppt hast. Ich will an der Legende gar nicht zweifeln. Uns steht große Dunkelheit bevor, wenn die verdammten Caer kommen, und wir könnten solch einen himmlischen Helfer gut brauchen. Erain ist mein Zeuge, ich sehne ihn ebenso herbei wie du. Und zu guter Letzt: Diese Wanderstadt kam aus dem Süden. Wie weit aus dem Süden, weiß niemand. Vermutlich wissen sie es selbst nicht mehr genau.«
    »Das kann man erfragen.«
    »Tu das. Er ist dein Gast. Oder dein Gefangener?«
    »Mein Gast!«
    »Und wenn es ihm einfallen sollte, einfach zu gehen?«
    »So mag er gehen.«
    Krude lächelte. »Ich wollte, wir hätten alle diese Wahl.«
    Sie sah ihn an.
    »Du denkst noch immer, es sei mein Krieg, nicht wahr?« fragte er. »Und dass ich diese kleine Abwechslung herbeisehne, um mit Elvinons Schlagkraft zu protzen? Du denkst noch immer nicht

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